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Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges

Titel: Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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schönen Anzug zu verderben?«, murmelte sie mit einer Unschuld, die nicht ganz frei war von unbewusster Koketterie.
    Er brummte etwas, und sein Gesicht presste sich an den zierlichen Hals des jungen Mädchens.
    »Du riechst gut«, seufzte er, »du riechst so gut wie eine Angelikablüte.«
    Er versuchte sie zu küssen, aber sein suchender, feuchter Mund war ihr unangenehm, und so stieß sie ihn zurück. Daraufhin verstärkte er seinen Griff und schob sich auf sie. Diese unvermittelte Grobheit weckte Angélique endgültig auf und ließ sie wieder klar denken. Sie wehrte sich und versuchte sich aufzurichten. Aber der keuchende Junge hielt sie fest umschlungen. Da schlug sie ihn voller Zorn mit den Fäusten mitten ins Gesicht und schrie: »Lass mich los, du Bauerntölpel, lass mich los!«
    Endlich gab er sie frei, und sie glitt vom aufgeschichteten Heu herunter und kletterte die Leiter hinab in die Scheune. Sie war zornig, aber gleichzeitig auch traurig, ohne zu wissen, warum … Draußen näherten sich durch die Dunkelheit laute Rufe und Lichter.
    Die Farandole!
    Hand in Hand tanzten die Jungen und Mädchen in einer langen Kette an ihr vorbei; Angélique wurde mitgerissen. Die Farandole schlängelte sich durch die Gassen, sprang über Gatter und stürmte im Dämmerlicht des Morgengrauens die Felder hinab. Ständig stolperten sie, von Trauben- und Apfelwein berauscht, und kullerten unter schallendem Gelächter übereinander. Es ging zurück zum Dorfplatz; Tische und Bänke waren umgeworfen; die Farandole sprang darüber hinweg. Die Fackeln verloschen.

    »Die Brautsuppe! Die Brautsuppe«, forderten nun laute Stimmen. Man klopfte an die Tür des Dorfschulzen, der irgendwann zu Bett gegangen war.
    »He, wach auf, Bürger! Wir wollen die Brautleute stärken!«
    Angélique, der es mit schmerzenden Armen gelungen war, sich aus der Kette loszureißen, sah daraufhin einen seltsamen Zug herankommen.
    Vorneweg gingen zwei komische, wie einst die alten Hofnarren in Lumpen gekleidete und mit Schellen geschmückte Gestalten. Dann kamen zwei junge Burschen mit einem riesigen Kessel, den sie an einem über ihre Schultern gelegten Stock trugen. Ihre Gefährten umringten sie mit Weinkrügen und Bechern in der Hand. Dahinter folgten alle Bewohner des Dorfes, die sich noch auf den Beinen halten konnten, und zusammen bildeten sie eine recht große Schar.
    Ohne große Umstände drangen sie in die Hütte der Brautleute ein.
    Angélique fand sie nett, wie sie da Seite an Seite in ihrem großen Bett lagen. Die junge Frau war ganz rot im Gesicht. Dennoch tranken sie ohne Widerrede den gewürzten warmen Wein, den man ihnen reichte. Aber einer der Feiernden, der noch betrunkener war als die Übrigen, wollte das Laken wegreißen, das sie züchtig bedeckte. Der Ehemann wehrte ihn mit einem Fausthieb ab. Daraufhin kam es zu einer Prügelei, und durch den Tumult hindurch hörte man die Schreie der armen jungen Frau, die sich krampfhaft an ihre Decken klammerte. Hin und her gestoßen von diesen wogenden Körpern, halb erstickt vom Geruch nach Wein und ungewaschener Haut, wäre Angélique um ein Haar zu Boden gerissen und getreten worden. Nicolas befreite sie schließlich und half ihr nach draußen.
    »Oh«, seufzte sie, als sie endlich wieder an der frischen Luft waren. »Eure Brautsuppe ist aber gar nicht lustig. Sag, Nicolas, warum bringen sie den Brautleuten eigentlich warmen Wein?«
»Na, weil sie sich nach der Hochzeitsnacht stärken müssen.«
    »Ist die denn so anstrengend?«
    »Anscheinend …«
    Unvermittelt begann er zu lachen. Seine Augen blitzten, und seine schwarzen Locken fielen ihm in die gebräunte Stirn. Sie sah, dass er genauso betrunken war wie die anderen. Plötzlich streckte er die Arme nach ihr aus und kam schwankend auf sie zu.
    »Angélique, du bist so süß, wenn du so redest, weißt du das... Du bist so süß, Angélique.«
    Er schlang die Arme um ihren Nacken. Stumm machte sie sich los und ging davon.
    Über dem verwüsteten Dorfplatz ging die Sonne auf. Das Fest war endgültig zu Ende. Mit unsicheren Schritten und bitteren Gedanken nachhängend, wanderte Angélique zurück zum Schloss.
    Jetzt hatte sich nach Valentin auch noch Nicolas so ein seltsames Betragen herausgenommen. Sie hatte sie beide gleichzeitig verloren. Sie hatte das Gefühl, als sei ihre Kindheit gestorben, und bei dem Gedanken, dass sie nie mehr mit ihren früheren Spielkameraden in die Sümpfe oder den Wald zurückkehren würde, hätte sie am liebsten

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