Angels - Meine Rache waehrt ewig
Schauspieler war als ein Intellektueller, sein Seminar eher theatralisch als literarisch, würde er das sicher nicht so stehenlassen. Sie öffnete ein weiteres Programm, in dem sie ihre Unterrichtsnotizen gespeichert hatte, aber noch bevor sie mit der entscheidenden Frage herausrücken konnte, loggte er sich aus.
»Was! Nein!«, schrie sie und öffnete rasch die anderen Chatroom-Fenster, in der Hoffnung, dass er dort irgendwo auftauchte. Aber er war nirgends zu finden. »Verdammter Mist!« Sie schleuderte den College-Leitfaden zur Seite und wollte soeben die Chatroom-Fenster schließen, als sie eine merkwürdige Frage in dem Raum entdeckte, den DrDoNoGood soeben verlassen hatte.
Deathmaster 7 fragte:
Tragt ihr eine Blutampulle?
Kristi fröstelte.
Drei Leute antworteten mit Ja, Carnivore 18 dagegen mit einem Fragezeichen. Offensichtlich kapierte Carnie es auch nicht. Eine Person antwortete gar nicht, und zwei tippten:
Nein.
Kristi entschied sich dafür, mit dem Strom zu schwimmen, und antwortete:
Ja.
Carnivore 18 tippte eine ganze Reihe mit Fragezeichen. Offensichtlich fühlte er sich ausgeschlossen.
»Willkommen im Club«, sagte Kristi und fragte sich, wie sie das Gespräch in die richtige Richtung lenken konnte. Dann fiel ihr etwas ein: Hatte Lucretia nicht erwähnt, dass ein paar der weiblichen Sektenmitglieder in Dr. Grottos Seminar Ampullen mit ihrem eigenen Blut um den Hals trugen?
Deathmaster 7 fragte:
Mit wessen Blut?
Kristi starrte auf den Bildschirm. Ihr Puls machte einen Satz bei dem Gedanken, dass sie möglicherweise auf genau die Verbindung gestoßen war, die sie benötigte, um mehr über die Vampirsekte, die sich angeblich auf dem Campus breitmachte, in Erfahrung zu bringen. Aber sie musste vorsichtig sein und durfte nicht zu schnell antworten. Was, wenn sie mit ihrer Vermutung danebenlag? Was, wenn Lucretia ihr falsche Informationen gegeben hatte? Sie wartete, die Finger über der Tastatur erhoben.
Der Einzige, der eine Antwort gab, war JustO:
Mein Blut. Wessen sonst?
Kristi grinste.
Keiner der anderen Chatter antwortete, aber Kristi wollte nicht lockerlassen. Also schloss sie sich JustO an und tippte:
Mein eigenes.
Die anderen Ampullenträger waren merkwürdig still, bis sie sich schließlich JustO und Kristi anschlossen. Waren sie nur zurückhaltend, oder waren sie wie Kristi Lügner mit ganz eigenen Absichten?
Sie biss sich so fest auf die Lippe, dass sie Blut schmeckte, und dachte nach. Es stand fest, dass JustO in einem Internet-Chatroom über Blut schrieb. Stand sie oder er in Verbindung mit der Sekte? Kristi versuchte sich vorzustellen, wer JustO war. Jemand aus Dr. Grottos Seminar? Jemand, den sie jedes Mal sah, wenn sie den Seminarraum betrat? Hatte sein oder ihr Screenname speziell für diesen Chatroom etwas mit Blut zu tun, so wie der von Kristi? Hatte JustO Blutgruppe 0 ?
Kristi verspürte einen Adrenalinstoß und konnte kaum still sitzen. Sie war sich sicher, dass es sich um eine weibliche Person handelte, obwohl sie nicht genau sagen konnte, warum. Sie spürte es einfach.
Mochte es sein, dass JustO eine Ampulle mit ihrem eigenen … O Gott! Es traf Kristi wie ein Schlag. Sie wusste, wer die Person war! Hatte sie nicht von einer All-Saints-Studentin gehört, die unter ihrer Initiale bekannt war?
Just »O«?
Nur »O«?
Kristis eigener Vater hatte von dem Mädchen gesprochen. Er hatte »O« befragt, als er vor einigen Jahren in einem Mordfall ermittelte. Es hatte sich um einen der Fälle gehandelt, die zu Our Lady of Virtues geführt hatten, der verlassenen Nervenklinik ein paar Kilometer außerhalb von New Orleans. Eines der Opfer des durchgeknallten Spinners hatte hier, am All Saints College, studiert.
Detective Bentz und Detective Montoya waren nach Baton Rouge gefahren, wo sie Studenten, Familienangehörige und Lehrkräfte befragten. Darunter war auch ein Mädchen gewesen, das eine Ampulle mit seinem eigenen Blut um den Hals getragen hatte.
Kristi wurde beinahe schwindelig bei dieser Erkenntnis. Sie streckte die Arme über den Kopf und hörte ihr Rückgrat knacken, doch sie hielt den Blick fest auf den Monitor gerichtet. Ihre Gedanken rasten zurück zu der Unterhaltung, die im Wohnzimmer ihres Vaters stattgefunden hatte. Damals hatte sie noch nicht bei ihm gewohnt und ihn nur besucht. Olivia war nicht zu Hause gewesen. Bentz und Montoya hatten über den Fall gesprochen, und Montoya hatte etwas über das »verrückte Gothic-Mädchen« gesagt, das sein eigenes Blut mit
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