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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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schlimmste!«
Wer hatte ihr das doch eines Tages gesagt, mit jener verächtlichen Melancholie der Auserwählten? Der Fürst Condé, einer der vornehmsten Edelmänner nach Rang, Vermögen und Ruhm.
»Habt Ihr denn nie... wenigstens einmal, ganz ausschließlich... eine Frau geliebt?«
»Doch...meine Amme. Aber das ist lange her.«
Angélique lächelte nicht. Sie blickte ihn eindringlich an, hielt die Hände auf ihren Knien gefaltet.
»Dieses Gefühl«, murmelte sie, »das auf ein einzelnes Wesen die Großartigkeit des Universums überträgt, die Süße aller unausgesprochenen Träume, die Schwungkraft und die Macht des Lebens…«
»Ihr versteht es wunderbar, über diese Dinge zu reden. Nein, meiner Treu, ich glaube nicht, dass ich für mein Teil je ein solches Hochgefühl kennengelernt habe... Dennoch ahne ich, was Ihr meint. Einmal habe ich die Hand ausgestreckt, aber das Trugbild ist erloschen…«
Seine Lider verschleierten seinen Blick, und mit seinem glatten Gesicht, dem leisen Lächeln seiner Lippen glich er einer jener liegenden Statuen, die mit rätselvollem Ausdruck auf den Gräbern der Könige zu sehen sind. Nie war er ihr so fern erschienen wie in dem Augenblick, da er ihr – vielleicht – näherkam.
»Es war auf Schloss Plessis... Ich war eben sechzehn geworden, und mein Vater hatte mir ein Regiment gekauft. Wir hielten uns wegen der Aushebung in der Provinz auf. Im Verlaufe eines Festes machte man mich mit einem Mädchen bekannt. Sie war in meinem Alter, aber in meinen aufgeklärten Augen war sie noch ein Kind. Sie trug ein graues Kleidchen mit blauen Schleifen am Mieder. Ich schämte mich, dass man sie mir als meine Kusine vorstellte. Doch als ich ihre Hand nahm, um sie zum Tanz zu führen, spürte ich, dass diese Hand in der meinen zitterte, und diese Berührung, dieses Zittern lösten eine ungekannte und köstliche Empfindung in mir aus. Bis dahin war ich es gewesen, der angesichts des gebieterischen Begehrens der reifen Frauen oder der anzüglichen Neckereien der jungen Koketten des Hofs gezittert hatte. Jenes kleine Mädchen gab mir ein lächerliches Selbstbewusstsein. Ihre bewundernden Augen spendeten mir Balsam, einen berauschenden Trank, ich fühlte mich zum Manne werden, war nicht mehr Spielzeug; war Herr, nicht mehr Diener... Indes stellte ich sie spöttisch meinen Kameraden vor: ›Dies‹, sagte ich, ›ist die Baronesse Trauerkleid.‹ Da lief sie davon! Ich betrachtete meine leere Hand, und ein unerträgliches Gefühl überkam mich, das nämliche, das ich an dem Tage empfand, da ein eingefangener Vogel, den ich mir zum Freund gemacht hatte, aus meinen Händen davongeflogen war. Alles kam mir grau vor. Ich wollte sie wiederfinden, um ihren Zorn zu besänftigen und noch einmal ihren verklärten Blick zu sehen. Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte, denn meine Lehrmeisterinnen hatten mir nicht beigebracht, wie man ein scheues Jüngferchen verführt. Im Vorbeigehen nahm ich aus einer Schale eine Frucht, um sie ihr zu schenken, um einen Vorwand zu haben… Ich glaube, es war ein Apfel, rosig und goldgelb wie ihr Gesicht. Ich habe sie im Park gesucht. Aber ich habe sie an jenem Abend nicht mehr gefunden…«
»Was wäre geschehen, wenn wir uns an jenem Abend wiedergefunden hätten?« dachte Angélique.
»Wir hätten einander scheu angeschaut... Er hätte mir einen Apfel geschenkt. Und wir wären Hand in Hand im Mondlicht gewandert…«
Zwei blonde junge Menschen... durch die flüsternden Alleen jenes Parks, in den die Hirsche aus dem Wald von Nieul kommen... Zwei von unnennbarem Glücksgefühl überwältigte junge Menschen, jenem Glücksgefühl, das man nur als Sechzehnjähriger empfindet, wenn man sich danach sehnt, in inniger Umarmung auf dem Moos zu sterben.
Angélique hätte nie das Geheimnis des Giftkästchens aufgespürt... Ihr Leben hätte vielleicht einen anderen Verlauf genommen…
»Und habt Ihr jenes Mädchen nie wiedergefunden?« fragte sie seufzend mit heller Stimme.
»Doch. Sehr viel später. Und seht, in welch verklärtem Licht die Jugend ihre ersten Passionen zu betrachten vermag. Denn sie ist bösartiger, härter, kurz gesagt gefährlicher geworden als alle andern zusammengenommen…«
Nachdenklich hielt er seine Hände vor sich hin.
»Was meint Ihr zu meinen Ringen? Mir scheint, jetzt passen sie gut zusammen.«
»Ja, tatsächlich, Philippe... Aber ein einziger Ring am kleinen Finger würde vornehmer wirken.«
»Ihr habt recht.«
Er nahm die überflüssigen Ringe ab,

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