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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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Säulen Lichtgarben hervor. In den Gründen des Parks barsten Tausende von Raketen mit Donnergetöse. Überall loderten die Bassins wie Vulkankrater auf. Der Lärm schwoll an, eine Panik entstand. Verängstigte Frauen flüchteten unter die Bäume und in die Grotten. Der ganze Park von Versailles schien in Flammen zu stehen. Die Kanäle, die Teiche färbten sich purpurrot im Widerschein der Lohe, während über ihnen Raketen den Nachthimmel durchschnitten und sich in Kometenschweife oder bunte Raupen verwandelten.
Endlich, im Augenblick, da in einem überwältigenden Finale überall am Horizont neue Raketenbündel emporschossen und ihre Bahnen zu einem feurigen Gewölbe vereinten, schwebten in den Lüften, leuchtenden Schmetterlingen gleich, ein L und ein M, die Initialen des Königs und der Königin. Der Nachtwind trug sie mit dem rötlichen Rauch des erlöschenden Zauberspuks sacht davon, und der letzte rosige Schimmer des Festes vermischte sich mit dem des Himmels, der sich im Osten färbte. Es begann zu tagen.
Der Monarch befahl, nach Saint-Germain zurückzukehren. Erschöpft folgten ihm die Höflinge zu Pferd oder in ihren Kaleschen. Ein jeder versicherte immer wieder: noch nie habe die Welt ein schöneres Fest gesehen.

Dreiundzwanzigstes Kapitel

    Ein unvergessliches Fest, zwei amouröse Promenaden im Dunkel einer Allee, ein ihr ganzes Wesen erfüllendes Staunen, und gleichwohl ein bitterer Nachgeschmack, der die angenehmen Erinnerungen trübte… Das war das Fazit, das Angélique am nächsten Morgen aus der Nacht von Versailles zog.
Eine weitere Sorge drängte sich immer wieder in ihre schweifenden Gedanken; das runde Gesicht des kleinen Cantor, den Monsieur de Vivonne als Pagen zu sich nehmen wollte.
»Regeln wir zunächst diese Frage«, beschloss Angélique und riss sich aus ihrem trägen Träumen. Sie erhob sich vom Diwan, auf dem sie sich von den Anstrengungen der vergangenen Nacht erholt hatte. Als sie die kleine Galerie des Hôtel du Plessis durchquerte, drang Cantors Stimme aus dem obersten Geschoss zu ihr:
    »Marquis, solch’ schöne Frau zu finden
glückt leichter dir als mir…«
    Die junge Frau blieb vor einer dunklen Eichentür stehen. Sie zögerte einen Augenblick. Noch nie war sie bis zu dieser Tür vorgedrungen, die zu Philippes Gemächern führte. Ihr Vorhaben erschien ihr plötzlich sinnlos. Doch die Stimme des Achtjährigen, die da droben von den Liebschaften des Königs Heinrich sang, brachte sie zum Lächeln, und sie besann sich eines Bessern. Nachdem sie leise angeklopft hatte, öffnete ihr La Violette. Philippe stand vor dem Spiegel, im Begriff, seinen blauen Rock überzuziehen. Er wollte nach Saint-Germain fahren. Angélique musste ihm binnen kurzem folgen, da sie zur Lustpartie der Königin und einem nachfolgenden kleiner Souper geladen war. Aus Höflichkeit gab Philippe keinerlei Verwunderung darüber zu erkennen, dass seine Frau sich bei ihm einfand. Er bat sie, Platz zu nehmen, und fuhr in seiner Toilette fort, geduldig darauf wartend, dass sie ihm den Grund ihres Besuchs mitteile.
Angélique fand es schwierig, einen Anfang zu machen. Sie sah zu, wie Philippe seine Ringe überstreifte. Er wählte sie bedächtig aus, schob sie probierend über die Finger und betrachtete mit kritischem Auge die ausgestreckte Hand. Eine Frau hätte kaum größere Sorgfalt auf ihren Schmuck verwenden können.
Was wollte sie von ihm? Einen Rat? Es kam ihr nun fast lächerlich vor. Um das peinlich werdende Schweigen zu brechen, sagte sie schließlich:
»Monsieur de Vivonne hat mich gebeten, ihm meinen Sohn Cantor zu überlassen.«
Philippe bekundete keinerlei Interesse. Er stieß einen Seufzer aus und zog die Ringe wieder ab, die ihm nicht zusammenzupassen schienen. Nachdenklich blieb er vor seinen geöffneten Schmuckkästchen stehen, dann warf er ihr, als werde er sich erst jetzt ihrer Gegenwart bewusst, einen flüchtigen Blick zu und sagte gelangweilt:
»Ach, wirklich? Meinen Glückwunsch zu dieser Neuigkeit. Die Gunst Monsieur de Vivonnes ist im Wachsen, und seine Schwester, Madame de Montespan, wird dafür sorgen, dass sie lange auf ihrem Gipfelpunkt bleibt.«
»Aber Monsieur de Vivonne wird sich auf eine Expedition ins Mittelmeer begeben.«
»Ein neuer Beweis für das Vertrauen, das der König ihm entgegenbringt.«
»Der Junge ist noch sehr klein.«
»Was meint er dazu?«
»Wer? Cantor? Oh... er schien geradezu erpicht darauf, die Expedition zu begleiten. Was übrigens nicht verwunderlich ist, da

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