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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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stieß sich nicht an diesem Wort. Spione?... Alle Welt bediente sich ihrer.
»Auf diese Weise wird der Handel unter fairen Bedingungen arbeiten können. So wird man auch in nächster Zeit neue Aktien der Ostindischen Gesellschaft ausgeben. Ihr werdet sie am Hofe unterbringen. An Euch wird es sein, Indien in Mode zu bringen, die Geizhälse zu überreden und so fort. Bei Hofe gibt es eine Menge Geld. Es darf nicht vergeudet werden… Nun, Ihr seht, dass Ihr unzählige Möglichkeiten haben werdet, Eure Talente zu verwerten. Das Missliche für uns war, Eurem Amt einen offiziellen Anstrich zu verleihen. Welchen Namen konnte man ihm geben? Euer Konsulat auf Kreta wird uns nun als Fassade und Alibi dienen.«
»Seine Erträgnisse sind kümmerlich.«
»Stellt Euch nicht dumm! Es ist selbstverständlich, dass Ihr für Eure offiziöse Tätigkeit eine beträchtliche Vergütung erhalten werdet. Wir werden sie für jedes Geschäft einzeln festsetzen. Bringt es Gewinn, so steht Euch ein Anteil zu.«
Aus Gewohnheit versuchte sie zu handeln.
»Vierzigtausend Livres sind viel Geld.«
»Für Euch ist das eine Bagatelle. Bedenkt, dass die Stelle eines Staatsanwalts hundertfünfundsiebzigtausend Livres kostet und die meines Vorgängers, des Finanzministers, weit über eine Million. Der König hat es aus seiner Tasche bezahlt, weil er mich auf diesem Platz haben wollte. Aber ich fühle mich ihm gegenüber verpflichtet. Deshalb werde ich nicht ruhen, bis ich ihm durch die Prosperität seines Königreichs ein Mehrfaches dieser Summe wieder eingebracht habe.« Er erhob sich; die Unterredung war zu Ende.

Fünfzehntes Kapitel

    »Das ist also der Hof«, sagte sich Angélique. »Heute abend hier beim Tanz im Palais Royal, zeigt er sich so, wie das naive Volk ihn sich vorstellt: erstrahlend im hellsten Licht, prunkender Schauplatz eines ununterbrochenen Festes.«
Hinter der Samtmaske, die ihr Gesicht verbarg, beobachtete sie den Wirbel der tanzenden Paare. Vor kurzem erst hatte der König mit Madame d’Orléans den Ball eröffnet. In einem Kostüm aus Goldbrokat, das mit tausend in Stickereien gefassten, glitzernden Diamanten übersät war, auf dem Haupt einen mit Laub und feuerroten Federn gezierten goldenen Helm, stellte er den Jupiter aus dem Ballett »Das olympische Fest« dar. Um morgen dieses Kostüm zu preisen, würde selbst der Dichter Doret nur sagen können:
    »So kostbar war des Königs Gewand,
dass eine Provinz darin verschwand.«
    »Welche Pracht«, dachte Angélique. »Das ist der Hof.«
Monsieur d’Orléans, der seinen Bruder empfing, musste der Etikette gemäß bescheidener gekleidet sein. Gleichwohl erkannte man trotz der aus Spitzen bestehenden Maske seine rundliche, tänzelnde, in Seide und Hermelin sich plusternde Gestalt. Ein Äolus in einem Kostüm aus weißen und rosafarbenen Federn, eine Windmühle auf dem Kopf, forderte Angélique zu einer »Courante« auf. Sie überließ sich dem schnellen Tanz, bei dem die Tänzerin von einem Kavalier zum andern wanderte, berührte funkelnde, beringte Hände, sah vor sich stetig wechselnde Masken, silberne, samtene, Masken aus Spitzen, Masken aus Seide, Masken, in deren Schlitzen gierige, werbende, zärtliche Augen glänzten. Rings um sie ausgelassenes Lachen und über allem der Hauch der Parfüms, der Geruch der Weine und der Duft der Rosen. Das Parkett war mit Blütenblättern übersät. Rosen im Dezember…
Das war der Hof. Unbeschwerte Fröhlichkeit. Verschwenderische Pracht. Doch sah man genauer hin – welches Erstaunen! Man sah einen verschwiegenen jungen König, der an den Schnüren seiner Marionetten zog. Und beim zweiten genaueren Blick ließen die Marionetten die Masken fallen. Lebendig waren sie, von heißer Leidenschaft verzehrt, von unersättlichem Ehrgeiz beseelt…
Die letzte Unterhaltung mit Monsieur Colbert hatte Angélique ungeahnte Perspektiven eröffnet. Beim Gedanken an die Rolle, die er ihr zuteilen wollte, fragte sie sich, ob all diese Masken nicht etwa auch einen geheimen Auftrag verbargen.
»Der König ist nicht gewillt, Fachkenntnisse wie die Eurigen ungenutzt zu lassen…«
Einstmals hatte Richelieu in eben diesem Palais Royal, das damals Palais-Cardinal geheißen hatte, seinen violetten Rock und seine Verwaltungs- und Machtpläne spazierengeführt. Kein Mensch war hier ein- und ausgegangen, der nicht in seinem Dienst gestanden hatte. Sein Spionagenetz war einem riesigen Spinnengewebe gleich gewesen. Er hatte zahllose Frauen beschäftigt. »Diese

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