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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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Geschöpfe haben von Natur aus die Gabe der Verstellung«, hatte er gesagt. Verfolgte der König seinerseits nun die gleichen Prinzipien?
    Als Angélique die Tanzfläche verließ, übergab ihr ein kleiner Page ein Briefchen. Es war eine Botschaft Monsieur Colberts. »Nehmt zur Kenntnis«, schrieb er, »dass Ihr das ständige Hofamt besitzt, um das Ihr Euch bemüht habt, und zwar unter den vereinbarten Bedingungen. Die Urkunde über die Ernennung zum französischen Konsul in Kandia wird Euch morgen zugestellt werden.«
Sie faltete den Brief und schob ihn in ihr Täschchen. Ein Lächeln spielte um ihre Mundwinkel. Sie hatte gesiegt.

Zweiter Teil

    Philippe

    Sechzehntes Kapitel
    Angélique entkleidete sich gemächlich. Sie hatte die Hilfe ihrer Zofen und der Demoisellen Gilandon abgelehnt. Ihre Gedanken beschäftigten sich mit den letzten Phasen des errungenen Sieges. Heute hatte ihr Verwalter dem Intendanten Mademoiselle de Briennes vierzigtausend Livres in klingender Münze ausgehändigt und gleichfalls heute hatte sie von Monsieur Colbert im Auftrag des Königs ihre »Ernennung« bekommen. Sie hatte ihr Siegel auf eine beachtliche Menge von Dokumenten gedrückt, mehrere eng beschriebene Seiten mit Sand bestreut und einige weitere »Kleinigkeiten« für Gebühren und anderes bezahlt, was immerhin einen zusätzlichen Betrag von zehntausend Livres ausmachte.
Nichtsdestoweniger war sie höchst befriedigt, wenn auch beim Gedanken an Philippe leise beunruhigt. Was würde er sagen, wenn er von der Sache erfuhr? Vor kurzem hatte er noch darauf gewettet, dass sie sich bei Hofe nicht würde halten können, und ihr zu verstehen gegeben, dass er alles tun werde, um sie von dort zu entfernen. Aber während seiner Haft in der Bastille und der darauffolgenden Versetzung zur Armee hatte sie in Ruhe ihre Ziele verfolgen können. Sie frohlockte... doch nicht ohne Gewissensbisse. Philippe war vor einer Woche aus der Picardie zurückgekehrt. Der König hatte Madame du Plessis-Bellière persönlich davon in Kenntnis gesetzt und dabei durchblicken lassen, dass der Wunsch, ihr einen Gefallen zu erweisen, ihn dazu veranlasst habe, über ein schweres Vergehen den Mantel des Vergessens zu breiten. Mit dem schweren Vergehen war die Disziplinlosigkeit gemeint, deren sich Philippe durch das Duellieren schuldig gemacht hatte.
Nachdem sie Seiner Majestät für ihre Gnade gedankt hatte, war sie unschlüssig gewesen, was zu tun sich schicke. Wie verhielt sich eine Frau ihrem Manne gegenüber, der ins Gefängnis geworfen worden war, weil sie ihn betrogen hatte? Sie war sich nicht sicher, aber alles ließ vermuten, dass die Haltung ihres Mannes sehr viel klarer sein würde. In aller Öffentlichkeit lächerlich gemacht, vom König getadelt, um seinen Ruf gebracht, würde sich sein Zorn auf sie inzwischen wohl kaum gemildert haben. Nachdem sie in aller Ehrlichkeit die Vorwürfe bedacht hatte, die Philippe rechtens gegen sie erheben konnte, wurde ihr klar, dass sie sich auf das Schlimmste gefasst machen musste. Daher die Eile, mit der sie einen Handel abgeschlossen hatte, der eine Schranke zwischen ihr und dem strengen Urteil ihres Gatten aufrichtete. Nun war es erreicht. Philippe hatte noch immer nichts von sich hören lassen. Er hatte, wie es hieß, dem König seine Aufwartung gemacht und war von ihm herzlich empfangen worden. Danach hatte man ihn in Paris bei Ninon gesehen, und später hatte er den König zweimal zur Jagd begleitet. Heute, während sie bei Monsieur Colbert Schriftstücke unterzeichnet hatte, war er in den Wäldern von Marly gewesen. Sollte er beschlossen haben, sie in Ruhe zu lassen? Wie gern wäre sie dessen gewiss gewesen! Aber Philippe hatte sie allzu oft grausam wachgerüttelt. War dies nicht eher die Regungslosigkeit des Tigers, der zum Sprung ansetzt? Die junge Frau seufzte. Gedankenversunken löste sie den Brusteinsatz mit dem seidenen Knoten, legte die Nadeln nacheinander in eine Onyxschale, schlüpfte aus ihrem Mieder und knüpfte die Schnürbänder ihrer drei Röcke auf, die rings um sie in schweren Falten zu Boden fielen. Mit einem großen Schritt trat sie über den Wall aus Samt und Seide und nahm von einer Sessellehne das feine Leinenhemd, das Javotte bereitgelegt hatte. Dann beugte sie sich nieder, um ihre mit Edelsteinen verzierten seidenen Strumpfbänder zu lösen. Ihre Bewegungen waren ruhig und versonnen. In diesen letzten Wochen hatte sie ihre gewohnte Behendigkeit eingebüßt. Ihre Armringe abstreifend, ging sie

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