Angels of the Dark: Verruchte Nächte
glaubte, sie sei ein Dämon. Und er würde es nicht kurz und schmerzlos machen, würde es ihr nicht erleichtern.
„Schmeck …“, röchelte sie. Schmeck die Wahrheit .
Ein paar Meter hinter ihm knackte ein Zweig. Als er herumwirbelte,ließ er sie fallen. Nach Luft schnappend krabbelte sie rückwärts von ihm weg. Wenn sie es schaffte, aufzustehen, könnte sie weglaufen. Wenn sie weglief, könnte sie sich irgendwo verstecken, bis sie einen Weg gefunden hatte, zu ihm durchzudringen. Doch ihre Beine ließen sie im Stich, die Muskeln fühlten sich an wie tonnenschwere Felsbrocken.
Hilflos beobachtete sie, wie Zacharel sein Feuerschwert hervorholte und zuschlug, eine Flammenschneise durch einen Strauch schlug. Ein scharfer Aufschrei ertönte – und verstummte dann abrupt. Eine plötzliche kalte Brise trug den Gestank von verbranntem Laub und verwesendem Fisch mit sich. Ein Plumpsen, ein rollender Dämonenkopf, gefolgt von einem weiteren Plumpsen, als die Leiche vornüber kippte.
Er fuhr zu ihr herum, das Schwert noch immer in der Hand. Kam auf sie zu, einen Schritt, noch einen.
„Zacharel. N-nicht. Ich. Annabelle. Schmeck. Wahrheit.“
Immer noch schritt er auf sie zu.
Annabelle blinzelte, als sich an den Rändern ihres Blickfelds Dunkelheit sammelte. „Bitte … koste …“
„Ich werde niemals einen Dämon kosten.“
„Worte … koste … Worte …“ Suchend hielt sie seinen Blick fest, solange sie konnte, wartend, hoffend … bis sie in die Dunkelheit sank.
Zacharel sah zu, wie die Dämonin sich auf plötzlich sicheren Beinen erhob. Als sie die Augen nach dem nächsten Blinzeln wieder öffnete, war ihr Blick glühend rot statt eisblau. Das lange blauschwarze Haar stand ihr zu Berge, als sei sie gerade von einem Blitz getroffen worden. Fingernägel wurden zu dolchartigen Krallen und …
Eisblaue Augen. Wie Annabelle.
Blauschwarzes Haar. Wie Annabelle.
Ich bin’s, Annabelle .
Er hielt inne, musterte die Kreatur noch intensiver. Sie trug ein rotes Kleid, ähnlich wie das, was Driana in dem Club angehabt hatte. Der Stoff war zerfetzt, hing blutbesudelt an ihr herab.Dunkelgrüne Schuppen bedeckten ihren Körper – dessen Kurven seinen Händen aufs Intimste vertraut waren. Ihre Schultern waren gekrümmt und monströse Flügel ragten aus ihrem Rücken hervor, an den Spitzen zu scharfen kleinen Knoten und Spitzen verdreht.
Schmeck die Wahrheit .
Dämonen waren Lügner und Betrüger, doch als er die Zunge an den Gaumen drückte, waren es nicht Lüge und Betrug, die er schmeckte. Herrlich strömte der süße Geschmack der Wahrheit durch seinen Mund.
Das Wesen vor ihm war Annabelle.
Wie hatte das passieren können? Und, oh Gottheit, was hatte er getan? Sie fortgeschleudert. Geschlagen. Gewürgt. Zacharel ließ sein Feuerschwert los, das sofort verlosch. Scham breitete sich in ihm aus, drückte ihn in die Knie.
Kein Wunder, dass er Annabelles Duft an ihr wahrnahm. Sie war Annabelle. Und er hatte ihr wehgetan. Furchtbar wehgetan. Das würde er sich niemals verzeihen können.
Wie festgewachsen blieb er stehen, als sie auf ihn zukam. „Es tut mir leid, so furchtbar leid, Annabelle.“ Würde er denn niemals in der Lage sein, vernünftig für sie zu sorgen? Würde er ihr immer Leid zufügen?
Sie neigte den Kopf zur Seite, als hörte sie ihn, verstünde ihn, doch das Glutrot ihrer Augen brannte nur heller, als wären ihr seine Entschuldigungen egal. Und in den folgenden Minuten stellte sie genau das unter Beweis. Mit ihren Krallen schlug sie nach ihm, mit ihren kleinen Fäusten prügelte sie auf ihn ein. In ihren wirbelnden Bewegungen lag eine Geschicklichkeit, die sie zuvor nicht besessen hatte. Hart trafen ihn ihre Flügelspitzen, schnitten in sein Fleisch.
Kein einziges Mal versuchte er, sie aufzuhalten. Er hatte es verdient. Das und so viel mehr. Und wenn sie seinen Kopf wollte, würde sie ihn kriegen.
Ich bin schlimmer als jeder Dämon .
Doch dann wich sie mit einem Satz fort von ihm und hörte auf. Blieb einfach stehen und blinzelte.
„Annabelle?“
Sie schwankte, schloss die Augen. Es dauerte einen Moment, doch als sie die Lider hob, erkannte er, dass ihre Iris wieder in diesem erstaunlichen Eisblau schimmerte.
„Annabelle!“ Er sprang auf.
„Zacharel?“ Jedenfalls glaubte er, dass sie seinen Namen gesagt hatte. Das Wort war vernuschelt gewesen, fast unhörbar.
„Ich bin hier.“ Mit langsamen, vorsichtigen Schritten ging er auf sie zu. Er wollte sie nicht verschrecken.
Als hätte
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