Angels - Meine Rache waehrt ewig
aufeinandertrafen und sich überschnitten. Er deutete auf den Stundenplan. »Jede von ihnen hat Kreatives Schreiben bei Preston belegt, Shakespeare bei Emmerson, Journalismus bei Senegal und Der Einfluss des Vampyrismus bei Grotto?« Er fühlte, wie er schauderte. »Du lieber Himmel, Kristi, das ist
dein
Stundenplan!«
»Ich weiß.« Sie zuckte die Achseln. »Das ist schließlich nichts Außergewöhnliches oder Einzigartiges. Der Lehrplan wird per Computer aufgestellt, Unterrichtsblöcke geplant, stimmt’s? Abhängig von unserem Hauptfach. Wir sind also bei weitem nicht die einzigen, die diesen Stundenplan haben. Und es gibt auch ein paar Unterschiede. Tara zum Beispiel hat Forensik bei deiner Vorgängerin Dr. Monroe belegt, und Monique und Rylee haben beide einen Literaturkurs bei Dr. Croft besucht, der Leiterin des English Department, bevor sie verschwunden sind. Oh, und hier …« Sie tippte auf Dionnes Stundenplan. »Dionne hatte unter anderem noch Religion bei Vater Tony und Einführung ins Strafrecht bei Professor Hollister.«
»Voller Stundenplan.«
»Ich schätze, sie hatte sich einen knappen Rahmen gesteckt und wollte schnell ihren Abschluss machen. In dem Semester, in dem sie verschwunden ist, hatte sie sechs Seminare belegt und achtzehn Stunden Vorlesungen. Außerdem arbeitete sie als Teilzeitkraft beim hiesigen Pizza Parlor. Und da ist noch etwas: Sämtliche Mädchen machten bei Vater Mathias’ Moralitätenaufführung mit, was wiederum mit dem English Department zusammenhing.«
»Moralität?«
»Ziemlich altmodisch, nicht wahr? Wie aus dem Mittelalter. Ich habe es noch nicht genau herausgefunden, aber ich habe gehört, wie sich ein paar Mädchen im Vampyrismus-Seminar darüber unterhalten haben, dass das erste Stück am Sonntagabend aufgeführt wird. Ich dachte, da schaue ich mal vorbei. Schätze, du hast keine Lust mitzukommen?«
»Willst du denn, dass ich mitkomme?«
Klang das jetzt so, als erwartete er ein Date? Vielleicht, denn Kristi machte einen Rückzieher. »Nein, ich werde allein gehen. Das ist besser. Die Leute könnten dich bemerken.«
»Vielleicht sollte ich dich doch begleiten.«
»Nein, Jay. Das ist meine Sache.«
»Das gefällt mir nicht«, murmelte er. Wenn sie recht hatte, lief hier ein Psychopath rum, der Frauen vom Campus verschleppte. Und wenn sie sich irrte, gab es
irgendetwas,
das sie von dort vertrieb. Vier Studentinnen in weniger als zwei Jahren, verschwunden von einem Campus dieser Größenordnung, war mehr als ungewöhnlich, mehr als verdächtig. »Ich kann nicht glauben, dass die Universität nicht dahinterher ist.«
»Die Verwaltung bemüht sich stattdessen, alles unter den Teppich zu kehren. Die Anmeldungen sind ohnehin rückläufig, und sie wollen nicht noch mehr negative Presse. Ich habe mich an den Studentenvorstand gewandt und wurde umgehend aus dem Büro komplimentiert. Mir gehe die Fantasie durch und so weiter. Sie haben mich behandelt, als hätte ich die Pest.«
»Aber sie haben doch die Verantwortung –«
»Die sie nicht übernehmen, weil sie sich nicht eingestehen, dass etwas nicht stimmt.«
»Dass ich nicht lache!« Jay blickte auf die Schaubilder und schüttelte den Kopf. »Du musst das hier zur Polizei bringen.«
»O ja, richtig. Denk doch mal nach!« Kristi trank ihr Glas aus. »Sagen wir, ich kreuze damit bei der Polizeistation von Baton Rouge auf. An wen soll ich mich wenden?« Sie hob die Schultern. »Vielleicht an die Abteilung für vermisste Personen? Ich bringe diese Schaubilder mit, und dann sage ich … was? Dass ich die Tochter von New Orleans’ Supercop Rick Bentz bin und sie mir zuhören sollen? Selbst wenn ich ihn nicht ins Spiel bringe, werden sie zwei und zwei zusammenzählen und genervt sein.«
Eine dünne schwarze Katze schlüpfte durch den Fensterspalt über der Spüle.
»Wenn ich etwas so Aberwitziges täte, würde ich hochkant rausfliegen und mein Dad würde herbeizitiert werden. Nein danke.«
Sie hatte nicht ganz unrecht.
»Hey, Houdini«, sagte sie, als die Katze vom Tresen flitzte. »Du wirst ja langsam zahm«, scherzte sie. Die Katze blickte misstrauisch zu ihr herüber.
Jay wollte beim Thema bleiben. »Die Behörden müssen wissen, was du herausgefunden hast. Vielleicht könntest du deinen Vater anrufen und ihm erklären –«
»Ja, natürlich. Er würde mich so schnell hier fortholen, dass ich es gar nicht mitbekäme.«
»Das kann er doch gar nicht. Du bist erwachsen.«
Sie starrte ihn an, als hätte er
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