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Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges

Titel: Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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der Spitze des schönen Spielzeugs, das ihm seine Eltern geschenkt hatten, würde er sich auf seinem tänzelnden Pferd in der Bewunderung sonnen und sich von all den »Frondeusen« umschmeicheln lassen, diesen wunderschönen verrückten, kampflustigen Frauen, die ihm, eine Blume oder einen Strohhalm am Hut oder Mieder, einen triumphalen
Empfang bereiten würden. Ihm würde der Ruhm zufliegen, ihm und diesen von allen beweihräucherten Frauen in ihren herrlichen Kleidern, von denen er sich umflattern lassen würde wie von einem Schwarm riesiger Schmetterlinge, bis ihm schwindelig wäre …
    Er würde zwischen ihnen leben …! Er würde all das erleben... den Krieg, den Ruhm, die Schmeichelei.
    Plötzlich drängte sie sich tiefer in den Winkel eines Treppenabsatzes. Ihr Cousin Philippe ging an ihr vorbei, ohne sie zu sehen. Sie hörte, wie er in den ersten Stock hinaufstieg und nach seinen Dienern rief, die im Schein einiger Handleuchter die Zimmer ihrer Herren herrichteten.
    Zornig erhob sich die Stimme des Jünglings.
    »Ich kann nicht glauben, dass keiner von euch beim letzten Halt daran gedacht hat, Kerzen mitzunehmen. Ihr hättet euch doch denken können, dass die angeblichen Adligen in diesen verlorenen Nestern nicht viel besser sind als ihre Bauern. Ist denn wenigstens Wasser für mein Bad geheizt worden?«
    Der Mann antwortete etwas, das Angélique nicht verstand.
    »Meinetwegen«, erwiderte Philippe ärgerlich. »Dann wasche ich mich eben an einem Kübel! Zum Glück hat mein Vater mir erzählt, dass Plessis über zwei florentinische Badezimmer verfügt. Ich kann es kaum erwarten, dorthin zu kommen. Ich habe das Gefühl, der Gestank dieser Bande hier wird mir nie mehr aus der Nase gehen.«
    Diesmal soll er dafür bezahlen, nahm sich Angélique vor.
    Im Licht der Laterne, die auf der Konsole im Vorzimmer stand, sah sie ihn wieder herunterkommen. Als er dicht vor ihr war, trat sie aus dem Schatten auf die Treppe.
    »Wie könnt Ihr es wagen, zu Lakaien so unverschämt über uns zu reden?«, fragte sie mit klarer Stimme, die unter den Gewölben widerhallte. »Habt Ihr denn gar keinen Sinn für die Würde des Adels? Aber das liegt bestimmt daran, dass Ihr
von einem Königsbastard abstammt, während unser Blut rein ist.«
    »Mag ja sein, dafür ist Eure Haut umso schmutziger«, entgegnete der junge Mann eisig.
    Unvermittelt ging Angélique auf ihn los. Doch der Jüngling verfügte bereits über die Kraft eines Mannes. Er packte ihre Handgelenke und stieß sie von sich, dass sie gegen die Wand prallte. Dann ging er ruhigen Schrittes davon.
    Angélique war wie betäubt, sie spürte das wilde Klopfen ihres Herzens. Ein unbekanntes Gefühl, eine Mischung aus Scham und Verzweiflung, schnürte ihr die Luft ab. Ich hasse ihn, dachte sie, und eines Tages werde ich mich rächen. Dann wird er sich vor mir verneigen und mich um Verzeihung bitten müssen.
    Doch vorläufig war sie nur ein unglückliches kleines Mädchen im dämmrigen Licht eines feuchten alten Schlosses.
    Eine Tür quietschte, und Angélique erkannte den alten Guillaume, der mit zwei Eimern heißem Wasser für das Bad des jungen Herrn heraufkam. Als er sie bemerkte, blieb er stehen.
    »Wer ist da?«
    »Ich bin es«, antwortete Angélique auf Deutsch.
    Wenn sie mit dem alten Soldaten allein war, unterhielten sie sich immer in seiner Muttersprache, die er ihr beigebracht hatte.
    »Was macht Ihr denn hier?«, fragte Guillaume. »Es ist kalt. Geht wieder zurück in den Salon und hört Euch die Geschichten Eures Onkels an. Da gibt es genug, um Euch für das ganze nächste Jahr zu unterhalten.«
    »Ich hasse diese Leute«, entgegnete Angélique lediglich. Sie hatte ganz vergessen, wie entzückt sie über ihre Ankunft und ihre ersten Geschichten gewesen war. »Sie sind unverschämt und viel zu verschieden von uns. Sie zerstören alles, was sie anfassen, und lassen uns danach allein und mit leeren Händen
zurück, während sie selbst in ihre schönen Schlösser mit all den herrlichen Dingen zurückkehren.«
    »Was ist denn los, mein Kleines?«, fragte der alte Lützen behutsam. »Seid Ihr etwa nicht über ein paar Spötteleien erhaben?«
    Angéliques Unwohlsein verstärkte sich. Kalter Schweiß bedeckte ihre Schläfen.
    »Guillaume, du warst doch noch nie an einem Fürstenhof, also sag mir: Wenn man gleichzeitig einem bösen und einem feigen Menschen begegnet, was soll man dann tun?«
    »Eine seltsame Frage für ein Kind! Da Ihr sie mir stellt, will ich Euch sagen, dass

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