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Angélique - Hochzeit wider Willen

Titel: Angélique - Hochzeit wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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Wahrheit anhängen und sich nicht auf die Wege einer widersinnigen Philosophie begeben...«
    »Ist das nicht zu stark?«, unterbrach die andere Stimme. »Der Adressat könnte sich möglicherweise durch das Wort ›widersinnig‹ angegriffen fühlen.«
     
    Das darauf folgende Gelächter bestätigte, was Angélique seit einigen Augenblicken klar war: Die Stimmen gehörten Joffrey und ihrem derzeitigen Gast Fabricius Contarini.
     
    Da sie gesehen oder zumindest zu sehen geglaubt hatte, wie die beiden sich in Richtung des Laboratoriums entfernten, hatte sie die Stimmen der Unsichtbaren, die dazu noch durch ein leichtes Echo verzerrt wurden, nicht gleich erkannt. Um die Wahrheit zu sagen, war es seit ihrer Hochzeit selten vorgekommen, dass sie sich außerhalb des üblichen Stimmengewirrs der Gespräche mit ihrem Mann unterhielt; und bei diesen Gelegenheiten waren stets andere in ihrer Nähe gewesen, wenn auch nur Diener und Zofen.
    Zu dieser Tageszeit, da sich selbst die Vögel benommen fühlten und im Laubwerk verstummt waren, hatte seine Stimme eine seltsame Klangfarbe, sodass sie Schwierigkeiten gehabt hatte, sie zu erkennen, und mit einem Mal sicher gewesen war, bei einem Fremden eingedrungen zu sein. Doch dieses schallende Lachen hatte alle Zweifel ausgeräumt: Es war in der Tat Joffrey de Peyrac.

    Warum sollte sie sich darüber verwundern? Sie hatte zwar ziemlich rasch entdeckt, wo sich sein Laboratorium befand, sich aber nie gefragt, wo seine Privatgemächer liegen mochten. Sie befanden sich also in den oberen Geschossen, ebenso wie die Arbeitszimmer, die Buchhaltung und die Schreibstuben. Ohne es wirklich zu hören, vernahm sie, was ihr Gatte zu dem vorgelesenen Brief erklärte.
    Er erläuterte, es handele sich um ein Schreiben, das der große Astronom Galileo im August 1597, also vor etwa fünfzig Jahren, an seinen deutschen Kollegen Johannes Kepler verfasst habe.
     
    »Die Begriffe, die er verwendet, sind in unserer Zeit kaum weniger gefährlich als damals«, bemerkte der venezianische Gast.
    »Da pflichte ich Euch bei.«
    »Wie konnte Galileo sich nur mit einer derartigen Gewissheit zu diesen brisanten Themen äußern?«
    »Er war überzeugt davon, die Wahrheit entdeckt zu haben; die Wirklichkeit der Dinge, den Mechanismus des Universums.«
    »Ah! Doch welcher Leichtsinn, dies so unverblümt auszudrücken. Ich sehe richtig vor mir, wie kurz darauf der Greis in seinem weißen Gewand auf Knien vor diesen bärtigen Kardinälen liegt und die entsetzlichen Worte ausspricht, mit denen er abschwört:
    Ich, Galileo Galilei, schwöre vor diesem Tribunal und auf Knien vor Euch ab und verfluche und verwünsche mit aufrichtigem Herzen und ungeheucheltem Glauben besagte Irrtümer und Ketzereien und überhaupt allen und jeden anderen der besagten heiligen Kirche widersprechenden Irrtum und Sektiererglauben.«
    Mir bricht das Herz, wenn ich mir die Demütigung vorstelle, die ihm zugefügt wurde.«

    Gelegentlich sprachen die Männer italienisch, um etwas zu zitieren, oder auch lateinisch. Angélique bedauerte das, denn auf Französisch sprach Fabricius Contarini auf eine sehr lebhafte Art über Themen, für die er sich begeisterte.
    »Dieser Brief war eine Tollheit!... Drei Jahre weiter, und Giordano Bruno sollte in Rom bei lebendigem Leibe verbrannt werden, weil er dasselbe wie Galileo beteuert hatte, nämlich, dass er die Theorien des Kopernikus teile und Aristoteles misstraue. Es stimmt schon, dass er sein Schicksal geradezu herausgefordert hat. Aber kann man in ständigem Misstrauen gegenüber jedermann leben, wenn es um die Wahrheit geht, um das, was wirklich ist?«
    Angélique schnappte eine auf Französisch gestellte Frage auf, die Joffrey seinem liebenswürdigen Gast im Plauderton stellte.
    »Werdet Ihr denn heute Abend mit mir nach oben kommen, um Galileos Geist nachzuspüren?«
     
    Schweigen trat ein, in dem die aufgewühlten Gefühle des Venezianers sich zu beruhigen schienen. Was er dann sagte, verstörte Angélique derart, dass sie einige Minuten lang nicht einmal sicher war, ob sie es gehört hatte oder überhaupt an dieser Tür stand. Vielleicht war sie ja eingeschlafen und träumte.
    »Ah ja... Die Kammer mit dem goldenen Schlüssel«, murmelte er.
     
    Es war sehr heiß. Entweder sie ging jetzt, oder sie nahm sich zusammen, damit sie dem Faden des Gesprächs, das sie belauschte, nicht verlor. Wieder vernahm sie das Wort »Gold«, jetzt jedoch in einem anderen Zusammenhang.
    »Das Gold von Toulouse«,

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