Angels of the Dark: Verruchte Nächte
Du hast mir keinen Zeitrahmen genannt. Davon abgesehen habe ich nicht unbedingt einen Drang verspürt, meiner nächsten Standpauke entgegenzueilen.“
„Ich habe nicht die Absicht, dich weiter zu tadeln. Du hast in der Schlacht meine Befehle missachtet, und ich habe eine Strafe dafür über dich verhängt. Dieses Thema ist abgeschlossen.“
Sie wickelte eine Locke um ihren Finger. „Warum bin ich dann hier?“
„Du bist eine Frau.“
Einer ihrer Mundwinkel zuckte. „Schön, dass es dir auffällt.“
„Ich will, dass du … ich brauche deine …“ Er schürzte die Lippen, presste die Zunge an den Gaumen. Wieder versuchte er, zu sprechen. Und versagte. Die Worte weigerten sich, seinen Mund zu verlassen.
Wenn er Annabelle in Jamilas Hände übergab, würde er sie nicht mehr sehen können, ohne um eine Einladung in das Zuhause des Engels zu bitten. Würde niemals erfahren, was aus ihr geworden war. Und Jamila war so impulsiv, so geblendet von ihren Emotionen, von ihnen geleitet, von ihnen kontrolliert. Was, wenn Annabelle sie erzürnte? Annabelle hatte ganz schön Temperament, und nicht immer dachte sie über das nach, was sie sagte. Wie würde Jamila auf einen Rüffel von einem unbedeutenden Menschenweib reagieren? Nicht sehr gut, so viel wusste er.
Ich kann Annabelle nicht an sie übergeben .
Eine seltsame Erleichterung überkam ihn, nahm eine drückende Last von seinen Schultern und erstrahlte in seinem Herzen. Nein, keine Erleichterung. Das konnte nicht sein. DieseWendung ärgerte ihn natürlich. Er stand wieder am Anfang, genau da, wo er nicht sein wollte.
Erwartungsvoll starrte der goldäugige Engel ihn an.
„Was brauchen Frauen?“, fragte er und weigerte sich, seine Meinung noch einmal zu ändern. Annabelle würde bleiben, Ende der Diskussion.
Jamila trat von einem Fuß auf den anderen und ihr Gewand raschelte. „Brauchen? Wozu?“
„Um ihre Bedürfnisse zu befriedigen.“
Ihre Augen weiteten sich, die Pupillen wurden riesig und verschluckten all das Gold. Ein blumiges Rosa erschien auf ihren Wangen, ihre Lippen wurden weich, teilten sich. „Ich hatte ja keine Ahnung, dass du angefangen hast, Begehren zu empfinden, Zacharel. Du hättest schon früher etwas sagen sollen. Ich hätte dir versichern können, dass ich nur deine Mitarbeit brauche.“
Während er noch versuchte, ihre Worte zu verarbeiten, trat sie an ihn heran, schlang ihm die Arme um den Hals und stellte sich auf die Zehenspitzen. Dann drückte sie den Mund auf seinen und drängte ihre Zunge zwischen seine Zähne.
O-kay. Der ultrakalte Zacharel war also doch zu Gefühlen fähig. Begierde. Aber deswegen war er nicht weniger ein Arschloch.
Sie hatte wissen wollen, wo er war. Nicht, weil der Mann ihr etwas bedeutete – das tat er nicht –, sondern, weil er etwas mit der Wolke gemacht hatte, das sie daran hinderte, ihr Zimmer zu verlassen. Erbost hatte sie von der Wolke verlangt, ihr zu zeigen, wo er war und was er tat, und sie – es? er? – hatte gehorcht.
Ein aus Luft bestehender Monitor hatte sich vor ihr materialisiert. Die Fäuste geballt, die Augen zusammengekniffen, hatte sie zugesehen, wie eine Sexbombe mit dunklen Locken sich so eng an Zacharel schmiegte, dass ihre Körper beinahe miteinander verschmolzen, um ihm dann einen wollüstigen Kuss zu geben. Ihre wachsende Wut hatte nichts mit Eifersucht zu tun, sondern mit ihrer Situation. Sie war gefangen, während er herummachte.
Jetzt riss Zacharel sich von dem Mädchen los und knurrte: „Was machst du da?“
Erneut überbrückte die Sexbombe die Distanz und versuchte, den Mund wieder auf seinen zu drücken. „Ich küsse dich. Jetzt erwidere meinen Kuss!“
„Nein.“ Mit finsterem Blick schob er sie auf Armeslänge von sich, und diesmal hielt er sie dort fest. Die Flügel hatte er angezogen, aber nach hinten gereckt, weg von der Frau. Schneeflocken rieselten von den Spitzen, winzige Kristalle, die sich am Boden in kleinen Häufchen sammelten. „Warum küsst du mich?“
Und die sinnliche Selbstsicherheit des Mädchens starb einen langsamen, qualvollen Tod. „Weil du mich so sehnsüchtig begehrst, wie ich dich die letzten Monate über begehrt habe?“ Eine Frage, die eigentlich als Aussage gemeint gewesen sein musste.
„Ich begehre dich nicht, Jamila.“
Autsch. In seinem Ton lag eine so brutale Ehrlichkeit, dass selbst Annabelle zusammenzuckte.
„Aber du hast gesagt …“ Jamila geriet ins Stammeln. „Ich dachte …“
Oh, Süße. Dreh dich um und
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