Angels - Meine Rache waehrt ewig
schlichen sie dem Licht entgegen. Jetzt konnte Jay verstehen, was die Stimmen sagten.
»Ihr Blut fließt doch, Elizabeth … es fließt doch über dich … wir sind beinahe fertig.«
Jay blieb fast das Herz stehen.
Mit zusammengepressten Zähnen tauschte er einen Blick mit Bentz, und dann stürmten sie beide in den Raum, in dem Kristi lag, weiß wie ein Laken, in einer Badewanne, aus der rotes Wasser schwappte. In der Wanne lag eine weitere Frau, die zu einem nackten Mann aufblickte, der gerade hineinsteigen wollte.
»Hände über den Kopf!«, brüllte Bentz.
Dr. Prestons Kopf fuhr in die Höhe.
Die Frau drehte sich um, und Jay geriet beinahe ins Straucheln.
Althea Monroe? Die Frau, für die er eingesprungen war? Die Professorin, die sich angeblich um ihre gebrechliche Mutter kümmern musste, bis diese eine neue Pflegestelle gefunden hatte? Sie lag mit Kristi in einer blutgefüllten Badewanne?
»Auf den Fußboden!«, befahl Bentz. »Sofort, du Scheißkerl!«
»Vlad!«, schrie Althea. »Töte sie!«
Als hätte sie absolute Kontrolle über ihn, wirbelte Preston herum und hielt plötzlich ein Messer in der Hand. Mit unglaublicher Präzision warf er es nach Jay und stürzte sich dann mit einer fließenden Bewegung quer durch den Raum auf Bentz.
Jay duckte sich. Das Messer streifte ihn an der Schulter, Schmerz schoss durch seinen Arm.
Bentz feuerte auf den nackten Mann, der auf ihn stürzte. Im selben Moment war Jay auch schon bei der Wanne und zog Kristi heraus. Sie war bewusstlos, ihr Körper steif und blass, die Schnitte an ihren Pulsadern blutverschmiert. Jay riss sein Hemd in Streifen, um sie zu verbinden. Er durfte sie nicht verlieren! Er musste sie retten! Panisch wickelte er den Stoff um ihren rechten Arm.
»Nein!«, tobte Althea. »Ich brauche sie!« Sie kletterte aus der Wanne und fiel über ihn her. Ihre Augen flackerten vor Irrsinn.
Schüsse fielen. Althea zuckte, als die Kugeln ihren Körper durchlöcherten.
Sie schnappte nach Luft, presste die Hände auf die Wunden und ging schreiend zu Boden. »Nein, nein … o nein … Narben … ich darf keine … Narben …« Blut quoll aus ihrem Mund, dann verstummte sie.
Montoya stand in der Türöffnung, die Waffe immer noch auf sie gerichtet.
»Ruft einen Krankenwagen!«, schrie er, während Jay hektisch die Baumwollstreifen um Kristis Handgelenke band.
»Sie sind schon unterwegs.« Mai war neben Bentz aufgetaucht. »Alles in Ordnung?«
»Ja.« Er kam auf die Füße und durchquerte den Raum. Kniete sich neben Jay, der Kristi in seinen Armen wiegte. An ihrem Hals war ein schwacher Puls zu erkennen, aber Jay wusste, dass sie viel Blut verloren hatte.
»Halt durch, Kristi, halt durch! Du darfst mich nicht verlassen.« Seine Kehle war zugeschnürt, und obwohl er wusste, dass auch Bentz seine Tochter berühren, sie in den Armen halten wollte, gab er sie nicht her. Sie atmete, aber nur flach, doch er war fest entschlossen, sie am Leben zu erhalten.
Durch einen Schleier hindurch hörte Kristi das Krachen von Schüssen, roch den beißenden Geruch nach Schießpulver und vernahm Stimmen … hektische Stimmen. Leute riefen. Leute rannten. Leute brüllten. Sie fühlte, dass sie aus dem Wasser gezogen wurde, und nahm wahr, dass eine Stimme lauter war als die anderen.
Jay.
Sie versuchte, die Augen zu öffnen, aber sie schaffte es nicht, obwohl sie seine Arme spürte, seine gedämpfte Stimme hörte, die sie bat, durchzuhalten.
»Du darfst mich nicht verlassen …«
Eine andere Stimme. Die ihres Vaters?
Wenn sie doch nur die Kraft finden würde, die Augen zu öffnen, den Vorhang zur Seite zu ziehen …
»Kristi! Bleib bei mir, Liebes. Kristi!«
Jays Stimme klang ruhig, bestimmt, als wollte er sie zu sich zurückzwingen, aber es war zu spät. Sie wollte ihm sagen, dass sie ihn liebte, dass er sich keine Sorgen um sie machen solle, aber ihre Lippen bewegten sich nicht, die Wörter kamen nicht, und sie fühlte, wie sie tiefer und tiefer glitt und schließlich davontrieb …
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis die Rettungssanitäter eintrafen, aber als sie endlich da waren, atmete Kristi noch. Die Sanitäter übernahmen, drückten ihr eine Sauerstoffmaske aufs Gesicht und legten sie auf eine Trage.
»Ich komme mit«, beharrte Jay.
»Ich auch.« Bentz war voller Blut, Charles Prestons Blut, doch er selbst war unverletzt. Jay hatte nur eine oberflächliche Wunde, und er versicherte den Rettungsleuten, er könne problemlos bis zum
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