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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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Stillen des kleinen Charles-Henri zuzuschauen, jene Unterhaltungen, bei denen sie gelacht und einander in die Augen geblickt hatten, während sie von Cantor erzählte, und jener Tag endlich, an die sie sich einander hingegeben hatten, an dem er von einer rücksichtsvollen Leidenschaftlichkeit gewesen war, die an Liebe grenzte.
Plötzlich ertrug sie es nicht mehr. Sie zog sich aus, hüllte sich in ihren Frisiermantel aus hauchdünnem weißem Linnen und lief mit bloßen Füßen durch die kleine Galerie zu Philippes Schlafzimmer. Ohne zu klopfen trat sie ein. Er schlief, nackt, quer auf dem Bett liegend. Die schweren Spitzenlaken waren halb zur Erde herabgeglitten und entblößten seine muskulöse Brust, die im milden Mondlicht wie aus Marmor gebildet wirkte. Sein Gesicht sah im Schlaf verändert aus. Das kurze, gelockte Haar, das er unter seiner Perücke trug, die langen Wimpern, der leicht aufgeworfene Mund verliehen ihm einen unschuldigen und unbeschwerten Ausdruck, der an griechische Statuen erinnerte. Mit seinem leicht zur Schulter geneigten Kopf, seinen schlaffen Händen wirkte er wehrlos. Am Fußende des Bettes stehend, hielt Angélique den Atem an, um ihn besser beobachten zu können. Sie war betroffen von soviel Schönheit, von Einzelheiten, die sie zum ersten Mal entdeckte: einer kleinen goldenen Kette mit einem Kreuz an seinem Gladiatorenhals, einem Leberfleck an der linken Brust, Narben hier und dort, die Krieg und Duelle hinterlassen hatten. Sie legte die Hand auf sein Herz, um seinen Schlag zu spüren. Er bewegte sich leise. Sie streifte ihren Frisiermantel ab und schmiegte sich sanft an ihn. Die Wärme seines gesunden Körpers, die Berührung seiner glatten Haut berauschten sie. Sie küsste ihn auf die Lippen, nahm seinen schweren Kopf und legte ihn an ihre Brust. Er regte sich und begegnete schlaftrunken ihrem Körper.
»Mein Schätzchen«, murmelte er, während er wie ein ausgehungertes Kind ihre Brust mit dem Mund berührte.
Doch fast im gleichen Augenblick fuhr er hoch und sah sie zornig an.
»Ihr…? Ihr hier! Welche Schamlosigkeit! Welche…«
»Ich bin gekommen, um Abschied von Euch zu nehmen, Philippe. Auf meine Weise Abschied zu nehmen.«
»Die Frau hat zu warten, bis es ihren Ehemann nach ihr gelüstet. Schert Euch fort!«
Er packte sie, um sie aus dem Bett zu jagen, aber sie klammerte sich fest und flehte leise:
»Philippe! Philippe, lasst mich bleiben! Behaltet mich heute Nacht bei Euch.«
»Nein.«
Er riss sich wütend von ihr los, doch sie umschlang ihn von neuem, und sie war sensibel genug, um zu spüren, dass ihre Gegenwart ihn gleichwohl erregte.
»Philippe, ich liebe Euch... Behaltet mich in Euren Armen!«
»Was versprecht Ihr Euch davon, zum Teufel?«
»Ihr wisst es wohl.«
»Schamlose! Habt Ihr nicht genug Liebhaber, die Eure Lust stillen?«
»Nein, Philippe. Ich habe keine Liebhaber. Ich habe nur Euch. Und Ihr geht für lange Monate fort!«
»Das also ist es, was Euch fehlt, kleine Dirne. Ihr habt nicht mehr Würde als eine läufige Hündin!«
Er fluchte und belegte sie mit Schimpfnamen, aber er stieß sie nicht mehr von sich, und sie schmiegte sich eng an ihn, seinen Kränkungen lauschend, als seien es die zärtlichsten Liebesworte. Schließlich seufzte er tief auf und packte sie bei den Haaren, um ihren Kopf zurückzubiegen. Sie sah ihn lächelnd an. Sie hatte keine Angst. Nie hatte sie Angst gehabt. Das war es, was ihn besiegt hatte. Da umschlang er sie mit einem letzten Fluch. Es war eine stumme Umschlingung, die auf Philippes Seite die Angst vor dem Schwachwerden verbarg. Doch Angéliques Leidenschaftlichkeit, die geradezu naive Beglückung, die sie empfand, in seinen Armen zu liegen, ihre Geschicklichkeit als liebende Frau, als ergebene Dienerin einer Lust, die sie teilte, überwanden seine Zweifel. Der Funke sprang hervor, wurde zur Glut und verzehrte in Philippes Innerem alles ungute Widerstreben. Mit einem verhaltenen dumpfen Schrei, der die Heftigkeit ihrer Lust verriet, wusste Angélique ihm unbändigen Stolz einzuflößen. Er gab nichts zu. Den Groll, den Wortkrieg von vorhin konnte er nicht so rasch vergessen. Noch immer versuchte er sie zu täuschen. Und da sie erschlafft neben ihm liegen blieb, sagte er in brutalem Ton zu ihr: »Geht jetzt!«
Diesmal gehorchte sie mit einer beflissenen und einschmeichelnden Fügsamkeit, die das Bedürfnis in ihm weckte, sie zu schlagen oder in seine Arme zu reißen. Er biss die Zähne zusammen, kämpfte gegen sein Bedauern an, sie gehen

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