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Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges

Titel: Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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alles, was ich brauche, um mich wieder gesund zu pflegen.«
    »Aber du hast niemanden, der dir deine Kräutertees aufbrüht, wenn du zu schwach dazu bist. Wenn man krank ist, braucht man immer jemanden, der einem hilft.«
    Mélusine sah sie immer noch verschmitzt an.
    »Hast du Angst?«, fragte sie schließlich.
    »Nein, ich habe keine Angst.«
    »Hast du Angst davor, dem Widerwärtigen, dem Bösen, dem Zeichen des Teufels ins Gesicht zu sehen?«
    »Nein, ich habe keine Angst«, versicherte Angélique, die sich immer noch an ein paar Wurzeln festklammerte und kleine Kiesel unter ihren Füßen hinunterkollern hörte. Was sollten diese Fragen?
    Wenn Mélusine bei ihr war, hatte sie vor nichts Angst.
    »Dann komm«, sagte die Hexe. »Du kannst mir helfen... Und mach mir meine Treppe nicht kaputt.«
    Sie ging zurück in die Höhle und winkte Angélique heran, die ihr ins Innere folgte. Es war ein recht weitläufiger Raum mit dunklen Ecken voller Truhen, Weidenkörbe, Möbelstücke aus Schilfrohr, irdener Töpfe, Krüge und Fläschchen.
    Im Halbdunkel unter der Decke erkannte sie undeutlich die Eule, von der sie schon gehört hatte und die dort oben, geschützt vor dem grellen Tageslicht, schlafend auf einem verkrümmten Ast saß. Nur die Katze war nirgends zu sehen. Wie sie vermutet hatte, brannte das Feuer nicht. Aber die Luft war erfüllt vom durchdringenden Geruch der Arzneien, die Mélusine in Kesseln und Töpfen zubereitet hatte.
    Am Ende der Höhle, dort, wo es am dunkelsten war, bemerkte sie einen schlafenden Mann, der wie ein Paket auf
das Farnlager geworfen dalag. Er war nicht sehr groß, eher stämmig und in ärmliche dunkle Lumpen gekleidet, die ihm zu groß waren. Seine nackten Füße ragten aus der zerfetzten Hose, es waren die knotigen, aufgeschürften Füße eines Armen. Ein Stück weiter sah sie seine mit dicken Nägeln beschlagenen Wanderschuhe, noch nicht zu sehr abgelaufen, wenn auch deutlich abgenutzt. Sein tiefer Schlaf musste auf die kundigen Mixturen zurückzuführen sein, die die Hexe ihm eingeflößt hatte. Sein Gesicht konnte Angélique nicht sehen, da es mit einem dicken Umschlag aus weißem Tuch bedeckt war.
    »Ist das jemand aus unseren Dörfern?«, wollte sie wissen.
    Die Hexe lachte desillusioniert.
    »Glaubst du wirklich, ich könnte einen dieser frommen armen Teufel hierherbringen, und sei es auch nur, um ihm das Leben zu retten? Dann wäre doch jetzt schon längst das ganze Dorf auf den Beinen, um den Wald nach ihm abzusuchen, weil sie glaubten, ich hätte ihn entführt, um ihn im Kessel des Satans zu kochen …«
    Beim Gedanken an so viel menschliche Dummheit zuckte sie die Schultern, dann kniete sie neben ihrem Patienten nieder. Angélique folgte ihrem Beispiel. Halb über den reglos daliegenden Mann gebeugt, betrachtete die Hexe ihn lange, als lauschte sie auf das, was sich in seinem Körper zusammenbraute.
    »So geht das schon seit ein paar Tagen«, sagte sie schließlich, »aber bald wird sich alles vollenden, das spüre ich.«
    Sie schaute Angélique an und griff nach ihren Händen.
    »Du bist noch sehr klein, aber deine Hände sind stark und heilend... Ich habe den Krebs eingeschläfert, der ihm unter der Haut das Gesicht zerfressen hat«, fügte sie in vertraulichem Ton hinzu.
    Sie schloss einen Moment die Augen.

    »Er muss ans Tageslicht gebracht werden...«, fuhr sie feierlich fort. »Der Mann darf sich nicht bewegen, sonst wacht der Krebs auf... Du wirst seinen Kopf halten.«
    »Jetzt?«
    Die Hexe lachte und schüttelte ihr schneeweißes Haar.
    »Nein... Wir müssen noch warten … Noch eine Nacht. Der Mond nimmt zu. Er zieht die Kräfte der Erde an und wird die meiner Hände steigern. Komm morgen in der Abenddämmerung wieder. Dann ist es so weit.«
    Angélique, die glaubte, sie würde die ganze Nacht über bleiben müssen, hatte schon angefangen, darüber nachzudenken, wie sie es anstellen sollte, das Schloss zu verlassen, ohne dass Hortense die ganze Familie zusammenschrie, wenn sie aufwachte. Mélusine, die ihre Gedanken erriet, lachte, ehe sie gerührt mit dem Kopf nickte.
    »Du bist mutig, das ist gut... Und zu allem bereit, um das Los deines Nächsten zu erleichtern!«
     
    Als sie am nächsten Tag zurückkehrte, sank die orangefarbene Sonne zum Horizont hinab und erfüllte das Innere der Höhle mit schwefelgelbem Licht.
    Ein beschwörendes Murmeln drang durch Mélusines halb geschlossene Lippen.
    Sie bedeutete ihr, sich ebenfalls neben den Mann zu knien. Angélique

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