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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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den blauen Himmel und bemühte sich, seine bebenden Lippen wieder in Gewalt zu bekommen. Auf keinen Fall wollte er weinen wie ein kleines Kind. Trotzdem traten ihm Tränen des Verdrusses in die Augen.
Angélique wusste nicht mehr, wie sie ihm beikommen sollte. In diesem Jungen steckte etwas, das zu durchschauen ihr nicht gelang. Zweifellos log er ohne Not und mit bestürzender Unbefangenheit. Was bezweckte er damit?
Ratlos wandte sie sich an den Abbé de Lesdiguières und ließ ihren Verdruss an ihm aus:
»Dieser Junge ist unerträglich. Ich muss Euch ernstlich tadeln.«
Der junge Geistliche errötete bis zum Rand seiner Perücke.
»Madame, ich tue mein Bestes. Florimond ist durch sein Amt mit Geheimnissen in Berührung gekommen, die er ergründen möchte…«
»Lehrt ihn lieber, sie zu respektieren«, meinte Angélique kühl. Ihr fiel ein, dass der Abbé einer der Schützlinge von Madame de Choisy war. In welchem Maße mochte er ihr nachspioniert und sie denunziert haben? Nachdem Florimond seine Tränen hinuntergeschluckt hatte, erklärte er, er müsse die kleinen Prinzessinnen beim Spaziergang begleiten, und bat, sich zurückziehen zu dürfen. Mit betont würdevollen Schritten verließ er den Raum durch die Fenstertür, doch sobald er die Stufen der Freitreppe hinter sich hatte, galoppierte er auf und davon, und sie hörten ihn singen. Er glich einem der von dem schönen Frühlingstag wie berauschten Schmetterlinge. Der Park von Saint-Cloud mit seinen weiten Rasenflächen begann vom Gesang der Grillen zu schwirren.
»Was meint Ihr zu dieser Geschichte, Monsieur de Lesdiguières?«
»Madame, ich habe Florimond nie bei einer Lüge ertappt.«
»Ihr wollt Euren Zögling verteidigen und bekräftigt damit eine sehr schwerwiegende Behauptung.«
»Kann man’s denn wissen?« sagte der kleine Abbé, den Ausdruck des Jungen aufgreifend. Er presste seine Hände in einer ängstlichen Geste zusammen. »Bei Hof muss man allen Ergebenheitsbeteuerungen misstrauen. Wir sind von Spähern umgeben…«
»Es steht Euch schlecht an, von Spähern zu reden, Herr Abbé, der Ihr von Madame de Choisy bezahlt worden seid, um mich zu überwachen und zu verraten!«
Der Abbé wurde leichenblass. Er begann zu zittern und sank schließlich auf die Knie.
»Madame, vergebt mir! Es ist wahr. Madame de Choisy hatte mich zu Euch geschickt, um Euch zu beobachten, aber ich habe Euch nicht verraten. Das schwöre ich Euch... Ich hätte es nicht über mich gebracht, Euch auch nur das leiseste Unrecht zuzufügen. Euch nicht, Madame! Vergebt mir!«
Angélique wandte sich ab; ihr Blick glitt aus dem Fenster.
»Glaubt mir, Madame!« flehte der junge Mann.
»Ich glaube Euch«, sagte sie müde. »Wer hat mich aber dann beim Orden vom Heiligen Sakrament denunziert? Malbrant Schwertstreich? Ich kann es mir freilich nicht vorstellen.«
»Nein, Madame. Euer Stallmeister ist ein biederer Mann. Madame de Choisy hat ihn bei Euch untergebracht, um seiner Familie einen Gefallen zu erweisen, die in ihrer Provinz lebt.«
»Und die Demoisellen de Gilandon?«
Der Abbé de Lesdiguières zögerte, noch immer auf den Knien.
»Ich weiß, dass Marie-Anne kurz vor Eurer Verhaftung bei ihrer Gönnerin war.«
»Also sie ist es. Dieses verdammte kleine Frauenzimmer! Ein schönes Geschäft, auf das Ihr da eingegangen seid, Herr Abbé. Ich zweifle nicht, dass Ihr es noch zum Bischof bringt, wenn Ihr so weitermacht.«
»Das Leben ist schwer, Madame«, murmelte der Abbé leise. »Bedenkt, was ich Madame de Choisy verdanke. Ich war das jüngste von zwölf Kindern, der vierte Junge. Wir hatten im väterlichen Schloss nicht immer satt zu essen. Ich fühlte mich zum Priesterberuf hingezogen. Madame hat mir den Besuch des Seminars ermöglicht. Als sie mich in die Gesellschaft brachte, forderte sie mich auf, ihr die Schändlichkeiten zu berichten, deren Zeuge ich sein würde, um die Macht des Bösen bekämpfen zu können. Ich fand diese Aufgabe edel und begeisternd. Doch dann kam ich zu Euch, Madame…« Noch immer kniend, hob er seine sanften Rehaugen zu ihr auf, und er tat ihr um der romantischen Leidenschaft willen leid, die sie in diesem arglosen Herzen geweckt hatte.
»Steht auf, Abbé«, sagte sie ungehalten. »Ich verzeihe Euch, weil ich glaube, dass Ihr aufrichtig seid.«
»Ich hänge an Euch, Madame, und ich liebe Florimond wie einen Bruder. Werdet Ihr mich von ihm trennen?«
»Nein. Ich bin trotz allem beruhigt, wenn ich Euch bei ihm weiß. Die Hofgesellschaft Monsieurs ist die

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