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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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haben...«
    Â»Und reich an Einmischungen zugunsten eines reichen, adligen Angeklagten!«, rief eine spöttische Stimme aus den Zuschauerreihen.
    Â 
    Angélique hatte erwartet, dass die Gerichtsdiener den Störenfried unverzüglich packen und hinauswerfen würden. Zu ihrer großen Überraschung sah sie jedoch, wie ein ganz in ihrer Nähe stehender Gardist einen Büttel verschwörerisch in die Seite knuffte. Es müssen Männer im Saal sein, die die Zuschauer gegen Joffrey aufwiegeln sollen, dachte sie.
    Der Vorsitzende fuhr fort, als hätte er nichts gehört.
    Â»... Um also allen zu beweisen, dass die Rechtsprechung des Königs nicht nur unparteiisch, sondern auch großmütig ist, glaube ich an dieser Stelle verkünden zu dürfen, dass ich von
den überaus zahlreichen Schriftstücken in dieser Akte, die von verschiedenen Seiten vorgelegt und in langwierigen Untersuchungen gesammelt wurden, nach reiflicher Überlegung und inneren Kämpfen eine Vielzahl zurückweisen musste.«
    Er verstummte, schien neuen Atem zu schöpfen und schloss mit etwas gepresster Stimme: »... Exakt vierunddreißig Dokumente wurden von mir als zweifelhaft zurückgewiesen, da sie – vermutlich aus persönlichen Rachegelüsten gegenüber dem Angeklagten – offensichtlich gefälscht waren.«
    Diese Erklärung sorgte nicht nur in den Zuschauerreihen für Unruhe, sondern auch unter den Richtern, die mit einem solchen Beweis des Mutes und der Milde von Seiten des Vorsitzenden nicht gerechnet hatten. Einer von ihnen, ein kleiner Mann mit verschlagenem Gesicht und Hakennase, konnte sich nicht beherrschen und rief: »Die Anklage wegen der Suche nach verborgenen Schätzen muss aber beibehalten werden.«
    Masseneau warf einen erstaunten Blick auf das Bündel mit den vierunddreißig zweifelhaften Dokumenten.
    Â»Ich wüsste nicht, Monsieur Bourié, warum wir uns mit diesem Anklagepunkt aufhalten sollten, wenn der Angeklagte behauptet, solche Schätze selbst herstellen zu können.«
    Â»Vielleicht nutzt er eine besondere Gabe, um Gold aufzuspüren, das unter der Erde, in Gräbern oder in seit Jahrhunderten vergessenen Verstecken liegt?«
    Â 
    Masseneau verzog verächtlich das Gesicht und erklärte: »Die Anklage wegen Schatzsuche wird fallengelassen.«
    Der Richter stampfte vor Zorn beinahe mit den Füßen.
    Â»Die Würde des Gerichts und seine Ermessensfreiheit werden mit Füßen getreten, wenn sein Vorsitzender sich für berechtigt hält, belastende Unterlagen, die womöglich zu den wichtigsten Anklagepunkten gehören, nach eigenem Gutdünken auszusondern und dem Urteil der Richter vorzuenthalten...«

    Â»Monsieur Bourié, in meiner Eigenschaft als Vorsitzender dieses Gerichts rufe ich Euch zur Ordnung und fordere Euch auf, entweder von Eurem Amt als Richter zurückzutreten oder mit der Verhandlung fortzufahren.«
    Der Saal geriet in Aufruhr.
    Â»Der Angeklagte hat den Vorsitzenden gekauft. Jeder kennt doch das Gold von Toulouse!«, schrie der gleiche Zuschauer, der auch zuvor schon durch einen Zwischenruf aufgefallen war.
    Â»Wenn schon einmal ein reicher Adliger für seine Gier zur Verantwortung gezogen werden soll...«, fügte der Jurist mit dem fettigen Haar zwei Reihen vor Angélique hinzu.
    Â 
    Â»Messieurs, die Sitzung ist hiermit unterbrochen, und wenn nicht sofort Ruhe einkehrt, lasse ich den Saal räumen!«, verschaffte sich der Vorsitzende Masseneau mühsam Gehör.
    Empört setzte er sein Barett auf die Perücke und verließ, gefolgt von den übrigen Richtern, den Saal.
    Â 
    Angélique hatte das Gefühl, dass sie trotz ihres würdevollen Auftritts Marionetten glichen, die hereinkamen, sich dreimal im Kreis drehten und wieder verschwanden. Wenn sie doch bloß einfach nicht mehr wiederkämen...!
    Die Zuschauer beruhigten sich wieder und bemühten sich um ein gesitteteres Verhalten, damit die Richter zurückkamen und das Spektakel weiterging. Alle erhoben sich, als die Schweizergarden mit ihren Hellebarden auf den Boden klopften, um die Rückkehr des Gerichts anzukündigen.
    Â 
    Es herrschte andächtige Stille, während Masseneau seinen Platz wieder einnahm.
    Â»Messieurs, der Zwischenfall ist beigelegt. Die von mir als verdächtig eingestuften Dokumente sind Teil der Akte, die jeder Richter in aller Ruhe studieren kann. Ich habe sie

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