Angels - Meine Rache waehrt ewig
sein persönliches Jagdrevier betrachtete.
»Nicht mehr lange, du Scheißkerl«, murmelte Jay und fuhr zu dem alten Haus, in dem Kristi wohnte. Eine Sekunde lang war er erleichtert, ihren Honda auf seinem üblichen Parkplatz zu sehen. Vielleicht war sie zu Hause. Vielleicht hatte sie ihr Handy verloren. Vielleicht … Bitte, lieber Gott, bitte. Er stieß die Fahrertür auf, noch bevor der Pick-up zum Stehen gekommen war. »Bleib«, befahl er Bruno, dann rannte er zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppen hinauf. Binnen Sekunden war er oben und trat die Tür auf.
»Kris!«, rief er und ging hinein.
Es war dunkel und still, der Geruch nach Kerzen hing in der Luft, das Fenster über der Spüle war weit geöffnet, eine steife Brise bauschte die Vorhänge.
Sein Magen verkrampfte sich, und er griff nach seiner Waffe.
»Waffe fallen lassen! Auf den Fußboden!«, befahl eine weibliche Stimme. Mai Kwan trat aus der Dunkelheit und stellte sich ihm in den Weg. Die Pistole in ihren Händen zielte direkt auf sein Herz.
»Vampire?« Montoya starrte Bentz vom Beifahrersitz aus an, als hätte sein älterer Partner den Verstand verloren. Lichter zuckten, Sirenen heulten, und ihr Ford Crown Victoria raste über den Freeway nach Baton Rouge. »Meinst du das ernst? Vampire? Diese blutsaugenden Kreaturen, die sich in Fledermäuse verwandeln, in Särgen schlafen und nur von Silberkugeln erledigt werden können oder gepfählt werden müssen?«
»Das hat er gesagt.« Bentz blickte blinzelnd in die Nacht und fuhr, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her. Es regnete heftig, die Scheibenwischer liefen auf Hochtouren, der Polizeifunk knisterte und knackte. In der Ferne zuckten Blitze über den Himmel.
»Und du glaubst das?«
Bentz fühlte, wie Montoyas Blick ihn durchbohrte. »Was ich glaube, ist, dass meine Tochter verschwunden ist und dass irgendein durchgeknallter Hurensohn sie in seiner Gewalt hat.«
»Aber Vampire?«
»Die Leichen, die man aus dem Fluss gezogen hat, hatten fast kein Blut mehr. Und die Einstiche. Und niemand hat einen blutverschmierten Tatort ohne Leiche gemeldet.«
»Doch. Bei dieser Stripperin, Karen Lee Williams alias Bodiluscious, war Blut. Und sie war nicht da.« Montoya kratzte seinen Kinnbart. »Glaubst du, es besteht ein Zusammenhang?«
Bentz machte ein finsteres Gesicht. »Keine Ahnung. Es war Blut am Tatort, ja, aber keine fünf bis sechs Liter. Nicht das ganze Blut eines erwachsenen Menschen.«
»Dann hat dieser verdammte Vampir-Fan vermutlich den Rest getrunken. Und sich dann in eine Fledermaus verwandelt, um mit seinen Schwingen in irgendein Gewölbe zu flattern und in einem Sarg seine Mahlzeit zu verdauen.« Montoya griff in eine Innentasche seiner Lederjacke und stieß auf eine Schachtel Zigaretten, die er sich, wie Bentz wusste, für Nächte wie diese aufhob. Sein Sarkasmus konnte nicht über die Verunsicherung hinwegtäuschen, die er verspürte. Keiner von ihnen wusste, worauf sie sich gefasst machen mussten.
Bentz entdeckte die Ausfahrt nach Baton Rouge und bog ab. »Ich weiß nur, dass meine Tochter verschwunden ist und hier jede Menge Mist passiert.« Er dachte an Kristi. Ihr Lächeln. Ihre grünen Augen, die denen ihrer Mutter so ähnlich waren. Wie sie es liebte, ihn zu necken, wie sie ihn umschmeichelte und »Daddy« nannte, wenn sie ihn zu etwas überreden wollte. Er fühlte sich leer. Wie oft musste er so etwas noch durchstehen? Sie war das Licht seines Lebens, und plötzlich verspürte er einen Anflug von Schuld wegen des Glücks, das er mit Olivia gefunden hatte. Hatte er Kristi vernachlässigt, sein einziges Kind? Verdammt, er hatte sogar Jay McKnight beschuldigt, sie im Stich gelassen zu haben, obwohl er das eigentlich sich selbst vorwarf!
»Jetzt mach dich nicht fertig«, sagte Montoya und zündete sich eine Zigarette an. Der Geruch nach Rauch zog durch den Wagen. »Und behaupte ja nicht, dass du das nicht tust. Ich sehe es dir an. Ich hab so was schon mal mit dir durchgemacht. Wir werden sie finden.«
Tot oder lebendig.
Dieser Satz schoss Rick Bentz durch den Kopf, aber er sprach ihn nicht laut aus. Er mochte sich nicht vorstellen, dass er seine Tochter nicht mehr lebend wiedersehen würde.
»Was zum Teufel machen Sie hier?«, fragte Mai, die Waffe noch immer auf Jay gerichtet, der sich sofort auf den Fußboden geworfen hatte.
»Ich bin Kristis Freund, erinnern Sie sich nicht? Ich denke, diese Frage sollte ich Ihnen stellen! Ich arbeite für das
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