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ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)

ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)

Titel: ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Weise. Sie glaubte nicht, dass Will mit irgendeinem Menschen eine tiefe, echte Freundschaft verband. Er war extrem zurückhaltend bei allem, was ihn persönlich betraf. Über seine Herkunft wusste sie nur, dass er aus »New England« kam. Er breitete seine innersten Überzeugungen über das Leben, die Liebe, Philosophie, Religion, Politik vor ihr aus – und wenn sie ihm dabei zuhörte, war unverkennbar, dass er sich auf diesen Gebieten sehr gut auskannte. Er redete erschöpfend über jedes Thema, nur nicht über Will Ryerson. Was sie an ihm nur noch mehr faszinierte.
    Lisl spürte, dass er einsam war und dass sie einer der wenigen Menschen in seinem Leben war, mit denen er auf Augenhöhe kommunizieren konnte. Die anderen Gartenarbeiter waren nicht in seiner Liga, oder er nicht in ihrer. Er hatte sich oft beschwert, dass für seine Kollegen nichts zählte, was nicht mit Sport oder großen Brüsten zu tun hatte. Er nutzte seine Mittagspausen mit Lisl, um den Gedanken Ausdruck zu geben, die sich während der Zeit angesammelt hatten, in der sie nicht zusammen waren.
    Und deswegen verstand sie nicht, warum er sich wegen des Buches in seiner Lunchbox so zierte. Sie war sicher, dass es nicht Der Fremde war. Aber was war es dann? Ein Pornomagazin? Unwahrscheinlich. Das passte nicht zu ihm. Und selbst wenn es eines wäre, dann würde er wahrscheinlich mit ihr darüber diskutieren wollen.
    Lisl zuckte innerlich die Achseln. Wenn er es ihr nicht sagen wollte, dann war das seine Sache. Er schuldete ihr keine Erklärung.
    Sie sah zu, wie er sein Mittagessen hinunterschlang. Wieder eines dieser kalorienhaltigen Sandwiches, die er so mochte, wo alles, was in greifbarer Nähe war, zusammengeschnippelt, zwischen zwei Baguettehälften gestapelt und mit Essig und Öl übergossen wurde.
    »Ich wünschte, ich wäre auch so wie du«, sagte sie.
    »Das willst du bestimmt nicht.«
    »Was die Figur angeht, schon. Wenigstens beim Mittagessen. Guter Gott, sieh dir doch nur die Größe von deinem Sandwich an – und ich will mir gar nicht erst vorstellen, was du zum Abendbrot isst. Aber trotzdem nimmst du kein Gramm zu.«
    »Ich sitze ja auch nicht den ganzen Tag an einem Schreibtisch.«
    »Das stimmt. Aber dein Körper ist bei der Verbrennung von Kalorien viel effizienter als meiner.«
    »Nicht mehr so gut, wie er es mal war. Mit jedem neuen Jahr merke ich, wie die Maschine mehr Mucken bekommt.«
    »Mag sein, aber Männer altern mit mehr Würde als Frauen.«
    In Lisls Augen stand Will sein fortgeschrittenes Alter. Vielleicht lag es daran, dass er sein Gewicht so gut hielt. Er war hager und muskulös, einen Meter achtzig groß, vielleicht ein bisschen mehr, hatte breite Schultern und keinen Bauch. Vielleicht auch an seinem langen Haar und dem Bart, was beides in den letzten beiden Jahren grauer geworden war, auch wenn die klaren blauen Augen immer noch mild und sanft dreinblickten – und dabei unergründlich waren. Will hatte vor die Fenster zu seiner Seele stählerne Rollläden installiert.
    »Männer machen sich darüber einfach nicht so viele Gedanken«, sagte er. »Sieh dir die ganzen Kerle in den Werkstätten mit ihren Bierbäuchen an.«
    Lisl lächelte. »Ich weiß, was du meinst. Bei einigen von denen könnte man meinen, sie wären im achten Monat. Und wenn ich noch etwas mehr zulege, dann sehe ich auch so aus! Wenn ich meine Pfunde doch nur so schnell verlieren würde wie du!«
    Will zuckte die Achseln: »Ich schätzte, das ist so wie alles andere an uns – wir sind gegensätzlich. Was du nicht tun kannst, kann ich. Und was ich nicht tun kann, kannst du.«
    »Weißt du, Will, du hast recht. Zusammen ergeben wir eine wohl gerundete, wohl gebildete Person.«
    Er lachte. »Das sage ich ja: Ich habe so gut wie keine Ahnung von den Naturwissenschaften, und was die Geisteswissenschaften angeht, da könnte man dich als kulturelles Niemandsland betrachten.«
    Lisl nickte und gab ihm vollkommen recht. Diese besinnlichen Mittagsstunden mit Will hatten ihr schmerzhaft deutlich gemacht, wie einseitig ihre Bildung doch war. Sie hatte zwar einen Doktortitel, aber es schien, als habe sie die Schule und dann das Studium mit Scheuklappen durchlaufen. Naturwissenschaften und Mathematik, Mathematik und Naturwissenschaften – das war ihr ganzes Leben gewesen, alles, was ihr etwas bedeutete. Will hatte ihr gezeigt, was sie alles verpasst hatte. Wenn sie noch einmal von vorn beginnen könnte, würde sie es ganz anders machen. Es gab noch eine ganz andere

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