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Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges

Titel: Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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von Österreich befohlen, sein Schloss in Verteuil zu zerstören. Über das Schicksal seiner Gemahlin, die durch den kürzlichen Tod ihres Schwiegervaters zur Herzogin von La Rochefoucauld geworden war, aber
von nun an mit ihren sechs Kindern ohne Obdach dazustehen drohte, war nichts bekannt.
    Angélique nutzte die Gelegenheit, um sich aus dem Schloss zu schleichen. Draußen regnete es. Die Dämmerung war noch nicht angebrochen, aber es war grau und düster. Sie wollte zu Mélusines Höhle hinabklettern, um zu sehen, was aus ihren Schätzen und ihren Tieren, der Katze und der Eule, geworden war... Aber als sie näher kam, glaubte sie im Nebel herumstreifende Gestalten zu erkennen, die die Gegend um den Steilhang bewachten.
    Mit wild klopfendem Herzen wich sie in die Tiefen des Unterholzes zurück. Sie lief durch das nasse Gras, ohne zu bemerken, wie das Wasser von den Zweigen auf sie tropfte. Immer noch spürte sie rings um sich die Gegenwart argwöhnischer, sogar hasserfüllter Schemen und war erleichtert, als sie schließlich das Schloss erreichte.
     
    In den folgenden Tagen herrschte schönes Wetter. Sie wollte noch einmal spazieren gehen, doch diesmal, Illusion oder Realität, erschien ihr alles verlassen.
    Vielleicht ging man ihr aus dem Weg?
    Auf ihrer ziellosen Wanderung erspähte sie plötzlich im Schatten eines Hohlwegs einen Mann, der in nachdenklicher Haltung auf einem Baumstumpf saß. Als sie näher kam, erkannte sie ihren Vater. Sein Pferd graste in der Nähe.
    Baron Armand hob den Kopf.
    Angélique setzte sich neben ihn. Das Herz war ihr schwer.
    »Weißt du eigentlich«, fragte der Baron, »wie viele Sorgen und Ärgernisse mich euretwegen plagen, und deinetwegen ganz besonders...?«
    »Ist irgendetwas mit den Maultieren, Vater?«
    »Nein, denen geht es gut. Aber ich komme gerade von Molines. Verstehst du, Angélique, nach deinem unüberlegten
Ausflug in den Wald hat deine Tante Pulchérie deiner Mutter und mir eindringlich vor Augen geführt, dass wir dich unmöglich noch länger bei uns im Schloss behalten können. Wir müssen dich ins Kloster schicken. Darum habe ich mich zu einem äußerst demütigenden Schritt durchgerungen, den ich mir am liebsten um jeden Preis erspart hätte. Ich war eben bei Molines, um ihn zu bitten, mir den für meine Familie bestimmten Vorschuss zu geben, den er mir vor einiger Zeit angeboten hat.«
    Er sprach mit leiser, trauriger Stimme, als sei etwas in ihm zerbrochen, als sei ihm etwas widerfahren, das noch schmerzlicher war als der Tod seines Vaters oder der Fortgang seines ältesten Sohnes.
    »Armer Papa!«, sagte Angélique leise.
    »Aber so einfach ist das nicht«, sprach der Baron weiter. »Wenn es nur damit getan wäre, einem Bürgerlichen die Hand zu reichen, wäre es schon schwer genug. Was mich jedoch wirklich beunruhigt, ist, dass ich keine Ahnung habe, welche Ziele Molines verfolgt. Er hat dieses zweite Darlehen nämlich an merkwürdige Bedingungen geknüpft.«
    »Was für Bedingungen denn?«
    Er betrachtete sie nachdenklich, streckte die schwielige Hand aus und streichelte ihr herrliches dunkelgoldenes Haar.
    »Eigenartig... Es fällt mir leichter, mich dir anzuvertrauen als deiner Mutter. Du bist ein verrückter Wildfang, aber es scheint jetzt schon fast so, als könntest du alles verstehen. Natürlich habe ich bereits geahnt, dass Molines sich aus dem Maultierhandel einen erheblichen finanziellen Gewinn verspricht, aber ich habe nie so recht verstanden, warum er sich dafür gerade an mich gewandt hat und nicht an einen gewöhnlichen Rosshändler aus der Umgebung. Jetzt weiß ich, was ihn wirklich interessiert: Es ist mein Adelsstand. Er hat mir heute gesagt, dass er von mir erwartet, mit Hilfe meiner Bekannten
oder Verwandten die vollständige Befreiung von allen Steuern, Zöllen und Staubabgaben für ein Viertel unserer Maultiere zu erwirken und dazu noch das verbriefte Recht, dieses Viertel nach England oder Spanien auszuführen, wenn der Krieg mit den Spaniern zu Ende ist...«
    Der Baron dachte nach.
    »... Zumindest besteht die Aussicht, dass ich Monsieur de Trémant, den Oberintendanten unserer Provinz, dazu bewegen kann, mir diese Befreiungen zu gewähren. Es würde ihn nichts kosten, und wir sind weitläufig miteinander verwandt, was ich ihm bei der Gelegenheit noch einmal in Erinnerung rufen werde.«
    »Das ist doch ausgezeichnet«, sagte Angélique erfreut. »Wirklich eine geschickt eingefädelte Partnerschaft. Auf der einen Seite Molines, ein

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