Angst
vernehmlich: »Es tut mir leid, Sie zu stören, Dr. Holcombe. Der Sheriff ist hier und möchte Sie sehen. Er sagte, es sei sehr wichtig.«
Eine tiefe, ruhige Männerstimme erwiderte: »Vielen Dank, Helen. Ich komme sofort.«
Dix fügte über Helens Schulter hinzu: »Ich habe drei FBI-Agenten bei mir, Gordon.«
»Einen Moment«, rief Dr. Holcombe.
Helen trat aus seinem Büro und drehte sich zu den Besuchern um, die Hand auf der Brust. »Oh mein Gott, Sie sind FBI-Agenten? Wirklich? Hier in unserer Schule? Aber ja, Sie sind die Frau, die Dix zusammengekauert vor seiner Haustür gefunden hat, nicht wahr?«
»Ja, Ma’am«, erwiderte Ruth.
»Machen Sie sich keine Sorgen, dass die Leute Sie anstarren könnten, meine Liebe. Das Pflaster ist unter all Ihrem schönen, dichten Haar kaum zu sehen. Sie sind richtige FBI-Agenten? Sie alle?«
»Möchten Sie unsere Ausweise sehen?«, wollte Sherlock wissen.
»Es steht mir zwar nicht zu, aber ich habe noch nie zuvor eine FBI-Marke gesehen.« Sherlock reichte ihr ihren Ausweis.
Helen betrachtete ihn einen Moment lang. »Der ist aber süß! Ach, könnten Sie mir einen Gefallen tun und den jungen Mann verhaften, der gleich aus Dr. Holcombes Büro kommt?«
»Natürlich«, entgegnete Savich. »Möchten Sie, dass wir ihn mit Handschellen abführen und ihn vielleicht erst noch ein wenig bearbeiten?«
»Das wäre natürlich noch besser«, meinte Helen, lauschte einen Moment und trat dann einen Schritt zurück, als ein dünner junger Mann mit ausgeprägt asketischen Gesichtszügen, einem zerknitterten Hemd und kurz geschorenem Haar durch die Bürotür kam. Der Student ließ auffallend die Schultern hängen. Dr. Holcombe folgte ihm und sagte gerade: »Es gibt keine Namensdiskriminierung, Peter. Du musst dir den Gedanken aus dem Kopf schlagen, dass ein Dirigent dich bloß nicht auswählt, weil er deinen Namen nicht mag. Dix, ich bin gleich für dich da.«
Die Worte des Rektors schienen keinerlei Eindruck auf Peter gemacht zu haben, denn er sagte mit lauter Stimme: »Dr. Holcombe, Sie können die Augen nicht davor verschließen. Zwei Absagen! Ich habe sie Ihnen doch mitgebracht, damit Sie selbst sehen. Die Absagen sind freundlich formuliert, sicherlich, aber keiner von beiden will mich. Keiner! Sie wissen ganz genau, dass es an meinem unglückseligen Nachnamen liegt. Sobald mein Vor- und Nachname zusammen genannt werden, bricht jeder gleich in schallendes Gelächter aus, insbesondere Dirigenten und diese hochnäsigen Leute in den Gremien. Sie müssen zwischen den Zeilen lesen, dort steht es! Niemand will einen Geiger mit dem Namen Peter Pepper. Können Sie sich vorstellen, wie viele Absagen ich erhalten werde, sobald ich meinen Doktor habe?«
»Ja, ja«, sagte Helen und schlug einen gefälligen Ton an. »Aber ich dachte, du bist reich durch das ganze Geld, das ihr mit Softdrinks macht. Das ist doch schon mal was, oder?«
»Genug, Helen, bitte«, entgegnete Dr. Holcombe, ohne ein leises Kichern unterdrücken zu können. »Peter, das hat nichts mit Namensdiskriminierung zu tun, sondern mit der übereinstimmenden Meinung, dass ein anderer besser gespielt hat als du, nicht mehr und nicht weniger. Ich habe beide Briefe sehr sorgfältig gelesen, es steht nichts zwischen den Zeilen«.«
»Warum ändern Sie nicht einfach Ihren Namen ?«, schlug Ruth ihm vor.
Peter Pepper starrte sie an. »Das kann ich nicht. Meine Mutter würde mich umbringen und aus ihrem Testament streichen, und dann könnte ich mir die Ausbildung hier nicht mehr leisten.«
»Also gut, dann benutzen Sie doch bei Ihrem nächsten Vorspielen einen anderen Vornamen. Wie lautet Ihr zweiter Vorname denn?«
»Princeton. Dort ist meine Mutter aufs College gegangen.«
» Hmm. Wie wäre es, die beiden Namen einfach nur umzustellen? Sie heißen dann Pepper Princeton. Das klingt doch wirklich außergewöhnlich. Den Leuten wird das gefallen.«
Peter alias Pepper Princeton schien einen Moment tief in Gedanken versunken zu sein, dann begann er langsam zu nicken, ohne dabei Ruth aus den Augen zu lassen. »Niemand hat bisher zugegeben, dass mein Name das Problem ist, aber natürlich habe ich das schon immer gewusst. Pepper Princeton. Das ist mal was anderes, und keiner wird sich mehr darüber lustig machen. Hallo, mein Name ist Princeton, Dr. Princeton. Das hört sich gut an, wie jemand Berühmtes. Hey, darf ich Sie heute zum Abendessen ausführen?«
Ruth tätschelte ihm die Schulter. »Ich habe heute Abend bereits ein Date,
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