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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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gemacht, um der charmanten Marquise du Plessis einen Besuch abzustatten und ihr eine Botschaft Monsieur Colberts zu überbringen. Die Herzogin von Roquelaure machte regen Gebrauch von ihrem Taschentuch. Sie habe sich unterwegs erkältet, sagte sie. Doch war es nur ein Vorwand, um bittere Tränen zu verbergen, die sie nicht zurückhalten konnte. Sie nutzte einen Augenblick des Alleinseins mit Angélique, um ihr anzuvertrauen, dass Monsieur de Roquelaure ihrer Flatterhaftigkeit überdrüssig geworden sei und beschlossen habe, sie den Versuchungen des Hofs zu entziehen; nun wolle er sie in ihrem abgelegenen Schloss einsperren.
»Er spielt den Eifersüchtigen reichlich spät«, seufzte sie, »da meine Liaison mit Lauzun doch längst zu Ende ist. Seit Monaten kümmert er sich nicht mehr um mich. Ich habe sehr gelitten. Was hat ihm Mademoiselle de Montpensier denn zu bieten?«
»Sie ist die Enkelin Heinrichs IV!« bemerkte Angélique.
»Das ist immerhin etwas. Aber ich kann mir nicht denken, dass Lauzun sich dazu hinreißen lässt, leichtfertig mit dem Herzen einer Prinzessin königlichen Geblüts zu spielen. Es ist gewiss nur eine seiner kleinen Launen.«
Madame de Roquelaure versicherte indessen, von Laune könne keine Rede sein. Die verliebte Grande Mademoiselle habe den König bereits um seine Einwilligung zur Heirat mit Lauzun gebeten.
»Und was hat Seine Majestät erwidert?«
»Die übliche Redensart: Wir werden sehen! Man hat jedoch den Eindruck, dass sich der König durch Mademoiselles Leidenschaft und die Zuneigung, die er so lange schon für Lauzun empfindet, schließlich erweichen lassen wird. Aber die Königin, Monsieur und Madame sind außer sich bei dem Gedanken an diese absonderliche Verbindung. Selbst Madame de Montespan ist entrüstet.«
»Was geht sie das an? Sie ist nicht von königlichem Geblüt.«
»Sie ist eine Mortemart. Sie weiß, was man seinem Rang schuldig ist. Lauzun ist ein unbedeutender gascognischer Edelmann.«
»Armer Péguillin! Ihr scheint nicht mehr viel von ihm zu halten.«
Die Tränen Madame de Roquelaures begannen von neuem zu fließen.
    Der Brief Monsieur Colberts war in einer andern Tonart gehalten. Auf jeglichen Hofklatsch, für den der Minister nichts übrig hatte, verzichtend, ersuchte er Madame du Plessis, so rasch wie möglich nach Paris zurückzukehren, um sich mit einer den Seidenhandel betreffenden Angelegenheit zu befassen, die nur sie regeln könne.
Noch war Angélique unschlüssig, wie sie reagieren sollte, als sie, zwei Tage später, eine weitere Botschaft empfing. Sie kam von Meister Savary, dem alten Apotheker.
»Soliman Bachtiari Bey, der Abgesandte des Schahinschahs von Persien, ist vor den Toren von Paris«, schrieb er, »und Ihr seid nicht da! Die kostbare Mumia mineralis wird überreicht, verschmäht und womöglich weggeworfen werden, ohne dass Ihr mir auch nur einen Tropfen davon retten könnt. Und Ihr habt mir doch Euren Beistand zugesagt, Verräterin! Die nie wiederkehrende Gelegenheit wird ungenutzt bleiben. Die Wissenschaft ist geprellt, mein Traum wird sich nicht mehr erfüllen…«
In diesem Ton ging es auf zwei langen, mit kleinen, peniblen Schriftzügen bedeckten Bögen fort, Beschwörungen wechselten mit Vorwürfen ab. Nachdem sie den Brief zu Ende gelesen hatte, fand Angélique, dass ihr nichts übrig blieb, als nach Paris zurückzukehren.

Dreißigstes Kapitel

    Von Paris aus begab sie sich nach Versailles. Sie begegnete dem König im Park, am Rande des grünen Rasenteppichs, den der Schnee in einen weißen verwandelt hatte. Trotz der bitteren Kälte verzichtete der Monarch nicht auf seinen täglichen Spaziergang. Wenn die Jahreszeit auch nicht erlaubte, Blumen und Laub zu bewundern, erfreute sich das Auge doch an den schönen Linien der Anlage, an der Harmonie der die Bosketts einrahmenden Alleen.
Man verweilte vor den neuen Statuen aus schneeweißem Marmor oder buntbemaltem Blei, deren Rot, Gold und Grün vor dem grauen Hintergrund des Unterholzes leuchteten.
Gemächlich wandelte der Hof um das Bassin des Apoll. Die vergoldete Gruppe des Gottes auf seinem von sechs Streitrössern gezogenen Wagen blinkte in der Sonne und spiegelte sich auf der gefrorenen Wasserfläche.
Madame du Plessis-Bellière wartete an der Einmündung eines Hagebuchenganges mit ihrem Pagen Flipot, der die Schleppe ihres schweren Mantels hielt, ihren beiden Zofen und Malbrant Schwertstreich.
Sie ging dem König einige Schritte entgegen und versank in eine tiefe Reverenz. »Welch

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