Angst
rasch durchsuchen. Meine Deputys werden dann hier nach Fingerabdrücken schauen, sobald sie mit dem Tatort fertig sind.«
Alle wussten, was zu tun war, und nach zehn Minuten versammelten sie sich wieder im Wohnzimmer.
»Sie hätte einkaufen gehen müssen«, erklärte Ruth. »Im Kühlschrank befinden sich lediglich eine Schale Karotten und ein Tetrapack fettarme Milch. In den Küchenschubladen war nichts Besonderes zu finden, keine Notizzettel oder Aufzeichnungen.«
Das Wohnzimmer, der kleine Schlafraum und das Badezimmer sahen beinahe unbewohnt aus.
Ganz im Gegensatz zu Erin Bushnells Musikzimmer. Es hatte Läden vor den Fenstern und war nicht sehr geräumig, aber es war klar, dass dies der Raum war, in dem die junge Frau ihre gesamte Zeit verbrachte. Stapel sorgfältig geordneter Partituren für Violine und Orchester lagen herum. Auf einem Stuhl befand sich ein offener Geigenkasten, in dem die Violine fein säuberlich verstaut war. Behutsam holte Sherlock das Musikinstrument hervor und hielt es in der flachen Hand. »Sie wurde im neunzehnten Jahrhundert von Hart und Sons in London hergestellt. So etwas kommt einem nicht oft unter. Ein herrliches Instrument.«
Sherlock überflog die Notenblätter, konnte allerdings nichts Ungewöhnliches erkennen.
Sie fanden weder ein Adress- oder Tagebuch noch lose Papiere, auf denen Erin sich etwas aufgeschrieben oder die Namen ihrer Verabredungen festgehalten hätte. Die junge Frau besaß jedoch einen kleinen Laptop, den Dix mitnahm. »Weenie wird sich darum kümmern.« Als Ruth fragend die Stirn runzelte, lächelte er. »Sein Name ist Allen, aber jeder nennt ihn Weenie. Er mag diesen Spitznamen, wirklich.«
Ruth zog Erins Wohnungstür hinter ihnen zu. »Das einzig Persönliche an diesem Apartment sind ihre Noten und die Geige.«
»Ich denke, wir müssen an einer anderen Stelle nach dem Mordmotiv suchen«, sagte Dix. Während er von dem alten Haus wegfuhr, fügte er hinzu: »Ich finde, wir sollten für heute Feierabend machen. Meine Jungs werden sich schon fragen, wo ich Sie versteckt halte. Außerdem hasse ich es, sie nach der Schule zu lange allein zu lassen. Sie sind ganz aus dem Häuschen, dass die FBI-Agenten noch einmal zu uns nach Hause kommen.«
»Ja, ich kann mir vorstellen, dass sie im Moment in der Schule hoch im Kurs stehen«, erwiderte Ruth. »Ich wette, sie haben allen ihren Freunden versprochen, heute Abend ein Menge Geheimnisse aus uns herauszubekommen.«
Dix hupte, um einen Wagen zu warnen, der vor ihm wenden wollte. »Sie müssen nur aufpassen, dass Brewster Sie nicht noch einmal anpinkelt«, sagte er zu Ruth.
Ruth grinste. »Ich weiß. Außerdem könnte ich von keinem meiner Bewunderer zum Abendessen ausgeführt werden, falls dieses Malheur erneut passieren sollte. Möglicherweise trage ich bereits Robs letzte Klamotten.«
Dix’ Handy klingelte, während er mit dem Range Rover vorsichtig um einen etwa ein Meter hohen Schneehaufen fuhr, der mitten in der Stumptree Lane den Weg versperrte. Jemand hatte einen großen Schneeball daraufgesetzt, mit einer Karotte als Nase. »Es würde mich nicht überraschen, wenn Rob und Rafer bei diesem Kunstwerk ihre Hände im Spiel hatten.«
Er ging ans Handy. »Ja? Hier spricht Sheriff Noble.«
Er lauschte einen Augenblick, parkte den Range Rover an der Straßenseite und sagte dann: »Ihr wollt mich wohl verarschen! Das kann doch nicht wahr sein!« Dix hörte weiter zu, beendete dann das Gespräch und steckte sein Telefon zurück in seine Jackentasche. »Das war der Gerichtsmediziner, Dr. Himple«, meinte er schließlich. »Er sagt, Erin Bushnell hatte Drogen im Blut, was er mithilfe seines Spektroskopie-Sets nachweisen konnte. Er glaubt, es handelt sich um eine Chemikalie namens BZ, die sie wohl außer Gefecht gesetzt hat. Danach hat der Mörder mit einer dünnen Klinge oder Nadel in ihre Brust gestochen.« Dix sog hörbar die Luft ein. »Aber etwas Schlimmeres, als was er nach dem Mord mit ihr angestellt hat, habe ich noch nie gehört.«
Ruth beugte sich vor und berührte ihn am Arm. »Was hat er getan, Dix?«
»Er hat sie einbalsamiert.«
KAPITEL 15
Savich streute Salz auf seinen Maiskolben, biss hinein und seufzte genüsslich. »Rob, wir fanden den Schneemann toll, den ihr mitten auf die Stumptree Lane gebaut habt. Die alte Karotte hat dem Ganzen das gewisse Etwas verliehen - und hätte die meisten Fahrer wohl dazu gebracht, bewundernd anzuhalten. Euer Dad hat den Schneemann jedoch mit dem Range Rover
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