Angst
hohlköpfigen Twister einen Besuch abstatten, nicht wahr?«, erkundigte sich Chappy.
»Ja. Außerdem müssen wir herausfinden, wo sie gewohnt hat. Tut mir leid, Chappy, aber du kannst uns nicht begleiten. Hey, warum heckst du keinen Plan aus, wie du die Bank of America übernehmen könntest?«
Chappy schüttelte den Kopf. »Ich kenne Twister wie meine Westentasche, Dix, weiß ganz genau, wie der verschlagene, kleine Nichtsnutz tickt. Du darfst ihm kein Wort glauben. Ich könnte dir sagen, ob er etwas verbirgt oder ob er seine heiß geliebte Schule zu schützen versucht. Bereits im Alter von zehn habe ich jeden seiner Tricks gekannt.«
»Chappy«, erwiderte Dix. »Warum erzählst du unseren FBI-Agenten nicht, was du wirklich von Onkel Gordon hältst?«
»Er ist ein hinterlistiger, verlogener kleiner Fuchs.«
»Weshalb um Himmels willen sollte Ihr Bruder etwas verbergen, Sir? Wir statten ihm nur deshalb als Erstes einen Besuch ab, weil er der Leiter der Musikschule ist und uns Erin Bushnells Freunde und Lehrer nennen kann, mehr nicht.«
Chappy öffnete den Mund, schloss ihn wieder und stieß dann ein lautes Seufzen aus. »Ich kann die Bank of America nicht kaufen. Das habe ich vor ein paar Monaten schon versucht, aber die sind unglaublich knauserig, was den Verkauf ihrer Aktien angeht, und der Vorstandsvorsitzende ist mehr Haifisch als Mensch - hey, das war ein Witz. Verdammt, was für ein Tag! Nun gut, ich verschwinde, doch ich möchte auf dem Laufenden gehalten werden. Versprichst du mir das, Dix?«
Dix nickte. »Versprochen. Deputy Moran wird dich nach Hause fahren. Ach, Chappy, würdest du Onkel Gordon bitte nicht anrufen, okay?«
Der Campus der Stanislaus School of Music lag auf einem Privatgrundstück etwa sechs Kilometer östlich von Maestro, eingebettet in wilde Natur. Im Norden grenzte es an Berge mit dichten Wäldern aus Eichen, Ahornbäumen und Pinien an den unteren Hängen. In der näheren Umgebung gab es niedrige Hügel, genauer gesagt kleine Erderhebungen, die mit Brombeerbüschen bedeckt waren und sich im Osten in ein weites, ebenes Tal senkten, das jetzt unter Schnee begraben war.
In der späten Montagnachmittagssonne sah der Campus wie ein Edelstein in einer passenden Fassung aus: Die roten Backsteingebäude waren um ein großes, viereckiges Hauptgebäude angeordnet, umgeben von Bäumen, deren dicke Äste sich unter der weißen Pracht bogen. Alle Gehwege waren fein säuberlich geräumt. Die Klänge eines von Bachs Brandenburgischen Konzerten ertönten aus dem größten Hörsaal, der Van Cliburn Hall, benannt nach dem berühmten Pianisten, dessen Treuhandfonds der Schule vor fünfzehn Jahren eine beachtliche Summe zur Verfügung gestellt hatte. Die vier hielten inne und ließen die Landschaft und die wunderschönen Klänge auf sich wirken.
»Es ist schon fast vier Uhr«, sagte Sherlock. »Ich hoffe, Dr. Holcombe ist noch hier.«
»Das sollte er eigentlich«, erwiderte Dix. »Er ist ein ziemlich bemerkenswerter Musiker, Flötist und Pianist. Er leitet die Schule jetzt seit fast zehn Jahren. Davor war er ständig auf Tournee, vor allem in Europa, und hat ein paar Jahre in Frankreich gelebt. Seine Tochter, Dr. Marian Gillespie, unterrichtet ebenfalls hier.«
»Ist Dr. Gillespie ebenfalls Musikerin?«, wollte Savich wissen.
Dix nickte. »Sie spielt Geige, aber Christie hat mir erzählt, dass sie bei Weitem nicht das Talent ihres Vaters hat. Außerdem ist sie nicht so geschickt wie er, wenn es darum geht, mit Menschen zu kommunizieren oder den Verwaltungskram zu erledigen. Sie hat etwas von einem Althippie - Sie werden verstehen, was ich meine, sobald Sie sie sehen.«
Während sie den breiten Weg zur Blankenship Hall, dem Verwaltungsgebäude, entlanggingen, fragte Ruth den Sheriff: »Was arbeitet Marians Mann?«
»Marians Mann hat sie verlassen, bevor wir von New York nach Maestro gezogen sind, weshalb ich ihn nie getroffen habe.« Zu Sherlock und Savich gewandt, fügte er hinzu: »Ich war vier Jahre lang bei der New Yorker Polizei als Detective im Morddezernat tätig. Als wir hierherkamen, wurde ich zum Teil dank Christies Vater zum Sheriff gewählt. Die Jungs und ich sehen Marian nur selten, etwa alle paar Monate, zum Abendessen drüben auf Tara. Rob und Rafe nennen diese Familientreffen Zirkusnächte.«
»Familien sind schon ein großer Spaß«, sagte Ruth. »Und, haben Ihre Söhne etwas von all dem musischen Talent geerbt?«
»Rob spielt Schlagzeug in einer Band, die von einem seiner
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