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Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges

Titel: Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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des Barons de Sancé, der seinen Pachthof nicht selbst bewirtschaftete, sondern weiterverpachtete.
    Darüber hinaus war er auch der Schenkwirt des Dorfes und recht wohlhabend.
    Die kleine romanische Kirche wurde mit Blumen und armdicken Wachskerzen geschmückt. Der Baron höchstselbst führte die Braut zum Altar. Beim mehrere Stunden dauernden Hochzeitsschmaus quollen die Tische über von Weißwürsten, Blutwürsten, Kaldaunenwürstchen, Rindswürsten und Käse. Dazu gab es Wein.
    Nach dem Essen überreichten die Frauen des Dorfes dem Brauch gemäß der Braut die Geschenke.
    Diese saß in ihrem neuen Heim auf einer Bank vor einem großen Tisch, auf dem sich bereits Porzellan- und Zinngeschirr, Laken sowie kupferne und gusseiserne Kessel stapelten. Ihr rundes, etwas stumpfes Gesicht strahlte vor Freude unter einem riesigen Margeritenkranz.

    Madame de Sancé war es fast schon peinlich, dass sie nur ein bescheidenes Geschenk für sie hatte: ein paar Teller aus schönem Porzellan, die sie für solche Anlässe zurückgelegt hatte. Mit einem Mal kam Angélique der Gedanke, dass sie im Schloss aus den gleichen Näpfen aßen wie die Bauern. Diese Unlogik empörte und verletzte sie zugleich. Wie waren die Menschen doch merkwürdig! Konnte man nicht jetzt schon darauf wetten, dass auch die Dörflerin diese Teller nicht benutzen, sondern sie sorgsam in einer Truhe verstauen würde, um weiterhin aus ihrem Napf zu essen? Und auf Schloss Plessis gab es so viele wunderbare Gegenstände, die einfach ungenutzt herumstanden wie in einem Grab...!
    Angéliques Gesicht verschloss sich, und sie küsste die junge Frau nur widerstrebend.
    Unterdessen versammelten sich die jungen Leute des Dorfes scherzend um das große Ehebett.
    »Oh, meine Hübsche«, rief einer von ihnen, »wenn man dich und deinen Gemahl so sieht, möchte man wetten, dass euch die Brautsuppe morgen früh sehr willkommen sein wird.«
    »Maman«, fragte Angélique, als sie wieder hinausgingen, »was ist diese Brautsuppe, von der bei Hochzeiten immer alle reden?«
    »Das ist ein Brauch der einfachen Leute, genau wie die Geschenke oder der Tanz«, antwortete ihre Mutter ausweichend.
    Diese Erklärung reichte ihrer Tochter nicht aus, und so nahm Angélique sich fest vor, dabei zu sein, wenn den Brautleuten die »Brautsuppe« gebracht wurde.
    Auf dem Dorfplatz unter der großen Ulme wurde immer noch nicht getanzt. Die Männer saßen noch an den Tischen, die im Freien auf Böcken aufgebaut waren.
    Angélique hörte das Schluchzen ihrer älteren Schwester, die ins Schloss zurückkehren wollte, weil sie sich für ihr einfaches, ausgebessertes Kleid schämte.

    »Pah!«, rief Angélique. »Du machst dir das Leben ganz schön kompliziert, meine Ärmste. Beklage ich mich vielleicht über mein Kleid, und dabei ist es zu eng und zu kurz. Und meine Schuhe tun mir wirklich weh. Aber ich habe einfach meine Holzschuhe mitgebracht, und die ziehe ich zum Tanzen an. Ich bin fest entschlossen, heute Spaß zu haben!«
    Doch Hortense ließ nicht locker. Sie klagte, ihr sei zu warm und sie fühle sich nicht wohl, und deshalb wolle sie nach Hause. Madame de Sancé ging zu ihrem Mann, der zwischen den Honoratioren des Dorfes saß, und erklärte ihm, sie ziehe sich zurück, lasse aber Angélique bei ihm. Das kleine Mädchen blieb eine Weile bei seinem Vater. Sie hatte viel gegessen und fühlte sich schläfrig.
    Um sie herum saßen der Pfarrer, der Dorfschulze, der Schullehrer, der bei Bedarf auch als Vorsänger in der Kirche, Bader und Barbier oder als Glöckner fungierte, und einige Bauern, die man »Landwirte« nannte, weil sie einen Ochsenpflug besaßen und mehrere Feldarbeiter beschäftigten. Eine kleine Aristokratie des Dorfes also. Zu ihrer Gruppe gehörte auch Arthème Callot, der Feldmesser des benachbarten Marktfleckens, der vorübergehend hierher abgestellt worden war, um bei der Trockenlegung des Sumpfs zu helfen, und der ein wenig als weitgereister Gelehrter galt, obwohl er auch bloß aus dem Limousin stammte. Und schließlich machte sich am Tisch noch der Brautvater persönlich breit, Paul Saulier, seines Zeichens Züchter von Hornvieh, Pferden und Eseln. Tatsächlich war dieser korpulente Poiteviner Bauer der bedeutendste Meier des Umlands, und obwohl Armand de Sancé der »Herr« war, war sein Pächter mit Sicherheit reicher als er.
    Als Angélique ihren Vater mit gefurchter Stirn dasitzen sah, erriet sie mühelos seine Gedanken. Das ist ein weiteres Zeichen für den Niedergang des

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