Angels - Meine Rache waehrt ewig
mochten, ahnte sie nicht.
Mehr als einmal verspürte sie große Furcht. Sie vermutete, dass ein paar der verschwundenen Mädchen, von denen die Presse hin und wieder berichtete, zum inneren Zirkel gehört hatten. Obwohl sie sich nicht sicher sein konnte. Das Ritual war so bizarr, so … finster … Aber immerhin waren die Mädchen verschwunden. Während der Zeremonie hatte er sie »Schwester« genannt und sie mit Namen angesprochen.
Waren sie alle bereitwillige Mitglieder gewesen?
Natürlich! Sei doch keine Idiotin! Sie sind verschwunden, weil sie sich in etwas hineinmanövriert haben, das du selbst so ungeduldig erwartest. Entweder sind sie tot oder –
»Nein!«, sagte sie laut zu den vier Wänden ihrer winzigen Mietswohnung, in der sie allein lebte. »Nein, nein, nein!« Er würde sie nicht derart hintergehen. Diese anderen Mädchen, Tara, Monique und Dionne, waren wahrscheinlich verschwunden, weil sie das Vampirritual abgeschreckt hatte. Das Gleiche galt für Rylee, die zuletzt als vermisst gemeldet wurde. Ariel hatte sie als ein oberflächliches, ängstliches Mädchen in Erinnerung.
Ob sie wirklich alle tot waren?
Ariels Herz wurde zu einem harten, kalten Klumpen. Sie blickte sich in dem kleinen Zimmer um, das sie über ein Jahr lang ihr Zuhause genannt hatte, sah die billigen Designerfakes, die sie gekauft hatte, um der Wohnung einen freundlichen Anstrich zu geben, die abgewohnte, heruntergekommene Einrichtung, die bereits vorhanden gewesen war, das gelbe Bücherregal, das sie selbst zusammengeschraubt hatte, mit den wenigen Fotos einer Familie darauf, der sie im Grunde gleichgültig war.
Ihre Nerven waren wie immer zum Zerreißen gespannt. Sie schaute sich das Jesusbild an, das sie neben das Fenster gehängt hatte. Einst war sie so gläubig gewesen, so überzeugt von ihrer eigenen Frömmigkeit, und jetzt … jetzt war sie verloren.
Ariel schluckte schwer.
Dann war da noch diese Bentz, die Tochter von dem Cop. Die herumschnüffelte. Die behauptet hatte, sie würde an Ariels Hautfarbe erkennen, dass sie in Gefahr war oder irgendeinen ähnlichen Unsinn. Was hatte das zu bedeuten?
Ihre Haut kribbelte bei dem Gedanken daran, dass sie möglicherweise die Nächste sein würde, die verschwand, dass ihr irgendetwas zustoßen könnte …
Ariel ging zu ihrem kleinen Kühlschrank hinüber und nahm eine Flasche Wodka aus dem Gefrierfach. Sie öffnete sie, hob sie an ihre Lippen und nahm einen großen Schluck. Sie musste sich beruhigen. Sie war völlig aus der Fassung geraten.
Kristi Bentz war dafür verantwortlich. So eine Verrückte! Ariel wischte sich mit der Hand über die Lippen und warf einen kurzen Blick in den Spiegel. Ihre Haut
war
blass, ihre Finger waren um den kalten Flaschenhals geklammert, ihre Augen aufgerissen vor Angst.
Vielleicht sollte sie einfach abhauen.
Wie die anderen.
Wie lange würde es dauern, eine Tasche zu packen und zu verschwinden?
Es wäre schließlich nicht das erste Mal.
Hau ab, heute Abend noch. Bevor du deine Meinung änderst. Steig in einen Bus und mach, dass du wegkommst!
Sie ging zum Schrank und zog ihren Rucksack vom oberen Regalbrett, den zum Campen, in den fast ihr ganzer armseliger Besitz hineinpasste. In dem Moment klingelte ihr Handy.
Ariels Mut sank, als sie auf das Display blickte.
Als hätte er es gewusst.
Ihr Herz pochte wie wild bei dem Gedanken, seine Stimme zu hören, bei dem Gedanken daran, dass er sich um sie kümmerte, dass er sie liebte …
Sie ging nicht dran, ließ die Voicemail anspringen, und binnen Minuten hörte sie seine Schritte auf der Treppe und das energische Klopfen seiner Fingerknöchel auf der schmutzigen Sperrholztür.
»Ariel«, sagte er mit leiser, melodischer, eindringlicher Stimme. »Mach die Tür auf.«
Bibbernd versuchte Kristi zu schwimmen. Sie befand sich in der Mitte eines Schwimmbeckens, in einem Gebäude, das stockdunkel war. Ein paar Kerzen standen an dem gekachelten Rand, die kleinen Flammen flackerten und drohten in dieser Höhle zu verlöschen.
Wo zum Teufel war sie?
Sie schnappte nach Luft und fühlte sich, als wäre sie Stunden im Wasser gewesen. Sie blickte sich um. War sie allein? Sie sah nach unten, auf den Grund des Pools, aber er war tief und dunkel, und obwohl sie niemanden in den stygischen Tiefen erkennen konnte, spürte sie seine Anwesenheit. So sicher, als fühlte sie seinen Atem auf ihrer Haut.
Schwimm, Kristi, versuch um Gottes willen hier herauszukommen!
Sie strampelte kräftig mit den
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