Angels - Meine Rache waehrt ewig
schmeckte, dann machte sie weiter und gönnte sich lediglich eine Pause, in der sie ein Glas Wein trank und die Nachrichten schaute. Und das alles nur, um die zehn Kilo loszuwerden, die sie angesetzt hatte, seit sie dreißig geworden war und das Rauchen aufgegeben hatte.
Manchmal fragte sie sich, ob das richtig gewesen war.
Den Rest des Abends pflegte sie damit zu verbringen, sich in ihre Arbeit zu vertiefen. Sie wollte nicht mal daran denken, was für ein Stundenlohn dabei herauskam – es wäre zu deprimierend. »Denk an die Sozialleistungen«, rief sie sich immer wieder ins Gedächtnis. Und dann war da noch die simple Tatsache, dass sie ihre Arbeit liebte. Es gab nichts Besseres, auch wenn das bedeutete, dass sie die meisten Nächte allein in ihrem großen Doppelbett verbringen musste.
Jetzt marschierte sie durch die Türen der Polizeistation und ging zu ihrem Schreibtisch. Sie hatte die letzten vier Stunden damit verbracht, Zeugen zu einem Fall von häuslicher Gewalt zu befragen, und sie war gereizt wegen der widersprüchlichen Aussagen: Die eine Hälfte der Partygäste hatte darauf bestanden, dass die Ehefrau die Schuld an dem angeblichen Zwischenfall trug – sie hatte ihren Mann gereizt, indem sie mit dessen Bruder flirtete. Außerdem hatte sie ihm in den Magen geboxt, was die Situation zusätzlich anheizte. Die anderen Gäste gaben an, der Ehemann, ein besitzergreifender, eifersüchtiger Typ, der gern Steroide zu sich nahm, habe überreagiert: Er hatte sich seine Knarre geschnappt und seine Frau erschossen.
Überreagiert …
Wie konnten die Leute nur so bescheuert sein?
Vor Portia lagen noch zwei Stunden Papierkram, dann würde sie Feierabend machen. Der Schichtwechsel stand an, und im Büro war viel los: Telefone klingelten, Computer summten, Verdächtige in Handschellen und Fußfesseln saßen vor Schreibtischen, beteuerten ihre Unschuld und beklagten sich über die schlechte Behandlung durch die Cops.
Sie ging an den Schreibtischen der jungen Sekretärinnen vorbei. Dann zog sie ihren Regenmantel aus und hängte ihn an einen Haken in der Nähe ihres Schreibtischs. Gelächter ertönte irgendwo beim Faxgerät. Portias Blick fiel auf den Berg von zu bearbeitenden Akten.
So viel zur »papierlosen Gesellschaft«.
Sie ackerte ein paar Akten durch, dann machte sie sich an den Papierkram und die endlosen E-Mails.
Das Telefon klingelte schrill. Sie nahm den Hörer ab, die Augen noch auf den Computermonitor gerichtet. »Mordkommission, Detective Laurent.«
»Hier spricht Jay McKnight aus dem kriminaltechnischen Labor. Sonny Crawley hat mir Ihren Namen genannt. Er hat etwas für mich nachgeschaut.«
»Ja, richtig.« Portias Interesse war augenblicklich von den Mails abgelenkt, und sie begann, Befehle auf ihrer Tastatur einzugeben. »Ich hätte Sie etwas später angerufen, weil ich erst noch ein paar lose Ende zusammenfügen wollte …« Sie fand die richtige Datei und rief sie auf. »Es hat ein bisschen gedauert, ehe ich eine Liste der in Frage kommenden Vans zusammenhatte, amerikanische Marken und dunkel, Nummernschilder aus Louisiana, Fahrzeughalter am College beschäftigt. Ich schicke sie Ihnen, wenn Sie mir Ihre E-Mail-Adresse geben.«
»Großartig.« Jay nannte ihr die Adresse. Portia würde sie überprüfen, bevor sie die Mail abschickte, selbst wenn es die E-Mail-Adresse von der Staatspolizei war.
»Ich fahre heute Abend nach Baton Rouge«, erklärte Jay. »Ich könnte bei der Polizeistation vorbeischauen, damit wir kurz reden können.«
»Gute Idee. Bis dahin habe ich vielleicht die Informationen zu den Leumundsprüfungen zusammengetragen, um die Sie gebeten hatten. Ich arbeite noch daran.« Sie holte sich Jay McKnights Akte auf den Computer. Obwohl sie ihm nie offiziell vorgestellt worden war, kannte sie doch seinen Namen und hatte ihn einmal an einem Tatort gesehen.
»Es wird spät werden. Ich arbeite bis sieben. Wenn ich bei Ihnen ankomme, geht es sicher auf neun zu. Solange alles ruhig bleibt und ich keine Überstunden schieben muss.«
»Macht nichts, ich bin hier«, versicherte Portia ihm, dankbar, dass außer ihr überhaupt jemand vom Department daran glaubte, dass sie am All Saints College ein Problem hatten. Ein großes Problem.
»Bis dann.«
Portia legte auf, schickte McKnight die Fahrzeugliste und druckte eine für sich selbst aus. Sie war überrascht, wie viele der Angestellten einen dunklen Van besaßen. Neben dem Gärtner und einem Sicherheitsmann besaß der Geistliche einen
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