Angst
Sprengsatz. Seht nur, wie weit einige dieser Steine geschleudert wurden.«
Dix begab sich zu dem Geröllhaufen und betastete ihn prüfend. Dann zog er einige Steine heraus, kniete sich hin und drückte mit der Schulter gegen den Felsschutt. »Es wirkt massiv. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir da durchkommen, nicht ohne schweres Gerät.« Trotzdem versuchten es Savich und er noch einmal.
»Sie haben recht, es ist massiv«, stimmte Savich zu.
Einige Sekunden lang konnten sie an nichts anderes denken als an das Hindernis vor ihnen. »Ich glaube«, sagte Dix, »dass es jemandem sehr ernst ist, Sie hier nicht reinzulassen, Ruth. Die müssen nachts gesprengt haben, als niemand in der Nähe war.«
Dix drehte sich zu den anderen um. Die Szene erinnerte ihn an ein B-Movie, wie sie da alle mit den Gasmasken an ihren Gürteln den riesigen Gesteinshaufen vor ihnen anstarrten. »Vielleicht habe ich eine bessere Idee, als Bulldozer herzubringen«, sagte Dix. »Abgesehen davon, dass dies gar nicht möglich wäre. Mein Schwiegervater, Chappy Holcombe. Er ist hier aufgewachsen und hat mir immer erzählt, dass er alle Höhlen dieser Gegend kennt und die meisten von ihnen erforscht hat. Vielleicht weiß er von einem anderen Zugang, einem anderen Weg als durch den Haupteingang.«
»Sie haben recht, es ist völlig unmöglich, schweres Gerät hierherzubringen und sich durch diese Schweinerei zu graben«, erwiderte Savich.
»Hört sich nach einer guten Idee an«, meinte Ruth. »Lasst uns zu ihm fahren. Oh, und wir müssen auf dem Weg noch Ketchup kaufen. Rafe sagte, wir hätten es gestern Abend mit dem restlichen Eintopf aufgebraucht.«
»Rafe liebt Ketchup und Rührei«, erklärte Dix. »Heute Morgen musste er ohne Ketchup auskommen. Ja, gehen wir. Ich denke, wir fühlen uns sowieso alle besser, wenn wir für eine Weile hier rauskommen.«
»Dann los«, sagte Savich, »bevor ich noch einen chronischen Rückenschaden davontrage.«
Tara
Etwa eine Stunde später steuerte Dix seinen Range Rover auf der anderen Seite von Maestro durch ein eindrucksvolles Eisentor, das mit dem Namen Tara verziert war. Sie fuhren mehrere hundert Meter auf einer gepflegten Schotterstraße entlang, die von Eichen und Ahornbäumen gesäumt war. Schnee türmte sich zu beiden Seiten der Steinumzäunungen auf. Eine Zeit lang ging es eine leichte Anhöhe hinauf, bis Ruth ein Anwesen erblickte, das das größte Haus im Umkreis von achtzig Kilometern sein musste. Es erinnerte sie an die Plantagen in den Südstaaten, ein riesiges weißes Gebäude mit einer Reihe dorischer Säulen an der Vorderseite.
»Wow!«, entfuhr es Ruth. »Wie alt ist Tara?«
Dix bog in eine kreisförmige Auffahrt ein, die Platz für zwanzig Wagen bot. »Chappy hat es in den späten Fünfzigerjahren für seine Braut gebaut, Miss Angela Hastings Brinkman von den New Orleans Brinkmans. Er ließ den
Architekten die Beschreibungen von Tara in Vom Winde verweht nachbilden.«
»Ganz offensichtlich besitzt er Geld. Wie ist er derart reich geworden, Sheriff?«, fragte Sherlock.
Während sie die sechs ausladenden, tiefen Treppenstufen hinaufgingen, antwortete Dix: »Er hat mir bei unserer ersten Begegnung erzählt, dass er das Bankgeschäft mit der Muttermilch eingeflößt bekommen hat. Er besitzt eine Privatbank, die Holcombe First Independent, mit einem Dutzend Zweigstellen in der Gegend. Er und seine Frau Angela bekamen zwei Kinder, meine Frau Christie und einen Sohn, Anthony. Tony und seine Frau Cynthia leben hier bei Chappy. Angela starb, als Christie zehn war, woran, weiß ich nicht mehr.«
»Ist Chappy auch an irgendwelchen anderen Unternehmen beteiligt?«, erkundigte sich Sherlock.
Cops, dachte Dix, sie müssen immer alles wissen. Er grinste bei dem Anblick ihres lebhaften, von roten Locken umrahmten Gesichts.
»Er hat einige Grundstücke in Virginia, Washington D. C. und Maryland erschlossen. Nichts Großes oder Sensationelles hier in der Pampa.«
Dix drückte die Klingel, und sie warteten etwa eine halbe Minute, bevor eine der riesigen Eichentüren nach innen schwang.
»Hi, Chappy. Wo steckt Bertram?«, fragte Dix.
»Der verdammte Butler hat einen Darmvirus und sich vollgekotzt, also habe ich ihn zu seiner Arzt-Schwester nach Belleville geschickt, damit er sich dort auskurieren kann. Und wer sind diese Leute, Dix? Oh, sind Sie die junge Dame, die Brewster in Dix’ Wäldchen gefunden hat? Sie sind das Gesprächsthema Nummer eins in der Stadt.« Als Ruth nickte, stemmte er
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