Angels of the Dark: Verruchte Nächte
Zacharel in der Nacht ihrer ersten Begegnung getötet hatte. In hypnotischen Schlingen wand sich sein Schwanz um den Baum, während er vorwärts glitt.
Immer wieder machten die Dämonen das – sie sprachen mit ihr, als wäre sie eine von ihnen. Andererseits … Vielleicht war sie das auch. Anstelle von Haut hatte sie jetzt Schuppen, Klauen statt Fingernägel, und was mit ihrem Gesicht geschehen war, konnte sie nicht einmal erahnen, spürte nur die grotesk verformten Knochenstrukturen.
Die Verwandlung hatte begonnen, als sie mit dem Dämon in der Wolke gekämpft hatte, eine Veränderung nach der anderen hatte sich von dem Brennen in ihrer Brust ausgebreitet. Einem Brennen, das mit ihrer Angst gewachsen war, mit ihrem Zorn schärfer geworden war. Sie hatte versucht, sich zu beruhigen, auch noch nachdem sie den Dämon besiegt hatte. Doch als sieschließlich auf den Zusammenhang zwischen ihrer Gestalt und ihren negativen Emotionen gekommen war, war es zu spät gewesen.
„Komm. Und warum du ssschleppssst Kadaver?“ Ungeduldig streckte er den Arm nach ihr aus. „Zzzum Essssen? Ich helfe essssen.“
„Wag es ja nicht, noch näher zu kommen“, schrie sie, und für eine Sekunde wurde die Welt schwarz. Eigentlich sogar weniger als eine Sekunde.
Doch als sie wieder zu sich kam, besudelte frisches Blut ihre Hände, tropfte aus ihrem offenen Mund. Sogar ihre Zunge war von dem widerwärtigen Geschmack überzogen. Und die Schlange … Sein Körper lag in Stücken zu ihren Füßen verstreut.
Ruckartig krümmte sie sich zusammen und übergab sich. Immer wieder passierte ihr so etwas. Dämonen näherten sich ihr und sie hatte einen winzigen Blackout – nur um ihre Leichen vorzufinden, sobald sie ihre Umgebung wieder wahrnahm. Ich sehe nicht bloß wie ein Dämon aus, ich werde zu einem .
Was würde geschehen, wenn Zacharel sie so fand? Würde er sie von sich stoßen? Töten? Oder würde sie das Bewusstsein verlieren und ihn umbringen?
Ein Schluchzen verstopfte ihr die Kehle, als sie ihre Last wieder auf ihre Schultern hievte. Ich kann keine von denen sein, ich kann einfach nicht .
Eine dicke Baumwurzel verfing sich in ihrem Fuß, und ihr Fuß verlor den Kampf. Bäuchlings stürzte sie auf den mit Zweigen und Dreck übersäten Boden und beim Aufprall erschienen Sterne vor ihren Augen. Irgendwie schaffte sie es trotzdem, ihre Last festzuhalten.
Hastig rappelte sie sich auf. Hart klatschte der kopflose Torso des Dämons gegen ihren Rücken, drückte auf neu gewachsene Sehnen und verbog ihre Flügel, entriss ihr einen Schmerzensschrei. Sie war sich nicht sicher …
Etwas anderes rammte sie, etwas Härteres. Sie verlor den Boden unter den Füßen und landete klatschend im Dreck. Diesmal entglitt der Dämonenleichnam ihrem Griff und wurde Halsüber Kopf davongeschleudert. Krachend prallte er gegen einen Baumstamm.
Bevor Annabelle reagieren oder sich auch nur aufrichten konnte, gruben sich ebenso harte Finger in ihre Kopfhaut, rissen sie hoch, wirbelten sie herum. Dann starrte sie in glühende smaragdene Augen, ein so wutverzerrtes Antlitz, dass die Züge tatsächlich aussahen, als wäre er jemand anders. Seine Wangenknochen schienen schärfer, seine Lippen schmaler. Selbst sein Körper wirkte größer, das Gewand spannte über seinen Muskeln.
„Zacharel, bitte. Lass mich los, bevor ich …“
„Schweig.“ Er schlug sie so heftig ins Gesicht, dass sie in den nächsten Baum gekracht wäre, hätte er sie nicht mit der anderen Hand am Kleid gepackt. „Du sprichst nur dann, wenn ich es dir befehle. Verstanden?“
Tausend weitere Sterne wirbelten durch ihre Sicht. Er schüttelte sie und sie schrie auf.
„Was hast du mit dem Menschenmädchen gemacht?“ Er brachte sein Gesicht direkt vor ihres, Nase an Nase. „Ich weiß, dass du irgendetwas mit ihr gemacht hast, denn du riechst nach ihr.“
Bleib ruhig . „Ich – ich bin sie. Ich bin Annabelle.“ Schon jetzt war ihr Kiefer angeschwollen, Ober- und Unterkiefer griffen nicht mehr richtig ineinander. Konnte er sie überhaupt verstehen? „Ich bin Annabelle.“
Mit gefährlich verengten Augen starrte er sie an. „Bist du nicht.“
Oh ja, er konnte sie verstehen. Er glaubte ihr bloß nicht.
Mit einem grausamen Würgegriff hob er sie von den Füßen, dass ihre Beine in der Luft baumelten. Mehrere furchtbare Augenblicke lang hielt er sie so hoch, während sie verzweifelt nach ihm trat. Er würde sie töten. Hier und jetzt würde er ihr den Garaus machen, weil er
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