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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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solche Angst, der König könnte sein Wort zurücknehmen, bevor der Ehevertrag aufgestellt ist. Diese einfältige Maria Theresia, mein Vetter Orléans und sein Teufelsstück von Frau haben sich verbündet, um meine Pläne zunichte zu machen. Sie zetern von früh bis spät. Da Ihr mich gern habt, bemüht Euch, beim König ihrem Gerede entgegenzuwirken.«
»Ach, Hoheit, ich…«
»Ihr habt großen Einfluss auf die Meinung des Königs.«
»Wer kann sich rühmen, großen Einfluss auf die Meinung des Königs zu haben?« rief Angélique unwillig aus. »Ihr kennt ihn doch! Ihr solltet wissen, dass er sich nur nach seinem eigenen Urteil richtet. Er hört sich die Meinungen an, doch wenn er einen Entschluss fasst, so nicht, weil er sich hat beeinflussen lassen, wie Ihr sagt, sondern weil dieser Entschluss nach seinem Dafürhalten der richtige ist. Nie ist es so, dass der König Eurer Ansicht beipflichtet, sondern umgekehrt. Ihr pflichtet der Ansicht des Königs bei.«
»Ihr weigert Euch also, ein gutes Wort für mich einzulegen? Obwohl ich Euch damals nach bestem Vermögen beistand, als Ihr in den Fall Eures ersten Gatten verwickelt wart, den man der Hexerei beschuldigte.«
Wieder einmal rührte Mademoiselle gefühllos an die alte Wunde. Angélique drehte den Fächer nervös zwischen den Fingern, dass sie ihn fast zerbrochen hätte. Schließlich versprach sie, die Meinung des Königs in dieser Angelegenheit zu erforschen, falls sich die Gelegenheit dazu bieten sollte, und bat um Erlaubnis, sich zurückziehen zu dürfen, um eine Suppe und ein Stück Brot zu bestellen, denn sie habe heute noch nichts gegessen und nicht einmal die Zeit gefunden, auch nur ein Glas Wein nach der Messe zu trinken.
»Was fällt Euch ein!« sagte die Grande Mademoiselle und nahm sie beim Arm. »Der König wird den Dogen von Genua mit seinem Gefolge im Thronsaal empfangen. Anschließend findet ein Ball, ein Lottospiel und ein großes Feuerwerk statt. Der König wünscht, dass alle Damen anwesend sind, denn er möchte Ehre mit ihnen einlegen, vor allem mit Euch. Wir würden ihm womöglich Anlass geben, ein ebenso zorniges Gesicht zu ziehen wie gestern, als Ihr davongelaufen wart, wer weiß, wohin.«

Vierunddreißigstes Kapitel

    In der folgenden Nacht wachte Angélique auf und zog zähneklappernd die Decken über sich, die während ihres unruhigen Schlafs zur Erde geglitten waren. Sie fror dermaßen, dass sie nahe daran war, eine der beiden im Nebenzimmer schlafenden Demoisellen de Gilandon zu rufen und sie zu bitten, Feuer zu machen. Das Appartement, das ihr in Versailles zur Verfügung stand, wies zwei Zimmer, ein Kabinett und einen kleinen Baderaum auf, dessen zur Mitte hin geneigter Mosaikfußboden das Abfließen des Wassers erlaubte. Das Badewasser wurde über einem Kohlenbecken ständig warm gehalten. Angélique beschloss, sich durch ein Fußbad mit Thymianblüten aufzuwärmen. Sie schob die Vorhänge des Alkovens auseinander und tastete mit den Füßen nach ihren Pantoffeln aus blauer, mit Schwanendaunen gefütterter Seide.
Chrysantème bellte. »Ruhig!« flüsterte sie. In der Ferne ließ sich das silbern klingende Schlagwerk einer Pendeluhr vernehmen. Angélique wusste, dass sie nicht lange geschlafen hatte. Es war erst Mitternacht, die Zeit, da in dem großen Versailler Schloss für eine kurze Weile Stille herrschte, wenn es weder Ball noch Festbankett oder nächtliches Feenspiel gab. Angélique bückte sich, noch immer auf der Suche nach ihren Pantoffeln, und entdeckte dabei zur Linken neben dem Alkoven, wie von einem feinen Lichtpinsel umrissen, das Rechteck einer kleinen Tür, die sie zuvor noch nie bemerkt hatte. Erst der Schein einer flackernden Kerze dahinter machte sie erkennbar. Jemand stand dort, dessen Hand nach dem unsichtbaren Schlossriegel tastete. Sie vernahm ein leichtes Klicken. Der Lichtstreifen verbreiterte sich, während der Schatten eines Mannes auf den Wandteppich fiel.
»Wer kommt da? Wer seid Ihr?« fragte Angélique mit lauter Stimme.
»Ich bin Bontemps, der erste Kammerdiener des Königs. Ängstigt Euch nicht, Madame.«
»Was wollt Ihr von mir?«
»Seine Majestät wünscht Euch zu sprechen.«
»Zu dieser Stunde?«
»Jawohl, Madame.«
Wortlos hüllte sich Angélique in ihren Schlafrock. Das kleine Appartement für Madame du Plessis- Bellière war luxuriös, aber es hatte seine Fallen.
»Wollt Ihr einen Augenblick warten, Monsieur Bontemps? Ich möchte mich ankleiden.«
»Bitte sehr, Madame. Habt indes die Güte, Eure

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