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Angélique - In den Gassen von Paris

Angélique - In den Gassen von Paris

Titel: Angélique - In den Gassen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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dass die Vorstellung, dieser eisernen Hand entkommen zu sein, die sie zwar beschützt, aber auch tief in den Abgrund des Verbrechens gezogen hatte, sie zutiefst erleichterte.
    Regelrecht berauscht fühlte sie sich angesichts ihrer wiedergewonnenen Freiheit.
    Es ist vorbei, sagte sie sich. Ich will nicht mehr im Elend leben. Ich will nicht mehr gezwungen sein, schreckliche Dinge zu tun, wie den Mord an dem Großen Coesre, oder solche, die mir schwerfallen, zum Beispiel mit einem Hauptmann der Wache zu schlafen. Ich will, dass meine Kinder nie wieder frieren oder hungern müssen …
     
    Sie fühlte sich von einer unbezähmbaren Kraft erfüllt. Schritt für Schritt würde sie sich wieder nach oben kämpfen, um ihren Söhnen einen Namen zu geben. Nie wieder sollten sie Hunger leiden, nie mehr frieren, nie wieder Angst haben…

ZWEITER TEIL
Die Bratküche zum Kecken Hahn

Kapitel 13
    A ls Angélique sich so unauffällig wie möglich in Hof der Bratküche zum Kecken Hahn schlich, tauchte Meister Bourjus auf und stürzte sich, mit einer Suppenkelle bewaffnet, auf sie.
    Sie hatte halb damit gerechnet, daher gelang es ihr gerade noch, hinter dem kleinen Brunnen in Deckung zu gehen. Die beiden umkreisten den Brunnenrand.
    »Hinaus, Bettlerin, Hure!«, brüllte der Bratkoch. »Was habe ich dem Himmel getan, dass ich von Leuten überrannt werde, die aus dem Armenasyl oder der Irrenanstalt entwichen sind … oder noch Schlimmerem? Man weiß doch, was ein geschorener Kopf, wie du ihn hast, bedeutet … Geh wieder ins Châtelet, wo du hergekommen bist … Oder ich sorge dafür, dass du wieder dorthin gebracht wirst … Ich weiß gar nicht, was mich daran gehindert hat, gestern die Wache zu holen … Ich bin einfach zu gutmütig. Ach, was würde meine fromme Frau sagen, wenn sie sähe, dass ihr Lokal so entehrt wird!«
    Während Angélique sich den Attacken der Suppenkelle entzog, schrie sie noch lauter als er zurück.
    »Und was würde Eure fromme Gattin über einen so ehrlosen Mann sagen… der schon in aller Frühe zu trinken anfängt?«
    Der Bratkoch blieb wie angewurzelt stehen, und Angélique nutzte ihren Vorteil aus.

    »Und was würde sie zu dem Dreck in ihrem Lokal sagen, und zu der Auslage mit den sechs Tage alten Hühnern, die zäh wie Pergament sind, zu ihrem leeren Keller und ihren schlecht gewachsten Tischen und Bänken…?«
    »Zum Teufel«, stotterte er.
    »Und was würde sie dazu sagen, dass ihr Mann flucht? Die arme Meisterin Bourjus, die vom Himmel auf dieses ganze Elend herabblickt! Ich kann Euch zweifelsfrei versichern, dass Eure verstorbene Gattin nicht weiß, wie sie ihre Schande vor den Engeln und allen Heiligen des Paradieses verbergen soll!«
    Meister Bourjus schaute immer verwirrter drein. Schließlich ließ er sich schwer auf den Brunnenrand sinken.
    »Herrje«, seufzte er, »warum musste sie nur sterben? Sie war eine so vollendete Hausfrau, immer beherzt und fröhlich. Ich weiß nicht, was mich davon abhält, am Grunde dieses Brunnenschachts Vergessen zu suchen!«
    »Ich will Euch sagen, was Euch daran hindert, nämlich der Gedanke, dass sie Euch dort oben empfangen und zu Euch sagen würde: ›Ah, da bist du ja, Meister Pierre …‹«
    »Verzeihung, Meister Jacques.«
    »Na schön, also: ›Da bist du ja, Meister Jacques! Ich kann dich wirklich nicht loben. Immer habe ich dir gesagt, du würdest nie allein zurechtkommen. Schlimmer als ein Kind bist du! Das hast du zur Genüge bewiesen! Wenn ich sehe, was du aus meinem Lokal gemacht hast, das zu meinen Lebzeiten so schön und blitzsauber war … Wenn ich unser Wirtshausschild sehe, das ganz verrostet ist und in windigen Nächten so knarrt, dass die Nachbarn nicht schlafen können … Und meine Zinnschüsseln, meine Kuchenformen, meine Fischtöpfe, die ganz zerkratzt sind, weil dein Neffe, dieser Idiot, sie mit Asche reinigt, statt weiche Kreide zu verwenden, die ich immer speziell auf dem Platz im Temple
gekauft habe … Und wenn ich sehe, wie du dich von diesen betrügerischen Geflügel- oder Weinhändlern übers Ohr hauen lässt, die dir Hähne ohne Kamm als Kapaunen verkaufen oder Fässer mit saurer Plörre statt gutem Wein… Wie soll ich dann mein himmlisches Dasein genießen, ich, die ich eine fromme und ehrliche Frau gewesen bin?‹«
    Völlig außer Atem verstummte Angélique. Doch Meister Bourjus war mit einem Mal ganz aufgeregt.
     
    »Das stimmt«, stammelte er, »ganz richtig… genauso hätte sie gesprochen. Sie war so … so …«
    Seine

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