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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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ebenbürtig, ich nicht. Führt mich nicht mehr in Versuchung.«
»Ihr fühlt Euch also in Versuchung geführt?«
Er schlang seine Arme um sie, zog sie an sich und drückte seine Lippen auf das goldfarbene Haar.
»Eure Besorgnisse sind töricht... Ihr beurteilt mich nach dem äußeren Schein. Welcher Frau gegenüber hätte ich mich nachsichtig zeigen können? Die zärtlichen sind tränenselig und dumm. Die ehrgeizigen müssen die Zuchtrute spüren, um nicht alles zu verschlingen. Aber Ihr... Ihr seid geschaffen, Sultanin-baschi zu werden, wie jener dunkelhäutige Fürst sagte, der Euch entführen wollte. Diejenige, die die Könige beherrscht... Und ich bin gewillt, Euch diesen Titel zu gewähren. Ich beuge mich. Ich liebe Euch auf hunderterlei Weise. Ich liebe Eure Schwäche, Eure Wehmut, die ich aufhellen, Euren Glanz, den ich in Besitz nehmen möchte, Eure Klugheit, die mich reizt und verwirrt, die mir jedoch unentbehrlich geworden ist wie jene kostbaren, in ihrer Vollkommenheit fast zu schönen Gegenstände aus Gold und Marmor, die man um sich haben muss als Pfänder des Reichtums und der Stärke. Ihr habt mir ein ungewohntes Gefühl eingeflößt: Vertrauen.«
Er hatte ihr Gesicht zwischen seine beiden Hände genommen und hob es zu sich auf.
»Ich erwarte alles von Euch, und ich weiß, wenn Ihr einwilligt, mich zu lieben, werdet Ihr mich nicht enttäuschen. Aber solange Ihr mir nicht gehört, solange ich nicht Eure Augen in meinen Armen habe erlöschen sehen, solange ich Euch nicht in der Ohnmacht der Liebe habe seufzen hören, werde ich mich fürchten. Ich habe Angst, Ihr könntet heimlichen Verrat begehen. Und deshalb sehne ich den Augenblick herbei, in dem Ihr Euch ergebt. Denn danach werde ich nichts mehr fürchten, weder Euch noch die ganze Welt... Habt Ihr Euch das je ausgemalt, Angélique? Ihr und ich vereint... Wie viele Pläne können wir verwirklichen! Was könnten wir alles erreichen! Ihr und ich vereint... wir wären unbesiegbar.«
Sie erwiderte nichts, bis ins Innerste aufgewühlt wie von einem schrecklichen Sturm. Aber sie hielt die Lider geschlossen und bot den Augen des Königs nur ein totenblasses Gesicht, in dem er nichts zu entziffern vermochte. Er wurde sich klar, dass der Augenblick der Gnade vorüber war. Er seufzte, ließ sich jedoch nichts anmerken.
»Ihr wollt nicht antworten, bevor Ihr nachgedacht habt? Das ist nur vernünftig. Und Ihr tragt mir auch nach, dass ich Euch verhaften ließ, das spüre ich. Nun, ich gewähre Euch noch vier Tage der Buße, um Euren Groll zu besänftigen und in der Stille über meine Worte nachzudenken. Kehrt bis zum nächsten Sonntag in Euer Pariser Haus zurück. An diesem Tag wird Versailles Euch wiedersehen, schöner denn je, noch mehr geliebt, wenn das möglich ist, und trotz Eurer Verirrungen stärker noch über mein Herz triumphierend. Leider habt Ihr mich zu der Erkenntnis gebracht, dass auch der König weder Liebe noch Zuneigung erzwingen kann, nicht einmal Erwiderung des Begehrens. Aber ich werde mich gedulden. Ich gebe die Hoffnung nicht auf. Der Tag wird kommen, wo wir uns nach Kythera einschiffen. Ja, Liebste, der Tag wird kommen, an dem ich Euch nach Trianon führe. Ich habe dort ein Häuschen aus Porzellan errichten lassen, in dem wir uns hin und wieder ausruhen können. Niemand hat es bisher gesehen. Ihr sollt es als erste kennenlernen, denn ich habe es heimlich für Euch bauen lassen, um Euch eines Tages zu ihm zu führen und Euch dort zu lieben, fern dem Lärm, fern den Intrigen, vor denen Ihr Euch fürchtet... Sagt nichts. Lasst mich wenigstens hoffen. Ihr kommt am Sonntag.«
Er nahm sie bei der Hand und führte sie zum Eingang der Grotte.
»Sire, darf ich Euch fragen, was mit meinem Sohn geschehen ist?«
Die Miene des Königs verfinsterte sich.
»Ach ja, das ist ein weiteres, von Eurer ungebärdigen Familie verursachtes Ärgernis. Ich musste mich seiner Dienste begeben.«
»Weil ich in Ungnade gefallen bin?«
»Durchaus nicht. Ich hatte nicht die Absicht, ihn darunter leiden zu lassen. Aber er hat durch sein Verhalten mein Missfallen erregt. Zweimal hat er schlankweg behauptet, Monsieur Duchesne, mein Obermundschenk, wolle mich vergiften! Er sagte, er habe ihn ein Pulver in meine Nahrung schütten sehen, und er hat ihn dessen in aller Öffentlichkeit beschuldigt. Sein feuriger Blick und sein bestimmter Ton verrieten sofort, dass er der Sohn seiner Mutter ist. ›Sire, esst nicht von diesem Gericht und trinkt nicht von diesem Wein‹, erklärte

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