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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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nach Paris zurück. So viele Gedanken gingen ihr durch den Kopf, dass ihr die Fahrt kurz vorkam. Sie konnte sich schwer vorstellen, dass kaum drei Tage vergangen waren. Dieses neue Leben am Hof erregte und beunruhigte sie im höchsten Maße, aber es bezauberte sie auch. Noch war sie außerstande, seine verwickelten Fäden zu entwirren. Der Prunk und die Lustbarkeiten hatten sie diesmal weniger bezwungen als das sprudelnde, gleich einem Ballett geregelte und gleich einem Vulkan explosive Dasein dieser abgeschlossenen Welt.
Freilich kehrte sie fürs erste unverrichteter Dinge zurück, denn sie hatte ihr Ziel, einen kleinen Posten bei Hofe zu finden, noch nicht erreicht. Sie hatte Louvois nicht sprechen können und sich schließlich auch nicht mehr darum bemüht, weil sie sich im unklaren war, wen sie um Vermittlung bitten sollte: Colbert, den Marquis de La Vallière, Brienne oder gar die Grande Mademoiselle. Sie musste sich das alles genau überlegen und Pläne schmieden... Es war so verteufelt kompliziert! Die Stille ihres Hauses in der Rue du Beautreillis würde ihr wohltun. Sie fühlte sich völlig lahm, zumal in den Knien – die Auswirkung unzähliger Hofknickse. Das Dasein der Hofleute musste, wenn zu nichts anderem, so doch mindestens dazu führen, dass sie bis ins hohe Alter gelenkig blieben. Ihr jedenfalls fehlte vorläufig die Übung.
»Ein heißes Bad, ein kleines Abendessen und dann ins Bett«, dachte sie.
»Philippe wird mich nicht von heute auf morgen ins Kloster sperren. Und wer weiß – vielleicht hält ihn die Zurechtweisung des Königs eine Weile in Schach.«
Ihr Optimismus gewann bereits wieder die Oberhand. Sie betrachtete im gemächlichen Dahinrollen der Kutsche Paris und fand es im Licht des frühen Abends recht grau, verglichen mit den vergoldeten Fernsichten von Versailles, aber doch erholsam.
Die beiden Flügel des zum großen Eingangshof ihres Hauses führenden Portals standen sperrangelweit offen, und sie nahm sich, als die Mietkutsche vor der Loge des Pförtners hielt, vor, diesem wegen seiner Nachlässigkeit gehörig die Meinung zu sagen. Flipot lief herzu, um seiner Herrin die Mantelschleppe zu halten.
Doch schon auf der Stufe blieb Angélique ob des Anblicks, der sich ihr bot, wie erstarrt stehen. Der Hof, den sie drei Tage zuvor noch leerer als sonst zurückgelassen hatte, war nun von einer Ansammlung von Kaleschen, Mietkutschen und Sänften angefüllt, ja sogar drei Staatskarossen befanden sich darunter, die zwar, gab man der Wahrheit die Ehre, ein wenig schäbig, aber deshalb nicht weniger hinderlich waren.
»Sieht so aus, Marquise«, murrte Flipot entrüstet, »als sei die ganze Stadt bei Euch abgestiegen... als ob sie Eure Bude, mit Verlaub gesagt, für’n öffentliches Wirtshaus hielten.«
Mit hochrotem Kopf bahnte sich Madame du Plessis mühsam einen Weg durch die bunte Menge der Kutscher und der Diener von offensichtlich minderem Rang, denn die meisten trugen weder Livree noch Insignien, und keiner erkannte jetzt die Herrin des Hauses. Einer von ihnen, ein Bursche mit roter Nase, der penetrant nach Wein roch, machte ihr nur schimpfend Platz.
»Drängle nicht, Schätzchen, kommst ohnehin zu früh! Da hat’s noch andere Leute, und feinere als dich, die seit dem frühen Morgen warten.«
Flipot suchte dem Unverschämten beizubringen, dass es die Hausherrin sei, mit der er rede. Doch der andere ließ sich nicht aus der Ruhe bringen:
»Mach mir nichts weis. Die Hausherrin hier ist eine millionenschwere große Dame, der der König nicht von den Fersen weicht, wie man sich erzählt. Sie würde nicht in einem so alten Kasten hier angeschaukelt kommen, noch dazu mit so einem Windhund wie du hintendrauf.«
Angélique schob den Burschen energisch beiseite und drängte sich weiter, vom Gejohle des Bedientenpacks verfolgt. Ihre wachsende Unruhe verbergend, betrat sie die Vorhalle, die von ihr völlig unbekannten Menschen erfüllt war.
»Thérèse! Marion!« rief sie. Keiner ihrer Dienstboten erschien. Doch dämpften ihre Rufe den Lärm der Eindringlinge ein wenig. Einer von ihnen in prächtiger, mit Bändern geschmückter Livree stürzte auf sie zu, um alsbald in eine tiefe, höfische Verbeugung zu versinken, an der kein Fürst etwas auszusetzen gehabt hätte.
»Frau Marquise wollen gütigst verzeihen, dass ich mir die außerordentliche Freiheit herausgenommen habe…«, begann er erblassend, während er fieberhaft in den Schößen seines Überrocks nach etwas suchte.
»Ach, endlich!«

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