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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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Chemie . Diese ist eine experimentelle Wissenschaft, in der alle Substanzumwandlungen beliebig reproduzierbar sind, unabhängig davon, wer das Experiment durchführt, natürlich unter der Bedingung,
dass der Betreffende sein Handwerk erlernt hat. Ein überzeugter Alchemist jedoch ist schlimmer als ein Hexenmeister!«
    Â»Ich bin sehr froh, dass Ihr das sagt, denn dadurch erleichtert Ihr dem Gericht seine Aufgabe. Aber was kann denn Eurer Ansicht nach schlimmer sein als ein Hexenmeister?«
    Â»Ein Dummkopf und Visionär.«
    Â 
    Zum ersten Mal seit Beginn dieser feierlichen Sitzung schien der Vorsitzende die Beherrschung zu verlieren.
    Â»Angeklagter, ich beschwöre Euch, bemüht Euch um einen ehrerbietigeren Ton. Schon in Eurem eigenen Interesse. Schlimm genug, dass Ihr bei Eurem Eid vorhin die Unverschämtheit besessen habt, Seine Majestät erst nach Eurer Frau und Eurem Kind zu erwähnen. Wenn Ihr weiterhin eine solche Arroganz an den Tag legt, kann das Gericht es ablehnen, Euch weiter zu hören …«
    Angélique sah, wie der Advokat auf ihren Mann zueilte, um ihm etwas zu sagen, und von den Wachen daran gehindert wurde. Doch Masseneau schritt unverzüglich ein und gewährte dem Advokaten volle Handlungsfreiheit, um seine Aufgaben als Verteidiger wahrzunehmen.
    Â 
    Â»Es lag mir fern, mit meinen Worten Euch persönlich oder einem anderen Richter zu nahe zu treten, Monsieur«, fuhr der Graf de Peyrac fort, als sich das Stimmengewirr einigermaßen gelegt hatte. »Als Wissenschaftler habe ich lediglich die Anhänger jener schädlichen Kunst angegriffen, die man Alchemie nennt, und ich glaube kaum, dass auch nur einer von Euch, die Ihr mit so ernsthaften Aufgaben überhäuft seid, sie insgeheim praktiziert …«
    Dieser Schluss gefiel den Richtern, und sie nickten würdevoll.
Das Verhör wurde in einer etwas entspannteren Atmosphäre fortgesetzt. Nachdem Masseneau eine Weile in seinem Aktenberg geblättert hatte, förderte er ein weiteres Blatt zutage.
    Â»Ihr seid überführt, während Eurer mysteriösen Praktiken, die Ihr mit dem neuen Namen Chemie bezeichnet, um Euch von aller Schuld reinzuwaschen, Stücke von Skeletten verwendet zu haben. Wie rechtfertigt Ihr eine so unchristliche Handlungsweise?«
    Â»Man darf keinesfalls okkultistische und chemische Verfahren miteinander verwechseln, Monsieur. Aus diesen Tierknochen gewinne ich lediglich Asche, die die besondere Eigenschaft besitzt, Bleiglätte aufzunehmen, nicht aber das mit dem geschmolzenen Blei vermischte Gold und Silber.«
    Â»Und besitzen menschliche Knochen die gleiche Eigenschaft?«, fragte Masseneau hinterlistig.
    Â»Zweifellos, aber ich gestehe, dass Tierasche für meine Bedürfnisse völlig ausreicht und ich mich damit begnüge.«
    Â»Müssen die Tiere lebendig verbrannt werden, um den Anforderungen Eurer Praktiken zu genügen?«
    Â»Keineswegs, Monsieur. Kocht Ihr etwa Eure Hühnchen lebendig?«
    Die Züge des Richters verzerrten sich, aber er beherrschte sich und erwiderte, dass es doch erstaunlich sei, dass solche Knochenasche nur von einem einzigen Menschen im ganzen Land verwendet werde, und das auch noch für Praktiken, die der gesunde Menschenverstand nur als extravagant, um nicht zu sagen, ketzerisch, bezeichnen könne.
    Â 
    Als Peyrac hochmütig mit den Schultern zuckte, fügte Masseneau hinzu, dass es auch eine Anklage wegen Sakrilegs und Gottlosigkeit gebe. Diese gründe sich aber nicht ausschließlich auf die Verwendung von Tierknochen und werde deshalb zu einem späteren Zeitpunkt näher behandelt.

    Â»Dient Eure Knochenasche nicht in Wahrheit dem okkulten Ziel, niedere Materie wie etwa Blei zu regenerieren, um ihr neues Leben zu schenken, indem Ihr sie in edle Metalle wie Gold und Silber umwandelt?«
    Â»Diese Auffassung klingt fast schon wie die trügerische Dialektik der Alchemisten, die mit Hilfe obskurer Symbole vorzugehen behaupten, während es in Wahrheit unmöglich ist, Materie zu erschaffen.«
    Â»Gesteht Ihr gleichwohl die Tatsache, Gold und Silber auf andere Weise geschaffen zu haben, als sie aus dem Kies eines Flussbetts herauszusieben?«
    Â»Ich habe niemals Gold oder Silber geschaffen . Ich habe es lediglich herausgelöst .«
    Â»Trotzdem erklären uns Leute, die sich auf diesem Gebiet auskennen, dass in dem Gestein, aus dem Ihr diese Metalle herauszulösen

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