Angst

habe ich sofort geahnt, dass Moses Grace seine Finger im Spiel hat. Er weiß, dass ich manchmal hier auftrete und mit Miss Lilly befreundet bin. Deshalb habe ich Sie darum gebeten, Agentin Sherlock beschützen zu lassen. Sie ist meine Frau.«
    Detective Millbray wurde sehr still. »Meinen Sie etwa den verrückten alten Mann, nach dem jeder Cop in der Stadt sucht? Und das junge Mädchen?«
    Savich nickte.
    Detective Millbray rief nach seinem Sergeant und trat einen Augenblick beiseite. Als er sich wieder Savich und
    Quinlan zuwandte, erklärte er: »Ich habe ihm aufgetragen, jedem Bescheid zu geben, dass sich die Täter immer noch in der Nähe aufhalten könnten. Und ich habe ihm mitgeteilt, um wen es sich womöglich handelt. Wenn Moses Grace von diesem Club wusste und außerdem in Erfahrung gebracht hat, dass die Besitzerin mit Ihnen befreundet ist, warum hat er sich dann mit dieser lächerlich kleinen Bombe zufriedengegeben und keine echte Katastrophe herbeigeführt?«
    Ein Polizist in Zivil trat zu ihnen. »Mein Name ist Detective Jim Fortnoy. Ich habe noch weitere Einsatzkräfte angefordert. Wir werden jeden Zentimeter nach den beiden absuchen.«
    Savich nickte und sagte zu Detective Millbray: »Sie wollten wissen ...«
    Da hörte er Sherlocks Schrei. Mit ihrer SIG zielte sie auf einen Punkt über Savichs rechter Schulter. »Dillon, runter!«, brüllte sie.
    Während sie auf ihn zurannte, gab sie zwei Schüsse ab. Auch die vier Cops, die hinter ihr herliefen, schossen in Richtung eines zweistöckigen Gebäudes.
    Doch Savich blickte sich nicht um, sondern sah zu seinem Porsche. Er musste an die Bombe denken, die Moses im Hooter’s Motel deponiert hatte. Ein Dutzend Menschen befanden sich in der Nähe seines Wagens, und Savich war sich auf einmal genauso sicher, wie er seinen Namen kannte, was Moses geplant hatte. Er legte sich die Hände wie einen Trichter vor den Mund und schrie so laut er konnte: »Weg! Weg vom Porsche! Dort ist eine Bombe versteckt! Weg!«
    Fortnoy und Millbray fielen in sein Brüllen ein, obwohl sie nicht verstanden, was los war. Moses Grace war doch in dem Gebäude hinter ihnen, oder etwa nicht? Allerdings gab es keinen Schusswechsel.
    Niemand zögerte auch nur für den Bruchteil einer Sekunde. Da die Nerven bereits von dem Schrecken im Club bis zum Zerreißen gespannt waren, stoben die Menschen sofort auseinander.
    Detective Millbray packte Savich am Arm. »Wie kommen Sie auf den Gedanken, dass dort eine Bombe sein könnte? Ihre Frau und die Polizei haben zu dem Gebäude hinaufgefeuert. Was geschieht hier, Savich?«
    Im selben Augenblick vernahm Savich ein dröhnendes Tosen. Sein Porsche explodierte, und ein Feuerball schoss empor. Es folgten eine mächtige Erschütterung und eine Hitzewelle, die ihnen den Atem nahm. Die gewaltige Kraft der Detonation schleuderte das Dutzend Menschen, die dem Wagen am nächsten gestanden hatten, weit fort, zwang sie auf den Gehsteig oder ließ sie aufeinanderstürzen. Savich hörte Schreie. Ein Polizist brüllte, alle sollten unten bleiben und Ruhe bewahren. Savich, von einem halben Dutzend Cops flankiert, rannte auf die Verletzten zu. Er ließ sich vor einer jungen Frau, die reglos auf dem Bürgersteig lag, auf die Knie fallen und suchte mit den Fingerspitzen an ihrem Hals nach dem Puls. Gott sei Dank, sie war am Leben! Sofort rief er einen Sanitäter herbei. Nach einem unheimlichen Moment der Stille begannen Feuerwehrleute in Richtung des brennenden Porsches zu eilen. Einige von ihnen zogen Feuerwehrschläuche hinter sich her, andere brachten Menschen in Sicherheit oder trugen diejenigen, die nicht laufen konnten.
    Das Szenario glich einem Albtraum - die Schreie, das
    Stöhnen und Weinen, die prasselnden orangefarbenen Flammen, die zum Nachthimmel hinaufzüngelten und der Kampf gegen Panik und Angst.
    Savich wirbelte herum und rief nach Sherlock. Er hatte sie lediglich für den Bruchteil einer Sekunde gesehen, als sie in seine Richtung gerannt war, hochgeblickt und mit ihrer SIG geschossen hatte. Dann entdeckte er sie. Ihre Wollmütze war verschwunden, und das Haar fiel ihr in wilden Locken um die Schultern. Im surrealen Schein des orangefarbenen Feuers wirkte es fast so, als stünde ihr Haar in Flammen.
    Im nächsten Augenblick war sie da, genau vor ihm, mit geschwärztem Gesicht und einem zerrissenen Mantel. »Ich dachte, ich hätte ihn in einem Fenster im ersten Stock gesehen. Er hat auf dich gezielt. Einige der Cops sind zu dem Haus geeilt, um