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Angst

Titel: Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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aber danke schön. Viel Glück!«
    Dr. Gordon Holcombe sah dem jungen Mann nach, der den Korridor entlangschritt, vergnügt, mit erhobenem Haupt und federndem Gang. »Das war brillant«, sagte er zu Ruth. »Wäre mir dieser Gedanke doch schon vor einem halben Jahr gekommen! Allerdings war es besser, dass der Rat von Ihnen stammte. Darf ich Sie heute zum Essen einladen?«    
    Dix schob sie alle in das Büro seines Onkels.
    »Hey, und was ist mit mir?«, rief Helen Rafferty ihnen nach. »Würde mich jemand gerne zum Essen ausführen?«

KAPITEL 14
    Dix hatte schon immer gefunden, dass Gordons Büro alles über den Mann verriet. Herumliegende Notenblätter bedeckten jede freie Fläche des Zimmers, Musikinstrumente lehnten gegen drei der Wände, und ein mit Partituren beladener, schwarzer Steinwayflügel Modell Baby Grand, dessen Deckel geschlossen war, ragte aus der Ecke hervor.
    Der Schreibtisch, bemerkte Ruth mit einem Lächeln, war lediglich als Ablagefläche für den Computer, Drucker und noch mehr Notenblätter vorgesehen. Ein halbes Dutzend Stühle standen wahllos im Raum herum, wahrscheinlich damit Dr. Holcombe irgendein Instrument zur Hand nehmen und zusammen mit seinen Studenten spielen konnte. Es gab keinen eigentlichen Sitzbereich, nur Stühle und Notenständer. Ein Waldhorn lag auf einem der Stühle, die anderen waren mit Zeitungsrezensionen und weiteren Notenblättern bedeckt.
    Ein gemütliches Büro, dachte Ruth, während sie darüber nachdachte, was wohl für diesen Mann, und nicht den Leiter der Stanislaus School of Music, von Bedeutung war. Sie merkte, dass sie Dr. Holcombe anlächelte, als sie sagte: »Vielleicht sollte ich doch mit Ihnen Essen gehen, Sir. Mögen Sie die italienische Küche?«
    Dix zog die Stirn in Falten. »Kein Dinner, Ruth, das ist unmöglich. Ich habe den Jungs versprochen, uns allen heute Abend Hotdogs, Baked Beans und Maisbrot zu ma-chen. Sie erwarten Sie.« Dr. Holcombe wollte etwas erwidern, da schnitt ihm Dix das Wort ab. »Wir müssen mit dir über eine ernste Angelegenheit sprechen, Gordon.«
    »Weshalb? Geht es um Chappy, Dix? Was hat dieser alte Sack diesmal vor? Weißt du, dass Cynthia mich letzte Woche besucht hat, da sie besorgt ist, Chappy könnte Tony aus der Bank rausschmeißen? Der Junge sollte einfach seine Sachen packen und wegziehen, dann ginge es ihm viel besser. Also, hat Chappy mich oder die Schule wegen irgendwas angeschwärzt und dich hergeschickt, damit du mich verhaftest? Du weißt doch, dass er schon immer eifersüchtig auf mich war, Dix! Es ist Eifersucht, nichts weiter. Er will mich tot oder im Gefängnis sehen, um meinen Anblick nicht mehr ertragen zu müssen und ständig daran erinnert zu werden, dass er bisher nichts anderes erreicht hat, als Geld zu scheffeln.«
    Dix war der Einzige, der von dieser Tirade boshafter Bemerkungen nicht erschüttert war, die aus dem fein gezeichneten Mund des talentierten und weltgewandten Dr. Holcombe sprudelte. Daher grinste er und schüttelte den Kopf. »Nein, nicht alles dreht sich um Chappy oder seinen Versuch, dein Leben zu zerstören, Gordon.«
    Dr. Holcombe lehnte sich an seinen Schreibtisch, die Arme vor der Brust verschränkt, und blickte jeden Einzelnen von ihnen an. »Nun gut, Dix, dann sag mir, was los ist! Zuallererst, warum stellst du mir diese Leute nicht vor?«
    Dix machte sie miteinander bekannt, wobei Dr. Holcombes linke Augenbraue jedes Mal in die Höhe schoss, sobald der Name FBI genannt wurde. Der Rektor schüttelte jedem die Hand und hielt kurz inne, als Ruth an der Reihe war. »Sie müssen wohl die Frau sein, die Dix am Freitagabend schlafend in seinem Range Rover gefunden hat, halb tot vor Kälte. Aber warum sind die anderen beiden FBI-Agenten hier? Stellen Sie etwa alle zusammen Nachforschungen an? Und wie in Gottes Namen kann ich Ihnen behilflich sein?«
    »Wie gut kennst du Erin Bushnell?«
    Für den Bruchteil einer Sekunde wirkte Dr. Holcombe erschrocken, dann sagte er zu Dix: »Nun, Erin Bushnell... sehr talentiert, spielt außergewöhnlich schwungvoll und ausdrucksstark Geige. Ich arbeite gerade mit ihr an ihrer Selbstbeherrschung und Spontaneität. Das klingt vielleicht ein wenig seltsam, oder? Doch letzten Endes wird Musik erlernt. Musik wird geübt. Und genau das macht einen wahren Künstler aus - er vermittelt den Anschein, als würde das Musikstück schier aus ihm hervorbrechen, als hätte er es noch nie zuvor gespielt, würde es nur für diese Menschen tun, denen er nun seine

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