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Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges

Titel: Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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man den Bösen töten und den Feigen laufen lassen soll. Aber Euer Cousin Philippe ist weder böse noch feige«, fuhr er nach kurzer Überlegung fort. »Ein wenig jung, das ist alles...«
    »Du verteidigst ihn also auch«, rief Angélique mit schriller Stimme, »du auch! Weil er schön ist... weil er reich ist...«
    Ein bitterer Geschmack erfüllte ihren Mund. Sie schwankte, und ohnmächtig glitt sie an der Mauer entlang zu Boden.
     
    Angéliques Krankheit erwies sich als das Natürlichste von der Welt.
    Madame de Sancé hatte sie über ihre Auswirkungen, die das Kind ein wenig ängstigten, beruhigt und ihr gesagt, dass es ihr von nun an bis zu einem vorgerückten Alter jeden Monat so ergehen werde.
    »Werde ich dann auch jeden Monat in Ohnmacht fallen?«, wollte Angélique wissen, verwundert darüber, dass sie diese angeblich unvermeidlichen Ohnmachten der Frauen in ihrer Umgebung nicht häufiger beobachtet hatte.
    »Nein, das war nur ein Zufall. Ihr werdet Euch wieder erholen und dann sehr gut mit Eurem neuen Zustand zurechtkommen.«

    »Und wenn schon! Es dauert noch so lange, bis ich in einem vorgerückten Alter bin«, seufzte das Mädchen. »Und dann ist es zu spät, um wieder auf Bäume zu klettern.«
    »Ihr könnt durchaus weiter auf Bäume klettern«, entgegnete Madame de Sancé, die bei der Erziehung ihrer Kinder sehr viel Zartgefühl bewies und Angéliques Kummer zu verstehen schien. »Aber wie Ihr selbst erkennt, wäre dies in der Tat eine gute Gelegenheit, Spiele aufzugeben, die nicht länger mit Eurem Alter und dem hohen Ansehen Eurer Familie vereinbar sind.«
    Sie fügte einen kurzen Vortrag hinzu, in dem von den Freuden des Gebärens und der Erbsünde die Rede war, die durch die Schuld unserer Mutter Eva auf den Frauen lastete.
    Als würden Armut und Krieg nicht reichen, seufzte Angélique. Wie sie dort unter ihren Laken lag und dem draußen fallenden Regen lauschte, verspürte sie eine unbestimmte Traurigkeit, eine leise Angst ohne genauen Anlass, ein Bedauern wie über ein unerwartetes Scheitern, während man sich kurz vor dem Sieg wähnte. Hin und wieder dachte sie an Philippe und biss die Zähne zusammen.
    Ich werde mich rächen. Dafür soll er bezahlen.
    Nachdem ihr schwarz vor Augen geworden war, hatte man sie ins Bett gebracht, wo Pulchérie über sie wachte. So hatte sie nicht bemerkt, wie der Marquis und sein Sohn am nächsten Morgen abgereist waren.
    Man erzählte ihr, dass sie sich nicht unnötig lange in Monteloup aufgehalten hätten. Philippe habe sich über die Wanzen beschwert, die ihn nicht hätten schlafen lassen.
    »Und was ist mit meinem Bittgesuch an den König?«, hatte der Baron de Sancé gefragt, als sein glanzvoller Verwandter gerade in seine prächtige Kutsche steigen wollte. »Hattet Ihr Gelegenheit, es ihm zu überreichen?«
    »Mein armer Freund, ich habe es ihm überreicht, aber ich
glaube nicht, dass Ihr Euch viel davon erhoffen solltet; das königliche Kind ist gegenwärtig ärmer als Ihr und hat gewissermaßen nicht einmal mehr ein Dach über dem Kopf.«
    Ein wenig verächtlich fügte er hinzu: »Ich habe gehört, dass Ihr Euch die Zeit damit vertreibt, recht hübsche Maultiere zu züchten. Verkauft doch ein paar davon.«
    »Ich werde über Euren Vorschlag nachdenken«, erwiderte Armand de Sancé ungewohnt ironisch. »Für einen Edelmann ist es im Augenblick sicherlich sinnvoller, sich auf eigene Arbeit zu verlassen als auf die Großzügigkeit seiner Standesgenossen.«
    »Arbeit! Pfui! Was für ein grässliches Wort«, entgegnete der Marquis mit einer koketten Handbewegung. »Nun denn, lebt wohl, mein lieber Cousin. Schickt Eure Söhne zur Armee und Eure kräftigsten Bauernlümmel in das Regiment meines Jungen. Lebt wohl. Ich küsse Euch tausendmal.«
    Und rumpelnd war die prächtige Kutsche davongefahren, während eine zarte Hand durch das Türfenster winkte.
     
     
     
    »Nicht weinen, meine kleine Fee, nicht weinen! Du bist noch zu jung, um deine Lebenskraft an Liebeskummer zu verschwenden!«
    »Aber ich liebe ihn doch nicht«, protestierte Angélique. »Im Gegenteil, ich hasse ihn!«
    Sobald sie sich wieder besser fühlte und eine Gelegenheit gefunden hatte, Pulchéries Aufsicht zu entkommen, hatte sich Angélique eilig auf die Suche nach Mélusine gemacht. Nachdem sie das Schloss durch einen der unterirdischen Geheimgänge verlassen hatte, um nicht zufällig gesehen zu werden, hatte sie alle Verlängerungen dieses Ganges ausprobiert, die sie finden konnte und von

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