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Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges

Titel: Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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immer noch ein Gewitter in der Luft. Angélique erinnerte sich später daran, dass sie von der alten Römerstraße her, die eine halbe Meile entfernt verlief, ein undeutliches Rumoren zu hören geglaubt hatte.
    Im Wald war es noch finsterer.
    »Du brauchst keine Angst vor Wölfen zu haben«, sagte Nicolas. »Im Sommer kommen sie nicht hierher.«
    »Ich habe keine Angst.«
    Bald erreichten sie den Bach und ließen ihre Reusen, in die sie zuvor ein Stück Speck gesteckt hatten, auf den Grund hinab. Ab und zu holten sie sie wieder hoch, triefend und mit einer ganzen Traube blauer Flusskrebse gefüllt, die vom Licht angelockt worden waren. Sie warfen sie in einen Tragkorb, den sie eigens dazu mitgebracht hatten. Angélique kam es überhaupt nicht in den Sinn, dass die Wachen vom Schloss Plessis sie überraschen könnten und es größten Ärger geben würde, wenn eine der Töchter des Barons de Sancé dabei erwischt würde, wie sie mit einem Bauernlümmel nachts im Laternenschein wilderte.
    Plötzlich richtete sie sich auf, und Nicolas tat es ihr gleich.
    »Hast du nichts gehört?«
    »Doch, da hat jemand geschrien.«
    Die beiden Kinder lauschten einen Augenblick, ohne sich zu rühren, und wandten sich dann wieder ihren Reusen zu. Aber sie waren beunruhigt, und bald darauf hielten sie wieder inne.
    »Jetzt höre ich es genau. Da unten wird geschrien.«
    »Das kommt vom Weiler her.«

    Rasch sammelte Nicolas ihre Utensilien zusammen und nahm den Tragkorb auf den Rücken. Angélique griff nach der Laterne. Lautlos gingen sie über einen moosbewachsenen schmalen Weg zurück. Als sie an den Waldrand kamen, blieben sie abrupt stehen. Ein rosiges Licht schimmerte durch die Bäume und erhellte die Stämme.
    »Das … das ist nicht das Morgengrauen«, flüsterte Angélique.
    »Nein, das ist Feuer!«
    »Mein Gott, vielleicht brennt es ja bei euch. Komm schnell.«
    Aber er hielt sie zurück.
    »Warte, das ist zu viel Geschrei für ein Feuer. Da muss noch etwas anderes sein.«
    Hastig schlichen sie weiter, bis sie die letzten Bäume erreichten. Dahinter erstreckte sich eine lange, sanft abfallende Wiese bis zum ersten Häuschen, in dem die Merlots wohnten. Fünfhundert Meter weiter standen die drei anderen Häuser am Wegrand zusammen. Eines von ihnen brannte. Das Licht der Flammen, die aus seinem Dach schlugen, fiel auf umhereilende Männer, die laut schreiend durcheinanderliefen, in die Häuschen eindrangen und mit Schinken beladen oder Kühe und Esel hinter sich herziehend wieder herauskamen.
    Von der Römerstraße her strömten sie wie eine dichte schwarze Flut durch den Hohlweg. Ein mit Knüppeln und Rapieren gespickter Schwall ergoss sich über den Hof der Merlots und setzte sich fort in Richtung Monteloup. Nicolas hörte seine Mutter schreien. Dann fiel ein Schuss. Es war sein Vater, der noch genug Zeit gehabt hatte, seine alte Muskete vom Haken zu nehmen und zu laden. Aber kurz darauf wurde er wie ein Sack in den Hof geschleift und mit Knüppeln erschlagen. Angélique sah, wie eine Frau im Hemd schreiend und schluchzend über den Hof eines Häuschens flüchtete. Ein paar Männer verfolgten sie. Die Frau versuchte, den
Waldrand zu erreichen. Angélique und Nicolas wichen zurück, packten sich bei den Händen und flohen, über dornige Ranken stolpernd, in den Schutz des Waldes. Doch bald beruhigten sie sich wieder und kehrten an den Waldrand zurück, wider Willen fasziniert vom Feuer und den lauten Rufen, die, zu einem gleichförmigen Schrei verschmolzen, in die Dunkelheit aufstiegen. Sie sahen, dass die Frau von ihren Verfolgern eingeholt worden war und diese sie nun über die Wiese schleiften.
    »Das ist Paulette«, wisperte Nicolas.
    Hinter dem Stamm einer gewaltigen Eiche aneinandergedrängt, beobachteten sie keuchend und mit weit aufgerissenen Augen das entsetzliche Schauspiel.
    »Sie haben unseren Esel und unser Schwein gestohlen«, sagte er noch.
    Der Morgen graute und dämpfte den Schein des allmählich verlöschenden Feuers. Die übrigen Häuser hatten die Räuber nicht angezündet. Die meisten hatten nicht einmal in diesem kleinen, belanglosen Weiler angehalten, sondern waren gleich weiter ins Dorf Monteloup gezogen. Diejenigen, die die vier Häuschen geplündert hatten, verließen nun nach und nach den Schauplatz ihrer Verbrechen. Angélique und Nicolas sahen ihre abgetragene Kleidung, ihre ausgezehrten, von dunklen Bärten bedeckten Gesichter. Ein paar von ihnen trugen breitkrempige Federhüte, und einer hatte sogar

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