Angst
hat, nachdem Ruth eingeliefert worden war. Haben Sie was von ihm gehört?«
Dix nickte. »Das eben war der Gerichtsmediziner. Er hat den Rest Ihrer Blutprobe analysiert, Ruth. Sie hatten dieselbe Droge in Ihrem Körper wie Erin Bushnell - eine Droge namens BZ.«
»Ich weiß nicht viel darüber«, sagte Sherlock, »lediglich, dass es ein Gas ist, das in Vietnam benutzt wurde und das Nervensystem angreift. Hat er Ihnen mehr darüber berichtet, Sheriff?«
Dix hielt kurz inne und lächelte sie an. »Um ehrlich zu sein, Sherlock, habe ich es gegoogelt, während Savich die Maiskolben zubereitet hat. Ich habe einige der gefundenen Seiten ausgedruckt, damit Sie später einen Blick darauf werfen können. Der offizielle Name lautet Benzilsäureester, aber aus naheliegenden Gründen kennt man es unter der Bezeichnung BZ. Es ist ein farb- und geruchloses Gas, das normalerweise in Sprayform geliefert wird und in den Sechzigerjahren zu militärischen Zwecken entwickelt wurde. Es wirkt ziemlich schnell, ruft einen erhöhten Pulsschlag hervor, die Sicht wird verschwommen, die Koordinationsfähigkeit nimmt ab. Das Ungewöhnliche an BZ ist, dass es sich um ein sogenanntes Psychopharmakon handelt - es beeinflusst die Wahrnehmung und das Denken, verursacht Halluzinationen, Bewusstseinstrübungen, Vergesslichkeit und sogar eine völlige Starre.
Es stellte sich schließlich heraus, dass BZ trotz allem im Krieg wenig taugte, da die Folgen unvorhersehbar sind und von überwältigender Angst und Panikattacken bis hin zu blinder Wut reichen können, die dazu führt, dass in die Enge getriebene Soldaten bis zum Äußersten kämpfen, ohne auf ihre eigene Sicherheit zu achten.
Die Russen haben während des afghanischen Guerillakriegs in den Achtzigerjahren ein Mittel eingesetzt, das den Wirkungen von BZ sehr ähnlich ist, und jetzt kommt es: Möglicherweise haben sie dieses Gas bei der Moskauer Geiselkrise in dem Theater benutzt, wahrscheinlich in richtig hoher Dosis. Immerhin hat die Katastrophe mit Hunderten von Toten geendet.«
»Aber Erin war noch nicht tot, als sie in die Brust gestochen wurde«, sagte Sherlock.
»Nein, allerdings hatte sie viel von dem Zeug in ihrem Körper, mehr als Sie, Ruth. Bei all den schrecklichen Dingen, die Sie in dieser Höhle erlebt haben, möchte ich mir gar nicht ausmalen, was Erin Bushnell durchmachen musste.«
Ruth stieß langsam die Luft aus. »Also darf ich annehmen, dass ich nicht einfach nur verrückt geworden bin. Aber wie bekommt jemand ein solches Gas in die Finger?«
Dix zuckte mit den Schultern. »Der Gerichtsmediziner hat gesagt, dass diese Art von Chemikalien bei pharmazeutischen Firmen und durch das Internet erhältlich sind. Anscheinend gibt es ein legitimes Interesse an der Erforschung von BZ. Da es nichts Alltägliches ist, sollten wir uns die Sache mal genauer ansehen; allerdings ist es eher unwahrscheinlich, dass das Gas aus einer lupenreinen, dokumentierten Quelle hier in der Nähe stammt, die unseren Mörder überführen könnte.«
Savich nickte. »Da bei dir eine niedrigere Dosis als bei Erin nachgewiesen wurde, Ruth, hast du wohl die Rück-stände von dem Gas abbekommen, das für sie bestimmt war. Vielleicht ist der Mörder später zurückgekehrt, um sein Werk zu überprüfen, und hat dich dort liegen sehen, völlig durchgedreht oder sogar bewusstlos. Womöglich hat er dir auf den Kopf geschlagen oder dich bereits verletzt aufgefunden und hat dich anschließend aus der Höhle gebracht.«
»Aber warum hat er mich dann nicht einfach umgebracht und dort bei Erin zurückgelassen?«
»Weil das ihr Grab war, Ruth«, erwiderte Savich langsam, »und nicht deines. Nur ihres.«
»Das wäre total krank, Dillon.«
»Ja«, sagte er, »das wäre es.«
Sherlock setzte sich aufrecht hin, während sie ihre Teetasse auf den Knien balancierte. »Du glaubst also, dass die Wahl des Grabs mit Erins Einbalsamierung in Zusammenhang steht?«
»Dr. Himple meinte, dass der Mörder sie nicht wirklich einbalsamiert hat«, antwortete Dix an Savichs Stelle. »Es sei jedoch das Seltsamste, das er jemals gesehen habe. Ich versuche es ganz genau zu erklären.« Dix zog ein Blatt Papier aus seiner Hemdtasche und überflog es einen Moment. »Okay, wenn ein Bestattungsunternehmen eine Leiche einbalsamiert, machen sie kleine Einstiche in die Karotisarterie und die Jugularvene. Dann führen sie einen Schlauch in die Karotis ein, um die einbalsamierende Flüssigkeit hineinzupumpen, während das Blut durch die
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