Angor - Schatten der Vergangenheit (Kriminalroman)
wusste, dass diese Produkte hier alles Originale waren und keine Plagiate. Diese lagen wiederum in einem angrenzenden Lagerraum. Hans-Jürgen war einer der erfahrensten Experten in ganz Europa und mehr oder weniger mit Vergleichsanalysen und Gutachten beschäftigt. Er arbeite seinen ermittelnden Kollegen zu und war in ganz Europa auch für Europol hilfreich tätig. Weil Henry ja sein Tätigkeitsprofil kannte, war er seinerzeit verwirrt, ihn im Haus von Cora Deters anzutreffen.
»Kaffee und einen kleinen Muntermacher?«
Hans-Jürgen wartete eine Antwort von Henry gar nicht erst ab und begab sich an seine kleine Küchenzeile. Henry nahm auf einer geräumigen Ledercouch Platz und wartete mit einem teuren Montblanc Füller in der Hand. Als Hans-Jürgen mit seinem Tablett zurückkam, wedelte Henry damit herum.
»Was ist denn das für ein geiles Teil ?«
Hans-Jürgen grinste und antwortete verschmitzt:
» Das ist ein seltener Montblanc John Lennon Skeleton Füller. Davon wurden 2010 nur siebzig Stück produziert. Ein wahres Kunstwerk und schlappe vierzigtausend Euro wert. Je nachdem … wie die einschlägigen Sammler so gelaunt sind.«
»Hammer, echt? So etwas wird nachgemacht ?«
»Ja, aber eher selten. D ie meisten Füller werden in der Wertkategorie bis wenige Tausend Euro reproduziert. Der, den du in der Hand hältst, ist ein Original, also bitte nicht fallen lassen. Ich muss ihn unversehrt zurückgeben, er gehört einem Hamburger Sammler. Den habe ich nicht vom Hersteller.«
Henry tat so, als wenn er ihm aus der Hand rutschen würde … beide lachten.
»Keine Angst, ich liebe Originale.
Cora war auch so ein seltenes Exemplar !«
Hans-Jürgen antwortete noch nicht.
Sie tranken erst ihren wohlriechenden Kaffee und griffen im Anschluss nach den Cognacschwenkern. Den brauchte Henry nun einfach und Hans-Jürgen ebenso.
Es ging Henry zusehends besser, aber er hatte die zurückliegende Leichenschau noch lange nicht verarbeitet. Hans-Jürgen kannte seinen Freund nur allzu gut, er versuchte, eine gewisse Balance zu finden. Eigentlich war alles, was er gegen Cora sagen würde, in diesen Minuten völlig falsch und nicht angebracht. Aber er war auch seinem Beruf verpflichtet …
»Das ist ein guter Übergang mein Lieber. Cora Deters war nicht nur in ihrem horizontalen Gewer be begehrt und erfolgreich. Nein, sie verscherbelte exklusive Waren der gehobenen Preiskategorie. Wir sind an einer Bande schon fast zwei Jahre dran. Cora ist eher zufällig ins Raster geraten. Die vertreiben Plagiate, aber auch Diebesgut vom allerfeinsten. Da werden ganz große Vermögen gemacht, nun mit ihrem Tod ist sie quasi entlastet und freigesprochen …«
Henry schaute wieder leicht verstört und Hans-Jürgen schob gleich hinterher:
»Sie gehörte dieser Bande wohl nicht direkt an, aber Cora hat reichlich an Kolleginnen und ihre Freier verkauft. Wir haben einen Maulwurf in ihrem Bekanntenkreis.
Mich wundert’s, dass sie dir nichts angeboten hat .«
»Hans-Jürgen, tue mir bitte ein Gefallen.
Leg doch mal dein elendiges, provozierendes Polizistengeschwafel auf Eis. Ich bin`s, dein alter Kumpel Henry …
Sie hat mir nichts angeboten, weil sie mich und meine Einstellung zu solchen Handlungen kannte. Ich hätte ihr sicherlich abgeraten, solch einen Dreck zu verkaufen. Ihr fangt doch sowieso immer nur die kleinen Fische. Abe r verstehen kann ich es schon. Das war sicherlich angenehmer als fremde Kerle mit ihrem Körper zu befriedigen.
Warum haben dich die Kollegen in ihr Haus gerufen, jetzt erzähle schon ?«
»Nachdem du in der Notrufzentrale angerufen hattest und Uniformierte vor Ort waren, gingen mehrere Anrufe an die verschiedensten Dienststellen heraus.
Neben den erkennbaren Spuren des Handgemenges und ihres zugerichteten Körpers lagen in ihrem Wohnzimmer reichlich Umkartons mit edlen Düften und Kosmetika herum. Mehr als im Alsterhaus in den Regalen steht.
So kam eins zum anderen und ich erfuhr durch Zufall von einem Kollegen, dass du den Überfall gemeldet hast. Ich war zufällig nicht weit weg, deshalb eher als du vor Ort. Wir ermitteln gegen jene Bande, die in ganz Europa operiert und so einiges auf dem Kerbholz hat.
In Hamburg und Schleswig-Holstein observieren wir derzeit neunzehn Personen. Rädelsführer sind zwei türkischstämmige Brüder, die mit ihren zweihunderttausend Euro teuren Ferraris über Hamburgs Elbchaussee brausen. Dort besitzen sie ein bescheidenes zweihundert Quadratmeter großes Apartment
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