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Angriff der Killerkekse. Unglaubliche Reportagen und atemlose Geschichten (German Edition)

Angriff der Killerkekse. Unglaubliche Reportagen und atemlose Geschichten (German Edition)

Titel: Angriff der Killerkekse. Unglaubliche Reportagen und atemlose Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Ruprecht Frieling
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der kräftige Luftstrom bläst die Flamme aus. Eine Schachtel Hölzer geht bei der Inbetriebnahme drauf, bis ich begreife, dass ein Feuerzeug zum Entzünden besser geeignet ist.
     
    Also, ein Feuerzeug! Mit lautem Knall entzündet sich das ausströmende Gemisch. Eine weißblaue Flamme von zehn Zentimeter Länge zischt wie eine gefährliche Schlange angrifflustig hervor und entflammt sofort das Gras um mich herum. Hui, das Gerät hat Power! Ich beginne mit der ersten Wegplatte und bringe meinen Flammenwerfer in Stellung. Fauchend schlägt die Feuersbrunst eine Schneise durch kleine Hölzer, Gräser und Kräuter, die sich rund um die Platte und längst auch darüber ausgebreitet haben. Grauer Rauch und ein bestialischer Gestank steigen auf.
     
    Begeistert richte ich meine mörderische Neuerwerbung auf das vorwärts stürmende Grün, das sich unerbittlich an den einstmals strahlend weißen Gartenweg herangemacht hat und kurz vor der feindlichen Übernahme steht. Mein Garten gehört mir! Rot glühend winden sich die Angreifer unter dem mächtigen Strahl meiner Vernichtungswaffe, und es ist eine Freude zu sehen, wie die grünen Feinde auf dem frisch gemähten Todesstreifen jämmerlich vergehen.
     
    Wenngleich ich engagierter Pazifist bin, beschert mir das Mordbrennen einen Riesenspaß. Ich fühle mich bei der Arbeit mit dem Unkrautvernichter in frühe Kindheitstage versetzt, wo in der dunkelsten Gartenecke heimliche Spiele mit Streichhölzern und Kerzen angesagt waren. Spielt nicht jeder Junge gelegentlich gern einmal mit dem Feuer ohne gleich an einer behandlungsbedürftigen Pyromanie zu leiden? Aber das behaupten wahrscheinlich alle behandlungsbedürftigen Pyromanen, die in psychiatrischen Kliniken einsitzen.
     
    Was Knaben taugt, das mögen große Jungen erst recht. Feuer hat eine eigene Anziehungskraft, es hat etwas ungemein Wildes. Deshalb bekämpfe ich tapfer die Metastasen der grünen Lunge. Weithin breitet sich der eklige Rauch aus. Ein kräftiger Wind wirbelt den bestialischen Dunst auf und treibt ihn über Land. Hoffentlich bleibt mein Wirken unbeanstandet. Feine Nasen könnten empfindlich reagieren. Erwischt! Meine Traumfrau tönt aus dem Hintergrund, ich solle sofort mit dem Unsinn aufhören, in unserer Wohnung stinke es bereits bestialisch. Der Brandgeruch breite sich überall aus. Auch die Nachbarn würden gestört.
     
    Es riecht wirklich zum Gotterbarmen. Aber die Arbeit macht mir Spaß und schenkt sogar echte Befriedigung! Endlich einmal eine bequeme Gartenarbeit ohne Bücken, mit der sogar Nützliches verrichtet werden kann. Es ist doch ein heftiger Unterschied, ob jedes einzelne Kraut mühsam mit der Hand heraus gerissen werden muss, oder ein Gerät diese Fummelarbeit praktisch mühelos und in viel kürzerer Zeit verrichtet. Mit der Feuerwalze geht alles schneller, gründlicher und leichter.
     
    Vermeintlich rücksichtsvoll trete ich deshalb mit meinem Brennstab den Rückzug in den hinteren Teil des Gartens an und kümmere mich um das Ausflammen der dortigen Sitzecke. Soll sich doch ein Nachbar wegen des Brandgeruchs bei mir beschweren! Es ist wohl richtig, dass es ein ekliger Duft ist, der im Kampfgetümmel entsteht und auch weithin feststellbar ist. Für mich aber, der ich Auge in Auge mit der grünen Hölle ringe, ist der atemberaubende Qualm wesentlich schlimmer. Er soll sich also niemand allzu kleinlich geben. Außerdem werde ich ohne Störung schneller fertig.
     
    Am Zaun stehen Kinder und fragen, was ich mache. Ich erkläre es ihnen und kann sie überzeugen, dass die Pflanzen nichts von ihrem Tod bemerken, sie schlafen sanft und friedlich ein. Das sehen sie zum Glück ebenso und meinen sogar, der Geruch erinnere sie ans Grillen. Uff, das hätte ins Auge gehen können. Ich fürchtete schon, sie laufen zu ihren Müttern und hetzen mir die vereinigten Umweltfreundinnen auf den Hals. Aber eigentlich müsste es erlaubt sein, Ränder abzuflammen, sonst würden derartige Flammenwerfer kaum freihändig und ohne Nutzungshinweis verkauft werden. –
     
    Alles schweigt still. Ein Mann muss sich wenigstens einmal als Mann fühlen dürfen: wild, teuflisch, animalisch! Ich komme mir vor wie ein Darsteller im Film »Alien«, der mit seiner Feuerspritze verzweifelt gegen angreifende Außerirdische kämpft. Wieder geht es den Gehwegplatten an den Kragen. Jede einzelne wird mit einem Rand verbrannter Erde verziert. Hier wird kein Gras mehr wachsen! Immer wieder starre ich fasziniert in die hungrig

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