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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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gedulden. Ich wollte Euch bei Eurer Eitelkeit, bei Eurem Ehrgeiz fassen. Ich hoffte, Ihr würdet mich allmählich besser kennenlernen, Euer Herz werde schließlich weich werden... Seit Jahren, ja seit nahezu vier Jahren begehre ich Euch. Seit dem ersten Tag, da ich Euch als Göttin des Frühlings sah. Damals schon war Euch der köstliche kecke Ton eigen, die Missachtung der gesellschaftlichen Konventionen... Ihr kamt, Ihr tratet vor den König, ohne dazu aufgefordert zu sein... Wie schön und herausfordernd Ihr wart! Ich wusste, dass ich Euch rasend begehren würde, und die Eroberung erschien mir leicht. Durch welche Kunstgriffe habt Ihr mich zurückgestoßen? Ich weiß es nicht. Ich stehe entblößt vor Euch. Eure Küsse waren weder Verheißungen noch Geständnisse. Eure Vertraulichkeiten, Euer Lächeln, Eure ernsten Worte waren Schlingen, in denen nur ich mich verfing. Ich habe grausame Qualen gelitten, weil ich Euch nicht in meine Arme schließen konnte, weil ich es nicht wagte, aus Angst, Ihr würdet Euch mir noch mehr entziehen... Was nutzt alle Geduld, alle Behutsamkeit. Seht, welche Geringschätzung Ihr mir noch immer entgegenbringt, während Ihr Euch einem nichtswürdigen Wilden aus den Karpaten hingebt. Wie könnte ich Euch das verzeihen! – Warum zittert Ihr so? Ist Euch kalt?«
»Nein. Mir ist angst.«
»Vor mir?«
»Vor Eurer Macht, Sire.«
»Eure Ängstlichkeit verletzt mich.«
Er trat zu ihr und umfing sie sanft.
»Fürchtet Euch nicht vor mir, ich beschwöre Euch, Angélique. Ich möchte Euch nur Freude, Glück, Vergnügen bereiten. Was gäbe ich nicht darum, Euch lächeln zu sehen? Ich grüble vergeblich, womit ich Euch beglücken könnte. Zittert nicht, Liebste. Ich tue Euch nichts Böses. Ich kann es nicht. Der vergangene Monat ist für mich die Hölle gewesen. Überall hielt ich nach Euch Ausschau. Und unaufhörlich stellte ich mir Euch in den Armen dieses Rakoski vor. Ach, ich hätte ihn am liebsten umgebracht!«
»Was habt Ihr mit ihm getan, Sire?«
»Sein Schicksal ist es also, das Euch am Herzen liegt, nicht wahr?« fragte er höhnisch. »Um seinetwillen habt Ihr den Mut aufgebracht, zu mir zu kommen? Nun, Ihr könnt beruhigt sein, Euer Rakoski ist nicht einmal im Gefängnis. Und wie falsch Ihr mich einschätzt, mögt Ihr daraus ersehen, dass ich ihn mit Wohltaten überhäufte. Ich habe ihm alles gewährt, was er von mir zu erlangen suchte. Er ist mit dem nötigen Geld nach Ungarn zurückgekehrt, um dort Unruhe zu stiften, da es ihm einmal Spaß macht, zwischen dem deutschen Kaiser, dem König von Ungarn und den Ukrainern Zwietracht zu säen. Es passte in meine Pläne, denn für den Augenblick kann ich in Mitteleuropa keine Koalition brauchen. Es steht also alles zum besten.«
Angélique hatte nur den einen Satz in sich aufgenommen: Er ist nach Ungarn zurückgekehrt. Es traf sie wie ein Schlag. Sie wusste nicht, ob ihre Bindung zu Rakoski sehr tief war, aber keinen Moment hatte sie die Möglichkeit ins Auge gefasst, ihn ganz zu verlieren. So war er also in jene fernen und barbarischen Länder zurückgekehrt, die ihr einem anderen Planeten zugehörig schienen. Der König hatte ihn jäh aus ihrem Leben gerissen, sie würde ihn nicht mehr wiedersehen. Niemals mehr. Sie hätte am liebsten vor Zorn aufgeschrien. Sie wollte Rakoski wiedersehen. Weil er ihr Freund war. Er war gesund, lauter und leidenschaftlich. Sie brauchte ihn. Niemand hatte das Recht, auf solche Art über ihrer beider Leben zu bestimmen, als seien sie Marionetten oder Sklaven. Der Zorn trieb ihr das Blut ins Gesicht.
»Wenigstens habt Ihr ihm viel Geld gegeben«, schrie sie, »damit er die Könige verjagen, sein Volk von den Tyrannen befreien kann, die es knechten, die mit den Menschenleben spielen wie mit Drahtpuppen und es hindern, frei zu denken, zu atmen, zu lieben…«
»Schweigt!«
Der König packte ihre Schultern mit eisernem Griff.
»Schweigt!«
Er sprach mit verhaltener Stimme.
»Ich beschwöre Euch, beleidigt nicht den König, Liebste. Denn ich bin König. Ich könnte Euch nicht vergeben. Schreit mir nicht Euren Hass ins Gesicht. Ihr peinigt mich bis aufs Blut. Ihr dürft die gefährlichen Worte nicht aussprechen, die uns trennen würden. Wir müssen wieder zueinanderfinden, Angélique. Hört auf. Kommt.«
Er zog sie mit sich und nötigte sie, sich auf den Rand eines Marmorbeckens zu setzen. Sie keuchte, ihre Kehle war wie zusammengeschnürt. Die Kraft des Königs bezwang sie und dämpfte ihren Jähzorn. Er strich mit

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