Angor - Schatten der Vergangenheit (Kriminalroman)
Empire, warum vertrauten sie ihm nicht mehr? Wovor hatten sie so große Angst, dass es ein kleineres Übel war, Jules zu beseitigen?
Zornerfüllt entfernte er sich immer weiter aus diesem gepflegten Viertel und erreichte eine Bushaltestelle an einer stärker befahrenen Nebenstraße. Natürlich würde er keinen Bus nehmen oder sich gar ein Taxi bestellen.
An dieser überdachten Haltestelle stapelte ein junger Mann aus einem Transporter Zeitungen oder Werbezettel in eine Ecke.
Es war wohl so eine Art Zwischenlager.
Jules sprach ihn in holprigem Französisch an:
»Guten Morgen, fahren Sie vielleicht ins Zentrum von Rouen?«
»Ja später, wieso?«
»Es wäre schön, wenn Sie mich mitnehmen könnten. Ich habe eine Pechsträhne … möchte Sie aber mit meinem Leid verschonen. Ich könnte Ihnen auch nur wenige Euro dafür zahlen.«
Hätte Jules ihm eine große Summe geboten, hätte ein natü rliches Misstrauen eingesetzt. Er wollte nicht unnötig die Fantasie eines einfachen Menschen beflügeln.
Der Kerl musterte Jules von oben bis unten und dachte sich dennoch seinen Teil:
„Ein gepflegter Mann in teurem Anzug und edler Reisetasche und kein Geld?“
»Kein Problem, ich habe nicht alles verstanden, aber ich helfe gern.
Geld nehme ich von Ihnen aber nicht!
Sie müss ten aber meine Tour mitfahren. Ich habe noch vier Stellen, die ich abklappern muss. Es wird mindestens eine Stunde dauern, O. K.?«
»Das geht in Ordnung, sie müssen ja Ihren Job erledigen. Danke !«
Jules lächelte freundlich, die Fahrt verging wie im Flug und er half sogar beim Ausladen. Jean Baptiste Delacroix war ein angenehmer Zeitgenosse. Jules sprach weiter nur das Nötigste. Im Zentrum von Rouen ließ er Jules in der Rue Grand Pont raus. Forsch betrat Jules die Galerie Lafayette. Er kleidete sich komplett neu ein und kaufte legere Kleidung. Mehrere T-Shirts, eine dünne leichte Jacke, zwei Jeanshosen und dergleichen.
Seine für ihn typischen weißen Hemden und blauen Anzüge entsorgte er noch im Kaufhaus. Jules kaufte alles ein, was er für eine komplette Typänderung benötigte.
Mit Käppi, Turnschuhen und neuem Outfit verließ er die Galerie. Dann schlenderte er wie ein Tourist in die historische Altstadt von Rouen. Er knipste Fotos und betrat wenig später das wunderschön gelegene Hotel de Bourgtherouide. Als George Stark aus Manchester checkte er ein.
Als Jules sein luxuriöses Zimmer betrat, und der Kofferboy die Tür hinter sich zuzog, atmete er tief durch. Er schmiss sich aufs feudale Bett und ließ die Seele baumeln. Jules musste nachdenken und brauchte dafür einfach nur Ruhe …
Kapitel 18
Es brummelte … was war das für ein Geräusch? Köchelndes Wasser in seinem Brummschädel?
Raven w ar ein wenig orientierungslos. Seine Lider flatterten, aber seine Sinne waren zurückgekehrt. Er war schon wenige Minuten wach oder doch noch im Halbschlaf? Nein, denn dieses Geräusch verwirrte ihn schon eine kleine Weile. Bevor er die Augen ganz öffnete, fühlte und roch er schon, dass er in einem Bett im Krankenhaus lag. Sein Blick wanderte langsam durch den Raum, es war ein schönes Krankenzimmer. Ein kürzlich frisch renoviertes Einzelzimmer mit leuchtendgrünen Wänden. Blumenbilder zierten diese, akkurat und strukturiert aufgehangen, aber diese Blüten versprühten keinen angenehmen Duft …
Das Fen ster war von außen vergittert. Dies nahm sein Gehirn als Irritation auf, wurde aber erst einmal verdrängt.
Raven lag halbhoch angewinkelt, fast sitzend. Seine lädierte Schulter war stabilisierend in Gips eingebettet und von einigen Mullbinden umwickelt. Seine rechte Hand schmerzte, auch sie war verbunden. Der durchsichtige Schlauch an seiner Nase war unangenehm und führte ihn zum seltsamen Geräusch. Er bekam Sauerstoff, der Behälter mit Flüssigkeit an der Wand seitlich hinter ihm brummelte - unentwegt.
Nun kamen sie, äußerst vehement - seine Erinnerungen; er wusste nicht, ob er schreien oder weinen sollte. Weglaufen ging ja nicht. Sein innerer Hass gegen seinen Vater sprudelte hervor. Er hegte sofort Gedanken, das ganze Schloss einfach in die Luft sprengen zu lassen, besser zu pulverisieren. War das die Lösung aller Probleme?
Wohl nicht!
Dieses verfluchte Kellergewölbe …
Genaues wusste Raven immer noch nicht, aber nun war der Weg geebnet, um zumindest die alten Verwerfungen seines Dads aufzudecken. In den alten Gewölben lagen alle Antworten, davon war er vollends überzeugt.
Raven suchte den
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