ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)
Wahrheit sagen, Pater Ryan? Lernen Sie es denn nie?«
Bill schoss vom Boden hoch und warf auf sich auf Rafe, bereit, ihn zu töten. Aber Rafe stieß ihn weg. Es schien kaum mehr zu sein als ein Zucken des Handgelenks, aber Bill flog wieder gegen die Wand.
»Jimmy!«, schrie Carol auf.
»Ja, Jimmy!« Renny trat näher und baute sich direkt vor Rafe auf. »Oder Sara, oder Rafe, oder Rasalom, oder wie auch immer Sie sich nennen, Sie sind verhaftet …«
Rafes Hand schoss vor und packte Renny am Hals. Er hob ihn vom Boden hoch.
» Wie haben Sie mich genannt?«
Bill sah das Entsetzen und die Angst in Rennys blau anlaufendem Gesicht. Er schüttelte den Kopf.
»Nur eine Handvoll Leute kennen diesen Namen! Wer hat Ihnen den verraten?« Rafes Gesicht zeigte Angst, als er sich umsah. »Doch nicht er! Sagen Sie, dass nicht er das war!«
Renny schüttelte wieder den Kopf.
Bill hörte, wie Rasalom – in diesem Moment begann er, an ihn als an Rasalom zu denken – ein Knurren ausstieß. Es hallte durch den Raum, ein Geräusch zwischen Wut und Panik. Er schien sich auszudehnen, zu wachsen, größer und älter zu werden.
»Sagen Sie es!« Er hob die freie Hand und rammte sie durch Rennys Rippen, bis sie bis zum Handgelenk in der Brusthöhle verschwunden war. »Sagen Sie mir, wer Ihnen meinen Namen verraten hat oder ich reiße Ihnen das Herz heraus und stopfe Ihnen damit das Maul!«
Bill sah die Todesqualen in Rennys Gesicht, sah, wie das Leben aus seinen entsetzten Augen schwand. Er musste wissen, dass er so gut wie tot war, aber er gab keine Antwort, flehte nicht um Gnade.
Stattdessen spuckte er Rasalom ins Gesicht.
Rasalom stolperte zurück, als wäre er mit Säure statt mit Spucke besprüht worden, aber einen Augenblick später hatte er sich wieder erholt. Mit wildem Wutgeheul schleuderte er Renny von sich. Der Körper verspritzte Blut in alle Richtungen, flog über Lisls Leichnam hinweg und prallte auf der anderen Seite des Bettes auf dem Boden auf.
Carol kreischte, während Bill hochsprang und zu dem Detective rannte. Blut blubberte aus dem Loch in seiner Brust, seine Augen wurden trübe. Bill presste die Hand auf die Wunde, um den Blutfluss zu stoppen. Er wusste, es war sinnlos, aber er versuchte es trotzdem.
Renny starb vor seinen Augen. Bill konnte nicht mehr tun, als ihm etwas mit auf den Weg zu geben.
»Renny!«, flüsterte er. »Das war die mutigste Handlung, die ich je gesehen habe. Du hast ihn getroffen. Man kann ihn verletzen und du hast es getan!«
Ein vages Lächeln spielte um Rennys bleiche Lippen.
»Verdammt soll er sein«, sagte er, dann war er fort.
Noch einer – noch einer der Guten war nicht mehr.
Bill richtete sich auf und drehte sich um. Rasalom wirkte jetzt gewaltig, aber Bill war viel zu aufgebracht, um noch Angst zu haben.
»Du Mistkerl!«
Er machte Anstalten, sich auf ihn zu stürzen, aber Rasalom ergriff Carol am Hals und hielt sie in dem gleichen mörderischen Griff.
»Ist er hier?«
Carol! Würde er Carol wirklich töten?
»Sie ist deine Mutter!«
»Meine Mutter ist schon seit Tausenden von Jahren tot. Das hier«, er hob die in seinem Griff zappelnde Carol vom Boden hoch, »war nicht mehr als ein Brutschrank.«
»Wir kennen deinen Namen, aber wer … was bist du?«
Rafe wandte ihm seine Aufmerksamkeit zu. Seine Stimme hob sich und sein Gesicht änderte sich erneut. Und seine Augen – die Pupillen weiteten sich zu einem unerforschten Dunkel, wie Fenster in die Hölle.
»Wer ich bin? Nun, ich bin ihr. Oder Teile von euch. Die besten Teile. Ich bin der Hauch von Richard Speck, von Ed Gein, von John Wayne Gacy, von Ted Bundy und von Bin Laden in euch allen. Ich bin die tausend kleinen Ärgernisse und flüchtigen Wutanfälle, die ihr jeden Tag habt – wegen dem Auto, das euch die Vorfahrt nimmt; wegen dem Kind, das sich an der Kinokasse vordrängelt; wegen dem alten Knacker mit dem vollen Einkaufskorb an der 7-Teile-Express-Kasse. Ich bin die Patina in den Umkleideräumen aus all den Beschimpfungen, Spottnamen, Quälereien der pickligen, flachbrüstigen Streber und Dumpfbacken mit zu kleinen Schwänzen und zu fetten Ärschen, die sich da vor ihren Mitschülern umziehen mussten. Ich bin der fiese Unterton all derer, die andere verspotten, und der schwärende Schmerz, der Selbsthass, der schwelende Groll, die unterdrückte Wut und der nie ausgeführte Racheschwur in den Opfern. Ich bin das alltägliche Mobbing auf der Arbeit und die üble Nachrede im Pausenraum. Ich bin die
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