Angor - Schatten der Vergangenheit (Kriminalroman)
unterbelichtet und völlig verwirrt.
Wenn es nicht so absurd wäre, würde ich mich auf der Stelle totlachen. Wer hat dir denn diesen makabren Floh ins Ohr gesetzt ?«
»In letzter Zeit geschehen seltsame Dinge, warum nur, will mir jemand mein Herz herausreißen?
Ich wurde in meinem Hochsicherheitstrakt unserer Konzernzentrale von einem völlig Irren überfallen und misshandelt. Zudem hat er mir wirklich etwas ins Ohr geflüstert.
Worte, die auch einen Erwachsenen aus der Bahn werfen können. Er meinte zu mir wörtlich:
„Du bist nicht deines Vaters Sohn. Raven – der Rabe, ihr seid beide Nestbeschmutzer!“
Es werden schreckliche Dinge über meinen Vater behauptet, die noch nicht entkräftet sind. Es gibt ein paar Ungereimtheiten …
Ich will dies alles nicht glauben, aber nun hat mir Dr. Fitch mit diesem Beweis die Grundlage meines Vertrauens und Glaubens an meinen Vater restlos zerstört. Oder … ist meine Mutter … hat sie ihn betrogen ?«
Agathas Gesichtszüge veränderten sich, sie erstarrte fast. Dann aus einem Reflex heraus gab sie ihm eine Ohrfeige. Es war eigentlich mehr ein Streicheln, denn ihre Kräfte waren nicht mehr ausreichend, um ihm wehzutun.
»Raven, wie kannst du so etwas über deine Lippen bringen. Deine Mutter und dein Vater waren ein seltenes Paar in jeglicher Hinsicht. Sie haben sich nicht in jungen Jahren kennengelernt. Reif und von Erfahrungen geprägt, haben sie sich verliebt und garantiert beide nie einen anderen Menschen in ihre Betten gelassen. Ich hoffe, deine Eltern im Himmel haben diese Worte nicht vernommen. Was für ein Frevel, schäme dich, du Flegel! Solch ein Misstrauen ist deiner Erziehung und deines Standes unwürdig. Als dein Vater deine Mutter kennenlernte, war er schon sechsundfünfzig und sie achtunddreißig. Sie wollten unbedingt ein Kind, aber dein Vater konnte keine Kinder zeugen. Sie litten beide sehr darunter und waren schon nah dran, eins zu adoptieren.
Dann erfuhren sie von einer speziellen Fruchtbarkeitsklinik in London und suchten sie auf. Es war sicherlich für beide nicht leicht, einen fremden Samenspender für die künstliche Befruchtung zu wählen. Du hättest ihre Augen sehen sollen, als sie dich das erste Mal erblickten.
In diesem Moment waren alle Strapazen und jegliche Zweifel ausgelöscht. Ich glaube nicht, dass diese Umstände jemals wieder ein Thema bei deinen Eltern waren. Sie haben dich beide so sehr geliebt, wie es nur möglich sein kann. Ich habe in meinem bewegten Berufsleben einiges erlebt, Elternteile - denen ich die Kinder am liebsten entrissen hätte. Du bekamst so viel Liebe und Zuneigung, hattest das unfassbare Glück solche Eltern zu haben und zweifelst an allem? Auch noch an deinen Vornamen? Wenn du deinen Vater besser gekannt hättest, dann wüsstest du, dass „Raven“ für ihn eine besondere Bedeutung hatte. Finde es selber heraus. Du enttäuschst mich maßlos, bitte gehe jetzt. Ich muss mich nun hinlegen.«
Raven war entsetzt über ihre klaren Worte und über sich selbst. Diese alte Dame hatte recht, wie kann man an seiner Überzeugung zweifeln?
Er stand betroffen auf und verließ wortlos das Haus. Nun hatte er noch jemanden verletzt und war zudem auch noch unhöflich. Sein schlechtes Gewissen setzte ihm zu, dennoch befreite ihn das Gehörte und setzte frische Kräfte frei. Er nahm sich vor, hier wieder aufzutauchen, möglichst bald.
Die Räder seines Mercedes drehten durch, bekamen aber doch Grip. Langsam setzte er den Wagen zurück und fuhr auf den festen Asphalt. Nun lächelnd beschleunigte er wieder mit neugeschöpftem Mut der Zukunft entgegen. Diese alte Dame goss Balsam auf seine verängstigte Seele. Seine Eltern hatten in bester Absicht gehandelt und alles Übel von ihm ferngehalten, nur das zählte. Tagelang ließ er sich von einer unerklärlichen Angst regelrecht in eine Schockstarre versetzen. Als wenn Agatha Dugen ihn in wenigen Minuten therapiert hatte, nahm er sich vor, nun anzugreifen. Er dachte sofort an Nolan und den Leitspruch seiner Spezialeinheit, den er immer gern zitierte. „Wer wagt, gewinnt.“
Eigentlich gab es nur die Flucht nach vorn, nun würde er alles in die Waagschale werfen. Es ging um mehr als um seine persönliche Gemütsverfassung.
Seine Macht und Einfluss wurde auf den Grundsteinen seines Vaters aufgebaut, und die wollte jemand mit rabiaten Mitteln niederreißen. Ravens verschleierte Gedanken waren nun wirklich klar und befreit. „Endlich“ hätte ihm sein Dad
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