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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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er klipp und klar, als eben die Probe gemacht worden war. ›Monsieur Duchesne hat Gift hineingetan.‹«
»Mein Gott!« rief Angélique entsetzt aus. »Sire, ich finde keine Worte, um meine Bestürzung auszudrücken. Der Junge ist überreizt und hat eine blühende Phantasie.«
»Als er zum zweiten Mal ausfällig wurde, mussten wir einschreiten. Ich wollte einen Jungen nicht zu hart bestrafen, dessen Mutter ich zugetan bin. Monsieur fand Gefallen an ihm und wollte ihn in seine Dienste nehmen. Ich habe eingewilligt. Euer Sohn ist daher gegenwärtig in Saint-Cloud, wo mein Bruder die Frühjahrsmonate zu verbringen gedenkt.«
Angélique verfärbte sich.
»Ihr habt meinen Sohn zu dieser schmutzigen Gesellschaft gehen lassen?!«
»Madame!« donnerte der König. »Schon wieder einer Eurer ungehörigen Ausdrücke!«
Doch er besänftigte sich und musste lachen.
»Man muss Euch nehmen, wie Ihr nun einmal seid. Kommt, übertreibt die Gefahren nicht, die Euren Jungen bei dieser, wie ich zugeben muss, recht lockeren Sippschaft bedrohen. Sein Hofmeister begleitet ihn auf Schritt und Tritt, ebenso sein Hofkavalier. Ich wollte mich Euch gefällig erweisen, und ich würde es bedauern, hätte ich etwas Falsches getan. Natürlich möchtet Ihr sofort nach Saint-Cloud? Dann bittet mich um die Erlaubnis, damit ich Euch etwas gewähren kann«, schloss er und nahm sie von neuem in seine Arme.
»Sire, erlaubt mir, mich nach Saint-Cloud zu begeben.«
»Ich tue noch mehr. Ich werde Euch eine Botschaft an Madame anvertrauen, die Euch auf diese Weise empfangen und einen oder zwei Tage bei sich behalten wird. Da könnt Ihr dann nach Herzenslust mit Eurem Sohn zusammen sein.«
»Euer Majestät ist so gut zu mir.«
»Weil ich Euch liebe«, sagte der König ernst. »Vergesst es nicht mehr, Madame, und spielt nicht mit meinem Herzen…«

Zweiundvierzigstes Kapitel

    Florimonds Augen waren offen und klar auf sie gerichtet.
»Ich versichere Euch, Frau Mutter, dass ich nicht lüge. Monsieur Duchesne vergiftet den König. Ich habe es zu wiederholten Malen gesehen. Er schiebt ein weißes Pulver unter den Fingernagel und schnippt es in den Humpen Seiner Majestät, sobald er selbst den Wein gekostet hat und bevor er ihn dem König reicht.«
»Hör mal, mein Junge, das ist ganz unmöglich. Im übrigen ist der König nach diesen angeblichen Vergiftungen nie unpässlich gewesen.«
»Das weiß ich nicht. Vielleicht handelt es sich um ein langsam wirkendes Gift?«
»Florimond, du gebrauchst Ausdrücke, deren Sinn du nicht verstehst. Ein kleiner Junge spricht nicht von so ernsten Dingen. Vergiss nicht, dass der König von zuverlässigen Dienern umgeben ist.«
»Wer kann das wissen!« murmelte Florimond sentenziös. Er sah seine Mutter auf eine herablassend-nachsichtige Weise an, die sie an Marie-Agnès erinnerte.
Seit einer Stunde mühte sich Angélique, ihn zu dem Geständnis zu bringen, dass er gelogen hatte, und sie war noch um keinen Schritt weitergekommen. Der Junge hatte zu lange von ihr entfernt gelebt. Jetzt ging er selbstsicher seinen eigenen Weg.
»Aber wie bist du eigentlich auf diese Geschichte gekommen?«
»Alle Welt redet von Gift«, sagte der Junge treuherzig.
»Kürzlich bat mich die Herzogin von Vitry, die Schleppe ihres Mantels zu tragen. Sie ging zur Voisin nach Paris. Ich lauschte an der Tür, während sie die Wahrsagerin befragte. Nun, sie verlangte Gift, das sie in die Fleischbrühe des alten Herzogs schütten wollte, und außerdem ein Pulver, um die Liebe von Monsieur de Vivonne zu gewinnen. Und der Page des Marquis de Cessac hat mir erzählt, sein Herr habe sich nach einem geheimen Mittel erkundigt, um im Spiel zu gewinnen, und zu gleicher Zeit Gift für seinen Bruder, den Grafen Clermont-Lodeve, verlangt, dessen Erbe er ist. Nun«, schloss Florimond triumphierend, »der Graf Clermont-Lodeve ist in der vergangenen Woche gestorben.«
»Bist du dir klar darüber, in was für Ungelegenheiten du geraten kannst, wenn du leichtfertig solche Verleumdungen verbreitest?« fragte Angélique, sich mühsam beherrschend. »Niemand mag einen Pagen in seinem Dienst haben, der so unbesonnen in den Tag hinein schwatzt.«
»Aber ich schwatze doch nicht«, rief Flormond aus und stampfte dabei mit seinem roten Absatz auf den Fußboden, »Ich versuche, Euch die Sache vorzutragen, Euch allein. Aber ich glaube... ja, ich glaube wirklich, Ihr seid dumm«, schloss er und wandte sich mit einer Bewegung gekränkter Würde ab.
Er starrte durchs offene Fenster in

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