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Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges

Titel: Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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aufgescheuchten Stadt, deren Erregung sich bis in dieses abgelegene Viertel ausgebreitet hatte.
    Die Flüche der Kutscher, deren Karossen in den verwinkelten Gässchen stecken blieben, vermischten sich mit dem Gelächter und Gezänk der Pagen und Dienerinnen und dem Wiehern der Pferde. Über diesem ganzen Stimmengewirr schwebte der dunkle Klang der Glocken. Inzwischen kannte Angélique alle Glockenspiele, das von Saint-Hilaire, das von Sainte-Radegonde, die große Glocke von Notre-Dame-la-Grande und die tieftönenden Glocken im Turm von Saint-Porchaire.
    Plötzlich tauchte am Fuß der Mauer ein Reigen von Pagen auf, die in ihren Gewändern aus Satin und Seide wie ein Schwarm exotischer Vögel vorbeiflatterten.

    Einer von ihnen blieb stehen, um das Band an seinem Schuh neu zu binden. Als er sich wieder aufrichtete, hob er den Kopf und erblickte Angélique, die ihn von der Mauerkrone aus beobachtete.
    Galant fegte der Page grüßend mit seinem Hut durch den Staub.
    »Guten Tag, Mademoiselle. Ihr seht nicht aus, als hättet Ihr da oben viel Spaß.«
    Er ähnelte den Pagen, die sie im Schloss des Marquis du Plessis gesehen hatte. Er trug die gleiche kurze bauschige Hose, ein Erbe des sechzehnten Jahrhunderts, die seine Beine so lang und dürr wirken ließ wie die eines Reihers.
    Abgesehen davon sah er mit seinem fröhlichen, sonnengebräunten Gesicht und dem schönen lockigen, kastanienbraunen Haar recht hübsch aus. Sie fragte ihn, wie alt er sei, und er antwortete: sechzehn Jahre.
    »Aber macht Euch keine Sorgen, Mademoiselle«, fügte er hinzu. »Ich weiß schon, wie man den Damen den Hof macht.«
    Er warf ihr zärtliche Blicke zu, und unvermittelt streckte er den Arm nach ihr aus.
    »Kommt doch zu mir runter.«
    Ein angenehmes Gefühl durchströmte Angélique. Ihr war, als öffnete sich das triste graue Gefängnis, in dem ihr Herz verkümmerte. Dieses attraktive, zu ihr aufgerichtete Lachen verhieß ihr etwas Süßes, Köstliches, nach dem sie hungerte wie nach einer langen Fastenzeit.
    »Kommt«, flüsterte er. »Wenn Ihr wollt, bringe ich Euch zum Palast der Herzöge von Aquitanien, wo der Hof abgestiegen ist, und zeige Euch den König.«
    Sie zögerte nur kurz und raffte ihren wollenen schwarzen Kapuzenumhang zusammen.
    »Achtung, ich springe!«, rief sie.

    Er fing sie beinahe in seinen Armen auf. Sie brachen in fröhliches Gelächter aus. Rasch legte er einen Arm um ihre Taille und zog sie mit sich.
    »Was werden die Nonnen aus Eurem Kloster dazu sagen?«
    »Sie sind meine verrückten Einfälle gewohnt.«
    »Und wie wollt Ihr wieder hineinkommen?«
    »Ich läute an der Pforte und bitte um Almosen.«
    Er prustete los.
    Angélique berauschte sich an dem Trubel, von dem sie mit einem Mal umgeben war. Zwischen den hohen Damen und Herren, deren prächtiger Aufzug die Provinzler begeisterte, wanderten Händler umher. Bei einem von ihnen kaufte der Page zwei Spieße mit frittierten Froschschenkeln. Da er sein ganzes Leben in Paris verbracht hatte, fand er dieses Gericht ausgesprochen merkwürdig. Die beiden jungen Leute aßen mit großem Appetit. Der Page erzählte Angélique, dass er Henri de Roguier hieße und zum Gefolge des Königs gehörte. Dieser sei ein lustiger Geselle und entwische hin und wieder den ernsten Herren seines Rates, um mit seinen Freunden ein wenig auf der Gitarre herumzuzupfen. Die Nichten von Kardinal Mazarin, diese reizenden italienischen Püppchen, hielten sich immer noch am Hof auf, obwohl ihr Onkel gezwungen gewesen war, sich vorübergehend ins Exil zurückzuziehen.
    Unter solchen Plaudereien führte der junge Bursche Angélique unauffällig in weniger belebte Viertel. Sie bemerkte es, sagte jedoch nichts. Ihr plötzlich erwachter Körper wartete auf etwas, das die Hand des Pagen an ihrer Taille versprach.
    Er blieb stehen und schob sie sanft in einen Türwinkel. Dann begann er sie leidenschaftlich zu küssen.
    »Du bist so hübsch... Deine Wangen sind wie Gänseblümchen und deine Augen grün wie Frösche... Die Frösche deiner Heimat... Beweg dich nicht, ich will nur dein Mieder aufschnüren
... Lass mich nur gewähren, ich weiß, wie das geht … Oh! Ich habe noch nie so süße weiße Brüste gesehen... Und fest wie Äpfel... Du gefällst mir, meine Schöne...«
    Sie ließ ihn reden, liebkosen. Sie lehnte den Kopf ein wenig nach hinten gegen den bemoosten Stein, und ihre Augen blickten hinauf zum blauen Himmel, den sie am Rand des ausgezackten Dachs erkennen konnte.
    Der Page war

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