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Angels - Meine Rache waehrt ewig

Angels - Meine Rache waehrt ewig

Titel: Angels - Meine Rache waehrt ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
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Hinterlassenschaften von einem verschwundenen Mädchen.
    Nach ihrem Zusammentreffen mit Hiram war sie noch dreimal mit dem Wäschekorb in den Keller gegangen und hatte Taras Sachen Stück für Stück hinauf in ihr Apartment geschafft. Sie hatte die Taschen ihrer Hosen und Jacken durchsucht und Ausschau nach einem noch so kleinen Hinweis gehalten. Nichts.
    »Mein Vater wäre enttäuscht«, sagte sie zu dem Kater, der ihr von einem der oberen Regalbretter aus zusah. »Was habe ich nur übersehen?« Sie arbeitete sich noch einmal durch den Stapel aus Jeans, Khakis und Shorts, aus Sweatshirt, T-Shirts und Jacken.
    Nichts.
    Enttäuschung machte sich in ihr breit. »Vielleicht bin ich einfach nicht für so etwas geeignet«, murmelte sie und packte Taras Sachen unter Houdinis wachsamem Blick wieder zusammen. Entweder hatte
Tara
alles Wertvolle mitgenommen, oder aber ihr Entführer. Kristi faltete ihre eigene Wäsche zusammen, legte eine Abhandlung für Dr. Prestons Schreibseminar heraus und ging dann zu Bett.
    »Morgen machen wir weiter«, vertraute sie Houdini an, der aufs Bett sprang und sich in die hinterste Ecke verzog, jederzeit bereit, in Deckung zu huschen, sollte sie ihm zu nahe kommen. Ihre Beziehung zueinander machte Fortschritte, wenngleich extrem zögerlich. Houdini ließ immerhin gelegentlich zu, dass sie ihn streichelte, auch wenn er äußerst wachsam blieb.
    Fast wie zwischen Jay und mir, dachte sie. Interessiert, aber zaudernd. Warum kam sie nur immer wieder auf Jay? Er war ihr Professor, und er hatte sich bereit erklärt, ihr bei den Recherchen über den Verbleib der vier Studentinnen zu helfen, aber das war’s. Es war absolut nichts Romantisches oder Erotisches zwischen ihnen. Und das sollte auch so bleiben.
    »Stimmt’s, Houdini?«, fragte sie.
    Die Katze starrte sie an, ohne zu blinzeln.
     
    Vater Mathias Glanzer schritt durch die Kirche, an den brennenden Votivkerzen in den Glashaltern vorbei. Seine Schritte klangen hohl. Am Altar, vor dem riesigen von der Decke hängenden Kruzifix, beugte er das Knie, bekreuzigte sich und betete um göttlichen Rat. Jesu Antlitz starrte auf ihn herab.
    Verärgert?
    Mitleidig?
    Vater Mathias’ gefaltete Hände waren feuchtkalt, sein Körper unter dem Priestergewand schweißgebadet – vor Nervosität und Abscheu vor sich selbst. Er war seit beinahe fünfzehn Jahren als Priester tätig und betete immer noch um Führung, hatte immer noch Zweifel. Sein Glaube schwankte, obwohl er das niemals zugeben würde.
    Aber Gott wusste es.
    »Vergib mir«, flüsterte er, und obwohl er wusste, dass er hierbleiben und die nächsten Stunden im Gebet verbringen sollte, fand er darin keinen Trost, genauso wenig wie in der Suche nach Gottes Rat. Er richtete sich auf und verließ die Kirche. Die große Tür schlug mit einem entschiedenen Knall hinter ihm zu.
    Die Nacht schien Regen mit sich zu bringen. Die Wolken waren dicht, Mond und Sterne waren nicht zu sehen. Vom Landesinneren zog ein Sturm auf. Kalt und scharf wehte der Januarwind auch durch seine Seele.
    Er war nach All Saints gekommen in der Hoffnung, hier neu beginnen zu können, seine Gelübde bekräftigen, Veränderungen am College hervorrufen zu können – und in sich selbst. Wieder zu Gott zu finden.
    Denn er war zu stolz geworden. Überheblich. Hatte seinen eigenen Ruhm über den von Gott gestellt.
    So hoch er gestiegen war, so weit hinauf ihn sein blinder Ehrgeiz auch getragen hatte, so tief war er gefallen. Nun taumelte er in tiefster Finsternis umher und fürchtete, dass es keine Umkehr gab. Nach All Saints zu gehen war kein Segen, sondern ein Fluch gewesen.
    Er wollte Dr. Grotto, Vater Anthony oder Natalie Croft dafür verantwortlich machen, wäre gern so weit gegangen, die Ungerechtigkeit der Schulverwaltung und den Laien zuzuschieben. Auch den Nachfahren von Ludwig Wagner, dem Mann, der der Erzdiözese das Land zur Verfügung gestellt hatte, um dieses College zu errichten. Doch in Wahrheit war es töricht, sich gegen das Schicksal und die, mit denen er arbeitete, aufzulehnen. Die einzige Person, die im Unrecht war, war er selbst. Er dachte an die, die ihm vorangegangen waren, reine Männer, die sich selbst gegeißelt, die sich tagelang auf den kalten Steinboden gekniet hatten, die gefastet hatten, bis sie ohnmächtig wurden … Einer solchen Prüfung würde er sich niemals unterziehen.
    Jahrelang hatte er sich eingeredet, eine solche Art der Selbstkasteiung wäre nur etwas für die Schwachen und Verwirrten, und

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