Angriff der Killerkekse. Unglaubliche Reportagen und atemlose Geschichten (German Edition)
der Nimmersatten eine verführerisch glitzernde Silberschale. Darin lockt ein Berg göttlich duftender Kekse, die sie frech und fordernd anstrahlen. Ihr zuckt die Hand, es bebt der Bauch, das Mundwasser läuft, und mächtige Kauwerkzeuge beginnen zu mahlen …
Weh Dir, Kartöffelchen! Merk die Moral von der Geschichte: Mach niemals gefrorenen Keks zunichte!
Das Flammenschwert
Der Farbprospekt weckt einen Kindertraum. Das Gerät, das die Supermarktkette zum kleinen Preis anbietet, berührt eine Sehnsucht, die schon seit Knabentagen tief verborgen in meiner Brust schlummert. Der Feuerteufel in mir erwacht! Angeboten wird ein mit Gas betriebener Unkrautvernichter. Bei dem Brennstab aus Messing und verzinktem Stahl handelt es sich um eine Respekt gebietende Maschine mit verheerender Wirkung: Es ist ein echter Flammenwerfer zum kleinen Preis! Damit lässt sich der Krieg der Sterne im eigenen Garten nachspielen.
Meine Frau, die vor mir den Prospekt las, versucht, das Angebot zu verstecken. Sie kennt mich gut genug, dass sie wohl ahnt, was mich fasziniert. Aber zufällig fällt mir die bunte Werbung beim Durchwühlen der Küche nach Kaffeefiltern in die neugierigen Hände. Gleich als ich den Prospekt sehe, springt mir das angebotene Gerät ins Auge. Wahnsinn! Solch ein starkes Flammenschwert lässt Jungenherzen höher schlagen. 1600 Grad! Genau dieses Ding will ich haben!
Es ist viertel vor acht. Mir bleiben noch fünfzehn Minuten bis zur Ladenöffnung. Ich stürze los. Bei einer derartigen Verlockung heißt es sofort zuzuschlagen und rechtzeitig vor Ort zu sein, denn Sonderposten sind meist sofort nach Ladenöffnung ausverkauft. Wer weiß, wie viele kleine Feuerteufel jetzt bereits an den Türen des Kauflandes rütteln? Hoffentlich schaffe ich es noch rechtzeitig.
Unter dem Eindruck niedriger Preise packt mich in letzter Zeit häufiger die Lust, das eine oder andere Werkzeug einzukaufen. Inzwischen stehen Schleifmaschinen, Pendelhubstichsägen, Handkreissägen und andere Geräte originalverpackt in meinem Keller. Es könnte der Tag kommen, wo ich zum Heimwerkerkönig werde und die Maschinen dringend benötige! Mit dem Unkrautvernichter ist es anders. Hier sehe ich im Garten sofortige Einsatzmöglichkeiten.
Mein Interesse ist enorm. Ich überwinde abgrundtiefe Faulheit und morgendliche Mattigkeit und reite schnellst möglich im Supermarkt ein. Obwohl ich schon kurz nach acht den Laden betrete, warten bereits mehrere Herren mit den feurigen Todesspritzen an der Kasse. Die flammenden Unkrautvernichter werden also tatsächlich zum Tag angeboten und locken Fans aus der Region an. Mein Kaufentschluss wird dadurch nur bestärkt, es sind wenige Schritte zum Regal, in dem die Spritzen warten. Auf Vorrat packe ich zwei zusätzliche Druckgasdosen ein, denn Munition braucht der Soldat. Mindestens drei Stunden ungebremste Einsatzbereitschaft verspricht die Information auf der Dose. Das bedeutet dreimal drei Stunden Zündelspaß! – Wie eine Trophäe schleppe ich meine todbringende Ladung zur Kasse.
Den Laien wundert vielleicht, dass solch gefährliches Gerät als Unkrautvernichter frei im Supermarkt verkauft wird. Der feurige Vernichter ist gewiss optimal geeignet, Gehwegplatten von Moosen und Gräsern zu befreien. Wie schnell aber kann ein unbeabsichtigtes Schwenken des Flammenstrahls einen Gebäudebrand entfachen oder versehentlich den eigenen Fuß verschmoren! Wer sich häufiger in Bau- und Heimwerkermärkten herumtreibt, der weiß: vom Bunsenbrenner bis zum Schweißgerät sind dort Flammenwerfer zu erwerben, die besser in fachkundige Hände gehören. Dies aber ist ein Feuerstrahl, der jedem Gartenbesitzer empfohlen wird. Ein Flammenwerfer als Gartenspaß macht aus friedlichen Hobbygärtnern unberechenbare Nahkämpfer. Schon sehe ich deutsche Nachbarn über den Maschendrahtzaun hinweg mit flammenden Schwertern aufeinander losgehen!
Es ist ein sonniger Vormittag. Im Garten jubilieren die Vögel, ein Eichhörnchen springt von Ast zu Ast. Zappelig reiße ich die Verpackung von der Neuerwerbung. Die Gaskartusche mit dem Gemisch aus Butan und Propan wird an den Griff des langstieligen Geräts geschraubt. Deren explosiver Inhalt soll eine schneidende Flamme am unteren Ende nähren. Die Dose sitzt fest, am Handgriff wird ein Einstellventil aufgedreht. Zischend strömt das Gasgemisch aus der Düse am anderen Ende der Stahlstange. Ein Streichholz flammt auf, ich halte es an das austretende Gas,
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