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ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)

ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)

Titel: ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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gehalten hatte.
    Er hatte sich beinahe wieder aus dem Sumpf dieser Verzweiflung herausgezogen, als er sich dem brutalen Mord an Renny Augustino, Lisls Selbstmord und der Exhumierung von Dannys lebendem Leichnam stellen musste.
    Dieses Mal erholte Bill sich nicht. Er wusste nicht einmal, ob er noch die Kraft dazu hatte. Er hatte sich nach New York zurückgeschleppt, aber das war nicht mehr seine Heimat. Er war nirgendwo zu Hause. Unter den zahllosen Menschen in dieser Stadt waren Nick Quinn und Carol Treece die einzigen, die er noch von früher kannte und denen er sich zu nähern wagte.
    »Du musst anfangen, ihn Rasalom zu nennen und aufhören, Jimmy zu ihm zu sagen. Du darfst an ihn nicht mehr als deinen Sohn denken. Das ist er nicht. Nichts von dir oder von Jim ist in ihm. Er ist jemand anderes.«
    »Das weiß ich«, sagte sie und hielt ihn noch enger an sich gedrückt. »Vom Kopf her weiß ich das. Aber in meinem Herzen ist dieses Gefühl, wenn ich ihn nur mehr geliebt hätte, wenn ich eine bessere Mutter gewesen wäre, dann wäre etwas anderes aus ihm geworden. Das ist verrückt, aber ich kann mich dem nicht entziehen.«
    »Nichts, was irgendwer in seiner Kindheit unternommen haben könnte, hätte den geringsten Unterschied gemacht. Außer vielleicht, man hätte ihn sofort nach der Geburt erwürgt.«
    Er spürte, wie Carol sich versteifte und bedauerte, das gesagt zu haben. Aber es war die Wahrheit.
    »Sag so etwas nicht.«
    »Gut. Aber dann hörst du auf, ihn Jimmy zu nennen. Er ist nicht Jimmy. Er war es nie. Sein Name ist Rasalom und er war, was er ist, lange bevor er von dem Baby in deinem Schoß Besitz ergriffen hat. Lange vor deiner Geburt. Er ist nicht durch deine Erziehung zu dem geworden, was er ist. Er war es bereits. Du bist nicht dafür verantwortlich.«
    Er stand da, mitten in ihrem winzigen Wohnzimmer, hielt Carols schlanken Körper in den Armen, atmete den Duft ihres Haares und bemerkte die grauen Strähnen, die sich durch die aschblonden Locken zogen. Anflüge von Lust strichen seine Brust und den Bauch hinunter. Bestürzt merkte er, dass er eine Erektion bekam. Heutzutage wurde er so schnell erregt. Sex war für ihn kein Problem gewesen, als er sich noch selbst als Priester gesehen hatte. Aber jetzt, wo seine lebenslangen Überzeugungen zu Asche zerfallen waren, begraben mit den verkohlten Überresten von Danny Gordon, schien alles außer Kontrolle zu geraten. Hier stand er, in inniger Umarmung mit Carol Treece, verwitwete Carol Stevens, geborene Carol Nevins. Seine Jugendliebe, die Witwe seines besten Freundes, jetzt die Frau eines anderen Mannes. Priester oder nicht, das hier war nicht recht.
    Sanft vergrößerte Bill den Abstand zwischen ihnen. Platz für den Heiligen Geist, wie die Nonnen in seiner Kindheit zu sagen pflegten.
    »Haben wir uns da verstanden?« Er sah ihr in die blauen Augen. »Du bist dafür nicht verantwortlich.«
    Sie nickte. »Schon gut. Aber wie kann ich aufhören, wie seine Mutter zu fühlen, Bill? Sag mir, wie ich das tun soll!«
    Er sah den Schmerz in ihren Augen und widerstand der Versuchung, sie wieder in seine Arme zu ziehen.
    »Ich weiß es nicht, Carol. Aber du musst es lernen. Es macht dich verrückt, wenn du es nicht tust.« Sie sahen sich einen Augenblick lang an, dann wechselte Bill das Thema. »Wie geht es Hank? Weiß er schon Bescheid?«
    Sie schüttelte den Kopf und wandte sich zur Seite.
    »Nein. Ich habe es noch nicht über mich gebracht, es ihm zu sagen.«
    »Meinst du nicht …?«
    »Du kennst Hank. Du weißt, wie er ist.«
    Bill nickte schweigend. Er war Hank Treece ein paarmal begegnet – er war sogar einmal zum Essen eingeladen gewesen –, aber immer als Priester und als alter Freund der Familie. Hank war ein humorloser Knochen, ein Buchhalter in einer Softwarefirma. Ein Mann, der auf alle i’s einen Punkt und durch alle t’s einen Strich machte. Ein guter Mann, ein anständiger Mann, ein ordentlicher Mann. Das völlige Gegenteil von Spontanität. Bill bezweifelte, dass Hank jemals in seinem Leben etwas aus dem Bauch heraus getan hatte.
    Er war so ganz anders als Jim, Carols erster Mann. Bill konnte sich Henry Treece und Carol einfach nicht als liebendes Paar vorstellen, aber vielleicht lag das auch daran, dass er das schlicht nicht wollte. Vielleicht war Hank genau das, was sie brauchte. Nachdem das Chaos wiederholt in Carols Leben eingedrungen war, brauchte sie vielleicht die Struktur, die Stabilität, die Vorhersehbarkeit, die ein Mann wie Hank

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