Angst
die Hände in die Hüften und schüttelte den Kopf. »Sie und Dix, da haben sich ja die Richtigen gefunden - und diese wilde Verfolgungsjagd Samstagnacht, mit Dix und seinen Deputys, die aus den Fenstern des Streifenwagens hingen wie Dirty Harry. In der Stadt sprechen die Leute von nichts anderem. Ich schätze, das macht dich zu einer Berühmtheit, Dix. Was ist das für ein Gefühl?«
»Chappy«, antwortete Dix freundlich, »darf ich dir FBI-Agentin Ruth Warnecki vorstellen?«
»Gerne, Miss Warnecki. Wie aufregend, eine FBI-Agentin kennenzulernen.«
Ruth streckte dem alten Mann, der immer noch im Türrahmen vor ihr stand, die Hand entgegen. »Ja, das Wort aufregend trifft es genau.« Sie schüttelte seine Hand kräftig.
»Chappy Holcombe, zu Ihren Diensten, Ma’am. Wie finden Sie meine Enkel?«
»Nun, im Moment trage ich Robs Sweatshirt, Jeans und Mantel sowie Rafes Socken. Ich würde sagen, dass die beiden zu diesem Zeitpunkt meines Lebens ziemlich unentbehrlich für mich geworden sind.«
Chappy zeigte wundervolle weiße Zähne, als er sie mit einem Lächeln bedachte. »Wissen Sie was, Agentin, Sie sehen meiner kleinen Schwester Lizzie ähnlich. Eine schlimme Sache. Ist an Leukämie gestorben, als sie fünfzehn war.« Er sah zu Savich und Sherlock. »Und wer sind diese Leute?«
Nachdem sie Chappy vorgestellt worden waren, trat er einen Schritt zurück und winkte sie in eine gewaltige Eingangshalle, deren Fußboden mit zwanzig Zentimeter großen, schwarz-weißen Marmorquadraten ausgelegt war, die sogar im fahlen Winterlicht glänzten. Da er sie fünf Minuten lang an der geöffneten Eingangstür hatte stehen lassen, war es in dem Haus zehn Grad kälter, als es eigentlich hätte sein sollen. Sie sahen ihm dabei zu, wie er die große Tür schloss.
»Drei FBI-Agenten zur gleichen Zeit in meinem Haus«, sagte er, als er sie mit einer ausladenden Handbewegung ins Wohnzimmer bat, das zu ihrer Überraschung sehr gemütlich wirkte. Es war voller Familienfotos, viele von ihnen stammten vom Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. »Wir bekommen ab und an Besuch von Dix’ Deputys, aber dies hier ist eine Premiere.«
»Wo sind die anderen?«, wollte Dix wissen.
»Wer weiß schon, wo sich Cynthia befindet, wahrscheinlich in dem neuen Einkaufszentrum drüben in der Nähe von Williard. Tony ist in der Bank.«
»Sind Sie im Ruhestand?«, fragte Savich.
»Nee, solange ich unsere wichtigen Bankkunden nicht ansabbere, hänge ich die Arbeit auf keinen Fall an den Nagel. Ich kann den Großteil von hier zu Haus aus erledigen. Ah, hier kommt Mrs Goss. Würden Sie bitte Gebäck und Getränke bringen, meine Liebe?« Zu den FBI-Agenten gewandt, fügte er hinzu: »Setzen Sie sich doch bitte, dann können Sie mir erklären, weswegen Sie hier sind.«
KAPITEL 12
Tara
Montagnachmittag
»Und was willst du über die Winkel’s Cave wissen, Dix?«
»Christie hatte mir erzählt, dass du jede Höhle in der Umgebung erkundet hast«, erwiderte Dix. »Sie sagte, die Winkel’s Cave sei deine Lieblingshöhle und dass du jeden Zentimeter von dort kennen würdest. Gibt es noch irgendeinen anderen Eingang oder andere Höhlen, die mit der Winkel’s Cave verbunden sind, abgesehen vom Haupteingang?«
Ruth beugte sich in ihrem prachtvollen Louis-quinze-Sessel vor, das Gebäck schützend über einer Serviette haltend, damit kein Krümel auf den grünen Satinbezug des Möbelstücks fiel. »Das ist sehr wichtig für uns, Sir«, fügte sie hinzu.
Chappy sah jeden von ihnen der Reihe nach an und stellte seine Kaffeetasse auf ein kleines Beisteiltischchen, eine sehr alte und elegante Antiquität, die sorgfältig restauriert und auf Hochglanz poliert war, wie Sherlock feststellte.
»Vielleicht«, sagte Chappy. »Es gibt hier Dutzende von kleinen Höhlen und auch einige größere, doch ich habe keine entdeckt, durch die man zur Winkel´s Cave gelangen könnte. Natürlich sind diese Sandstein- und Dolomithöhlen außerordentlich verwinkelt, und einige von ihnen könnten durch Gänge miteinander verbunden sein, von denen niemand etwas weiß und durch die man erst recht nicht hindurchkäme. Ich vermute, dass Sie mir nicht erzählen werden, weshalb Sie das wissen wollen. Aber warum zum Teufel wollen Sie durch eine Hintertür in die Winkel’s Cave gelangen, wenn es einen sehr passablen Vordereingang gibt?«
Ruth wurde mit einem Schlag bewusst, dass der bogenförmige Durchgang, den sie gefunden hatte, wahrscheinlich seit hundertfünfzig Jahren keiner
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